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Orkan Dirk

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Dirk
Dirk, 23.12. 18:00 UTC über Irland, mit ausgeprägtem Frontsystem, der Sturmzone an der Vorderseite im Süden und dem intensiven Warmluftband im Südosten
Dirk, 23.12. 18:00 UTC über Irland, mit ausgeprägtem Frontsystem, der Sturmzone an der Vorderseite im Süden und dem intensiven Warmluftband im Südosten
Dirk, 23.12. 18:00 UTC über Irland, mit ausgeprägtem Frontsystem, der Sturmzone an der Vorderseite im Süden und dem intensiven Warmluftband im Südosten
Unwetter Wintersturm mit Weihnachtstauwetter
Tief Atlantiktief, Typ I nach Bebber (Orkan)
Daten
Beginn 23. Dezember 2013
Ende 25. Dezember 2013
Windspitze[1] 228 km/h (Iraty, Pyrenäen)
Kerndruck[2] 940 hPa (Stornoway, Isle of Lewis, ‎24.12.)
Temperatur[3] 15,6 °C (Salzburg, ‎25.12.)
Folgen
Betroffene Gebiete westliches Europa, insbesondere Vereinigtes Königreich, Frankreich, Spanien
Opfer 7[4]
mehrere 100.000e Haushalte ohne Strom
Karte mit allen verlinkten Seiten

Orkan Dirk, in den Medien auch Weihnachtsorkan genannt, war ein Orkan, der vom Montag, den 23., bis zum Mittwoch, den 25. Dezember 2013 weite Teile Westeuropas erfasste und für teilweise erhebliche Schäden sorgte. Parallel kam es im Ostteil Europas zu Rekordwärme, und in Folge zu schwerem Schneefall in den Alpen.

Tief o.N.
Unwetter Starkschneefall
Tief Italientief
Daten
Beginn 25. Dezember 2013
Ende 27. Dezember 2013
Neuschnee­menge[5] 120 cm/24 h (San Bernardino, ‎25.–26.12., jew. morgens)
Folgen
Betroffene Gebiete Alpensüdseite: Italien, Schweiz, Österreich
mehrere Tausend Haushalte ohne Strom
Karte mit allen verlinkten Seiten

Sturmtief Dirk entstand am 22. Dezember 2013 bei Neufundland als schwaches, aber schnell nach Osten ziehendes Tiefdruckgebiet.[6] Der Kern erlebte dann hinter einem starken Islandtief Christian eine explosive Zyklogenese. Montag Mittag, den 23., hatte sich Dirk enorm verstärkt und lag nun vor der Küste von Irland.[7] Ab dem Nachmittag gab es dort im Tiefland erste schwere Sturmböen.

Am Heiligabend erreichte der inzwischen zum Orkan herangewachsene Sturm seinen Höhepunkt, im Kern sank der Luftdruck auf unter 940 Hektopascal bei der Isle of Lewis, der niedrigste seit 1886 gemessene Wert.[2][8] Die Ausläufer des ungewöhnlich großen Orkans erfassten dabei Irland, Großbritannien, Spanien, Portugal, Frankreich, die Benelux-Staaten, Nordwestdeutschland, Dänemark und Westnorwegen.[9] Gleichzeitig kam es vor der Sturmfront zu einer intensiven südwestlichen Höhenströmung, im Alpenraum mit starkem Föhn,[10] als typisches Weihnachtstauwetter[11] mit einigen Weihnachtswärmerekorden. Mittwoch den 25., am Christtag, verlagerte sich das Tief über die Nordsee, der Sturm flaute ab, die Südströmung nahm noch zu.[12]

Windspitzen
Ort km/h
Iraty FrankreichFrankreich[1] 228
Gütsch ob Andermatt Schweiz[13] 208
Needles Old Battery, Isle of Wight Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich[14] 149

Ein Spitzenwert wurde an der französischen Messstation Iraty in den Pyrenäen mit 228 km/h verzeichnet.[1] In den Hochlagen Schottlands 180 km/h.[4] Im Ärmelkanal wurden am 24. bis zu 148 km/h (92 mph) gemessen.[14] Der Sturm wuchs in den Schweizer Alpen bis über 200 km/h an, von der MeteoSchweiz als Föhnorkan genannt (Gütsch ob Andermatt auf 2287 m Windspitze 208 km/h, 3. höchster Wert ab 1981).[13] Gebietsweise kam es zu Starkregen, etwa in Boscombe Down, Salisbury Plain UK, 66,7 Liter binnen 24 Stunden (die größte dort je gemessene 24-Stunden-Regenmenge),[14] im Münsterland 37 l/24 h.[15]

Temperaturrekorde
Ort °C
Salzburg OsterreichÖsterreich[3] 15,6 (25.)
Moskau RusslandRussland[3] 03,5
Binningen BL Schweiz[10] 17,1 (24.)
Bohumin Tschechien[15] 13,2
24. oder 25.; mind. 100-jährig, teils seit Beginn der Aufzeichnung

Parallel verzeichnete etwa die Hälfte aller Messstationen in Deutschland den wärmsten 24. Dezember seit Beginn der Wetteraufzeichnungen,[3] auch Binningen im Baselland 17,1 °C (die Föhnregionen der Schweiz 5–8 Grad über normal),[10] Salzburg am Alpennordrand maß mit 15,6 °C den mildesten 25. Dezember,[16][3] sogar in Moskau wurde mit 3,5 °C der wärmste Dezembertag seit über 100 Jahren registriert.[3][17]

Das Tief zerfiel 27. des Monats vor Nordnorwegen.[18] Seine Okklusionsfront hatte aber schon zum Stephanitags (26.) über den Alpen einen Schleppwirbel gebildet, der sich als mächtiges – namenloses – Mittelmeertief ausbildete, und in Norditalien zu heftigen Unwettern und in den Alpen enormen Schneemengen (Nordtessin, Misox bis 120 cm/24 h,[5] Osttirol bis 80 cm[19]) führte – in San Bernardino war das der intensivste Schneefall seit Messbeginn 1952.[5]

Großklimatische Lage

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Das Ereignis fiel in eine Phase global extrem starker Druckschwankungen. Vor Weihnachten herrschten in Nordamerika Temperaturunterschiede von 60 °C auf wenigen tausend Kilometer (Florida +30 °C, New York +16 °C, nördlicher Mittelwesten und Große Seen −15 bis –30 °C), was sich nach Silvester zu einer der schwersten Kältewellen in Nordamerika auswuchs. Ostkanada und Teile der USA wurden ab 22. von einem Schneesturm getroffen, hier waren in Ontario mehrere 100.000 Haushalte, gutteils im Greater Toronto Area, am Weihnachtsabend ohne Strom (Toronto ice storm).[20] Eine regelrechte Hitzewelle betraf in den Vorweihnachtswochen Ostsibirien, Alaska und die nördliche Westküste.[21] Eine ähnliche Extremlage hatte um Nordamerika in der ersten Dezemberwoche geherrscht,[22] während in Europa der Orkan Xaver durchzog. Danach hatte es um den 13. Dezember Schnee in der Levante bis Israel gegeben.
In Ostasien wurde um Weihnachten von Sibirienhoch ein Kaltlufttropfen abnorm weit nach Süden gedrängt, an der thailändisch-laotischen Grenze herrschte Frost, und Thailand erlebte bis Bangkok eine Kältewälle von unter +20 °C.[4] Auch in der Antarktis gab es Wetterextreme.

Mindestens sieben Menschen kamen bei dem Sturm ums Leben.[4]

In Irland fiel für 30.000 Haushalte der Strom aus.[23]

Vereinigtes Königreich

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In der Nacht auf den 24. Dezember musste der Fährverkehr im Hafen von Dover gestoppt werden. In Südengland waren über die Feiertage 150.000 Haushalte ohne Strom, weil starker Wind Leitungen gekappt hatte.[15] 1000 Häuser wurden nach Starkregen überflutet,[15] damit war Dirk eines der Ereignisse der Überschwemmungsserie in England Ende 2013 bis Anfang 2014.

In Großbritannien starben 5 Menschen, darunter drei Hundehalter, die ihre von Fluten erfassten Tiere retten wollten.[4][15]

In der Bretagne und der Normandie fiel am Mittag des 24. Dezembers in über 240.000 Haushalten der Strom aus,[4] am zweiten Weihnachtstag war die Versorgung für noch etwa 20.000 nicht wiederhergestellt.[15] Hier wurde ein Kind von einer einstürzenden Mauer erschlagen, vor der Küste ging vom Frachters Victoriaborg ein russischer Seemann, bei einer Bö von 120 km/h über Bord und ertrank.[15][4]

In Spanien war besonders die Region Galicien im Nordwesten von heftigem Sturm und großen Regenmengen betroffen,[15] Mittwochs die ganze Iberische Halbinsel.[19] Hier waren zeitweise 88.000 Haushalte ohne Stromversorgung.[24] Im Nordwesten Spaniens, bei Covas, entgleiste ein Zug, nachdem er gegen einen umgestürzten Baum gefahren war.[15][4] In Muxía wurde die Pilgerkirche Santuario da Virxe da Barca nach Blitzschlag zerstört.[25]

In der Schweiz wurden wegen des Föhnsturms (über 200 km/h im Gipfelraum) zahlreiche Bergbahnen gesperrt.[19] Nach den schweren Schneefällen wurde wegen Lawinengefahr auf mehreren Bahnstrecken der Verkehr eingestellt.[15]

In Italien kam es durch starken Regen im Norden und Schneefälle im Alpenraum zu schweren Behinderungen im Bahn-, Straßen- und Flugverkehr.[15] Im Piemont und in Cortina d’Ampezzo waren 10.000ende Menschen ohne Strom.[15] In Genua mussten wegen Murenabgängen kleinere Evakuierungen vorgenommen werden.[15] Bei Turin gab es einen Lawinentoten.[15]

In Österreich kam es verbreitet zu Verkehrsbehinderungen. Im Nordosten in Niederösterreich gab es zahlreiche Feuerwehreinsätze wegen Sturm, insbesondere umgestürzter Bäume.[26] Am Alpennordrand herrscht zeitgleich Föhnsturm (Rudolfshütte 150 km/h,[27] Rekordtemperaturen in Salzburg), mit mehreren abgedeckten Häusern.[19][27] Parallel kam es im Süden zu enormen Neuschneemengen, in Osttirol und Kärnten waren einige Tausend Haushalte ohne Strom.[19]

In Polen erreichte der Sturm im Süden bis fast 180 km/h. Hier gab es unwetterbedingt mehrere Dutzend Verletzte.[15]

In Dänemark kam es durch schlechte Sichtverhältnisse zu zahlreichen Verkehrsunfällen, mit um die 50 Verletzten.[15]

Einzelnachweise

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  1. a b c Tempête: record à 228 km/h dans les Pyrénées, Le Figaro, 2013/12/24
  2. a b Eddie Graham: Lowest pressure for 127 years recorded in Stornoway today (Confirmed) + Storm Videos. In: UHI-Mahara. 24. Dezember 2013, abgerufen am 25. Dezember 2013.
  3. a b c d e f Heilige Nacht, Stürmische Nacht. In: Salzburger Nachrichten. 27. Dezember 2013, Chronik, S. 18.
  4. a b c d e f g h Wetter Weihnachten mit Sturm, Stromausfall und Wärmerekorden. In: Tagesspiegel. 25. Dezember 2013 (archive.org).
  5. a b c Ergiebige Schneefälle im Süden (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive) und Zwischenhoch nach dem grossen Schnee (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive), MeteoSchweiz, Tagesaktualitäten. 26. und 27. Dezember 2013.
  6. DWD-Wetterkarte Prognose für So 22.12.2013, 12:00 UTC, Website der Freien Universität Berlin
  7. DWD-Wetterkarte Prognose für Mo 23.12.2013, 12:00 UTC, FU Berlin
  8. Christmas Eve weather warning- lowest pressure in over 100 years. In: Stornoway Gazette. 23. Dezember 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Dezember 2013; abgerufen am 25. Dezember 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stornowaygazette.co.uk
  9. DWD-Wetterkarte Prognose für Di 24.12.2013, 12:00 UTC, FU Berlin
  10. a b c Föhnsturm an Heiligabend (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive), MeteoSchweiz, Tagesaktualitäten, 24. Dezember 2013.
  11. im weiteren Sinne: der ganze Dezember war hier in den Tieflagen ausnehmend mild mit meist Plusgraden und schneelos gewesen
  12. DWD-Wetterkarte Prognose für Mi 25.12.2013, 12:00 UTC, FU Berlin
  13. a b Bilanz des Föhnorkans (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive), MeteoSchweiz, Tagesaktualitäten. 25. Dezember 2013.
  14. a b c Wind and rainfall data 23 to 24 December 2013, MetOffice, News, 2013/12/24
  15. a b c d e f g h i j k l m n o p Extremes Weihnachtswetter: "Dirk" bringt Stürme, Schnee und Wärme. SIR/dpa, Schwarzwaelder Bote online, 27. Dezember 2013.
  16. Wärmste Weihnachten, Beitrag in Salzburg heute, Mi, 25. Dezember 2013 19.00 Uhr (@1@2Vorlage:Toter Link/tvthek.orf.atVideo (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2021. Suche in Webarchiven), Programmarchiv tvthek.orf.at, 01:34 Min., abgerufen am 28. Dezember 2013)
  17. Weihnachten 2012 maß München die mildesten je gemessenen Weihnachten mit sogar 20,7 °C (Wärmste Weihnachten aller Zeiten, Mittelbayerische.de, 25. Dezember 2012), Berlin-Tempelhof mit 12,5 °C (Wärmste Weihnachten seit Beginn der Wetteraufzeichnung. In: Berliner Morgenpost. 25.12.12);
    auch Weihnachten 2009 hatte etliche Temperaturrekorde gebracht (Golling bei Salzburg 18,4 °C; Wärmste Weihnachten seit 60 Jahren, kurier.at, 24. Dezember 2012).
  18. DWD-Wetterkarte Prognose für Fr 27.12.2013, 12:00 UTC, FU Berlin
  19. a b c d e Ein heftiger Gruß von Frau Holle. Chaos. Winterwetter in Kärnten und Osttirol. In: Salzburger Nachrichten. 27. Dezember 2013, Österreich, S. 11.
  20. Ice, snow storm hits Central and Atlantic Canada. Toronto Hydro CEO calls situation 'highest level of emergency'; outages could last until Christmas, CBC News, 22. Dezember 2013; Eisstürme in Kanada, Nässe in Deutschland. Orkan "Dirk" bläst weiße Weihnachten fort, n-tv online, 23. Dezember 2013; → en:December 2013 North American storm complex.
  21. What has happened to Siberia? Russian region famous for being cold experiences freak warm weather in December for first time in living memory, Daily Mail Online, 18. Dezember 2013.
  22. Current pattern draws comparisons to historically cold December 1983. Rick Grow, in The Washington Post online, 6. Dezember 2013 – ausführliche Analyse
  23. Electricity restored to most homes. In: RTE. 25. Dezember, abgerufen am 25. Dezember 2013.
  24. Severe storm in Europe: 5 dead, air travel snarled. In: Mercury News. 24. Dezember 2013, abgerufen am 24. Dezember 2013.
  25. Sturm zerstört historische Kirche in Nordspanien, spanien-bilder.com, o. D.
  26. Sturm sorgt für Straßensperren, noe.orf.at, 6. Dezember 2013.
  27. a b Föhn legte im Gasteiner Tal die Bahn lahm. In: Salzburger Nachrichten. 27. Dezember 2013, Lokalteil Aus Stadt und Land, S. 1.