Tris(hydroxymethyl)aminomethan
Tris(hydroxymethyl)aminomethan (Kurzbezeichnung TRIS oder THAM), auch Tromethamin, Trometamol (INN) sowie TRIS-Puffer genannt. Chemisch handelt es sich um ein primäres Amin mit drei alkoholischen Hydroxygruppen.
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Name | Tris(hydroxymethyl)aminomethan | |||||||||||||||||||||
Andere Namen | ||||||||||||||||||||||
Summenformel | C4H11NO3 | |||||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farbloser Feststoff[2] | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse |
Azidosetherapeutikum | |||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 121,14 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||||||||
Dichte |
1,32 g·cm−3[2] | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Siedepunkt |
219–220 °C (bei 1,33 kPa)[5] | |||||||||||||||||||||
pKS-Wert |
8,2 (bei 20 °C)[5] | |||||||||||||||||||||
Löslichkeit | ||||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Synthese
BearbeitenZunächst werden drei Äquivalente Formaldehyd in einer Aldolreaktion an Nitromethan unter Bildung von Tris(hydroxymethyl)nitromethan angelagert. Anschließend wird die Nitrogruppe durch Hydrierung mit Raney-Nickel zur Aminogruppe reduziert.[7]
Chemische Eigenschaften
BearbeitenTris(hydroxymethyl)aminomethan wird für biochemische, molekularbiologische, mikrobiologische und pharmazeutische Zwecke als Puffersubstanz verwendet. Bei einem pKs 8,2 (bei 20 °C) besitzt TRIS eine gute Pufferkapazität zwischen pH 7,2–9,0. Es zeigt allerdings eine relativ starke Temperaturabhängigkeit der Säurekonstante (ΔpKs = −0,031 K−1). Der pH-Wert steigt bei Abkühlung bzw. sinkt bei Erwärmung der Lösung.[8]
Verwendung
BearbeitenPuffersubstanz in der Biochemie
BearbeitenDie Substanz ist in der Biochemie eine häufig verwendete Puffersubstanz, z. B. im TE-Puffer bei der DNA-Sequenzierung[9] oder in Elektrophoresepuffern wie bei der Trennung von Proteinen per SDS-PAGE[10] oder der Trennung von Nukleinsäuren per Agarose-Gelelektrophorese (TAE-Puffer, TBE-Puffer).[11] Weiterhin wird Tris(hydroxymethyl)aminomethan für Puffer zur Lösung von Proteinen verwendet, z. B. im TBS-Puffer und im TBS-T-Puffer.[10] Da die Verbindung eine reaktive primäre Aminogruppe aufweist und in verschiedenen Fällen als Protein-Inhibitor wirkt, ist es nicht für alle Anwendungen geeignet, weshalb dann beispielsweise Good-Puffer Puffer verwendet werden.[12]
Hilfsstoff in der Pharmazie
BearbeitenTrometamol wird in verschiedenen pharmazeutischen Darreichungsformen wie etwa Injektions- und Infusionslösungen, Augentropfen, Cremes und Gelen als Hilfsstoff zur Stabilisierung eingesetzt. Es wirkt alkalisierend und puffernd.
Arzneistoff/Puffersubstanz in der Medizin
BearbeitenIn Form seines Hydrochlorids wird Tris(hydroxymethyl)aminomethan als Arzneistoff zur Behandlung der metabolischen Azidose angewendet, ferner zur Alkalisierung des Harns bei Vergiftungen mit schwach sauren Stoffen wie etwa Barbituraten. Es wird intravenös verabreicht. Da Tris-Puffer atemdepressiv wirkt, ist die Verwendung bei noch spontan atmenden Patienten mit respiratorischer Insuffizienz kontraindiziert. Als organische Base bildet Tris(hydroxymethyl)aminomethan mit Mineralsäuren Salze. Im Blut gelöstes Kohlenstoffdioxid (CO2) kann auf diese Weise neutralisiert werden. Beim physiologischen pH-Wert von 7,4 liegen ca. 70 % des Tris(hydroxymethyl)aminomethan im Blutplasma in der ionisierten (= protonierten). Form vor. Nichtionisiertes Trometamol durchdringt die Zellmembranen und ist auch intrazellulär als Puffer wirksam; dies bewirkt Kaliumverschiebungen vom Intra- in den Extrazellulärraum. Es kann initial zu Hyperkaliämie und sekundärer Hypokaliämie kommen. Das Hydrochlorid der Verbindung gibt es als Infusionslösung oder Infusionslösungskonzentrat. Das Medikament ist in Mengen über 1 g je abgeteilter Arzneiform verschreibungspflichtig.
Handelsnamen
BearbeitenTHAM (D), TRIS (D), sowie ein Generikum (D)
Literatur
Bearbeiten- Karl Friedrich Rothe: Tierexperimentelle Untersuchungen zur Wirkung von Trispuffer (THAM) und Natriumbikarbonat. Einflüsse auf die intrazelluläre Bikarbonatkonzentration in vivo. In: Anästhesie Intensivtherapie Notfallmedizin. Band 19, 1984, S. 191.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Eintrag zu TROMETHAMINE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ a b Datenblatt TRIS ≥99,3 % (PDF) bei Carl Roth, abgerufen am 19. November 2022.
- ↑ a b c d Eintrag zu Trometamol in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 19. November 2022. (JavaScript erforderlich)
- ↑ O. Piloty, O. Ruff: Ueber einige Amino-alkohole der Fettreihe. In: Chem. Ber. 20, 1897, S. 2057–2068, doi:10.1002/cber.189703002181.
- ↑ a b c d Eintrag zu Trometamol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. Juni 2014.
- ↑ Eintrag zu Tromethamine in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM), abgerufen am 15. November 2016. (Seite nicht mehr abrufbar )
- ↑ Lillian C. Becker, Wilma F. Bergfeld, Donald V. Belsito, Ronald A. Hill, Curtis D. Klaassen, Daniel C. Liebler, James G. Marks, Ronald C. Shank, Thomas J. Slaga, Paul W. Snyder, Lillian J. Gill, Bart Heldreth: Safety Assessment of Tromethamine, Aminomethyl Propanediol, and Aminoethyl Propanediol as Used in Cosmetics. In: International Journal of Toxicology. Band 37, 1_suppl, Mai 2018, S. 5S–18S, doi:10.1177/1091581817738242.
- ↑ New England Biolabs: pH vs Temperature for Tris Buffer, abgerufen am 19. November 2022.
- ↑ Gregory J. Porreca, Jay Shendure, George M. Church: Polony DNA Sequencing. In: Current Protocols in Molecular Biology. Band 76, Nr. 1, Oktober 2006, doi:10.1002/0471142727.mb0708s76.
- ↑ a b David D. Moore: Commonly Used Reagents and Equipment. In: Current Protocols in Molecular Biology. Band 35, Nr. 1, Juli 1996, doi:10.1002/0471142727.mba02s35.
- ↑ Daniel Voytas: Agarose Gel Electrophoresis. In: Current Protocols in Immunology. Band 2, Nr. 1, Juni 1992, doi:10.1002/0471142735.im1004s02.
- ↑ Carlos M. H. Ferreira, Isabel S. S. Pinto, Eduardo V. Soares, Helena M. V. M. Soares: (Un)suitability of the use of pH buffers in biological, biochemical and environmental studies and their interaction with metal ions – a review. In: RSC Advances. Band 5, Nr. 39, 2015, S. 30989–31003, doi:10.1039/C4RA15453C.