Imane Khelif

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Imane Khelif
Imane Khelif (2023)
Daten
Geburtsname Imane Khelif
Geburtstag 2. Mai 1999
Geburtsort Tiaret
Nationalität Algerien Algerisch
Gewichtsklasse Halbweltergewicht
Stil Linksauslage
Größe 178 cm
Kampfstatistik als Profiboxer
Kämpfe 56
Siege 47
K.-o.-Siege 7
Niederlagen 9
Profil in der BoxRec-Datenbank
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Mittelmeerspiele 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Paris 2024 Weltergewicht
Weltmeisterschaften
Silber Istanbul 2022 Halbweltergewicht
Logo der Mittelmeerspiele Mittelmeerspiele
Gold Oran 2022 Halbweltergewicht

Imane Khelif (arabisch إيمان خليف; * 2. Mai 1999 in Tiaret, Algerien) ist eine algerische Boxerin im Halbweltergewicht, die bei den Olympischen Spielen 2024 Olympiasiegerin im Weltergewicht wurde.

Kindheit und Jugend

Khelif wuchs in einem ländlichen Dorf in der Provinz Tiaret, im Nordwesten Algeriens, auf. Sie spielte zunächst Fußball, bevor sie zum Boxen wechselte. In ihren frühen Jahren verkaufte sie Altmetall, um sich die Anfahrt zum Training in das Nachbardorf leisten zu können.[1]

Karriere

Khelifs erste große Wettbewerbe bei den Erwachsenen waren die Boxweltmeisterschaften 2018 in Indien, wo sie in der ersten Runde ausschied und damit den 17. Platz belegte. Bei den Boxweltmeisterschaften 2019 in Russland schied sie im ersten Kampf gegen Natalja Schadrina aus und landete auf Platz 33.

Khelif nahm für Algerien an den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio im Leichtgewicht teil. Sie war somit die erste Boxerin, die ihr Land in dieser Disziplin bei den Olympischen Spielen vertrat. Dort schied sie im Viertelfinale gegen die Irin Kellie Harrington aus.[2]

2022 nahm sie an den Boxweltmeisterschaften teil und erreichte als erste algerische Boxerin ein Finale, indem sie die Niederländerin Chelsey Heijnen besiegte. Im Finale stand sie der Irin Amy Broadhurst gegenüber und unterlag.[3]

Im Juli 2023 gewann Khelif bei den arabischen Meisterschaften im Weltergewicht.[4]

Im Januar 2024 wurde Khelif UNICEF-Botschafterin ihres Landes.[1]

Laut der Datenbank von BoxRec hatte sie bis zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 als Amateurboxerin 37 Kämpfe gewonnen und neun verloren.[5]

Disqualifikation bei der Weltmeisterschaft 2023

Bei der im März 2023 von der International Boxing Association (IBA)[6] durchgeführten Box-WM der Frauen wurde Khelif vor ihrem Goldmedaillenkampf gegen Yang Liu und drei Tage nach ihrem Sieg gegen die bis dahin ungeschlagene Russin Azalia Amineva vom Wettkampf ausgeschlossen und rückwirkend disqualifiziert,[7] weil sie einen das Geschlecht prüfenden Test nicht bestanden haben soll.[8][9] Der wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin umstrittene IBA-Präsident Umar Nasarowitsch Kremlew behauptete im russischen Staatsfernsehen, Khelif verfüge über XY-Chromosomen.[9][10]

Später wurde hingegen berichtet, Khelif sei wegen erhöhter Testosteronwerte disqualifiziert worden.[8][9] Die IBA erklärte, Khelif sei keiner Testosteronuntersuchung unterzogen worden, sondern bei einem anderen anerkannten Test sei festgestellt worden, dass Khelif gegenüber anderen weiblichen Wettbewerbern Vorteile habe. Einzelheiten dazu wurden als vertraulich bezeichnet.[11] Khelif legte gegen diese Entscheidung Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein, zog diesen jedoch später zurück.[12] Laut einem Artikel in der Washington Post blieb unklar, welche Standards Khelif nicht erfüllte. Es seien keine Beweise vorgelegt worden, dass Khelif XY-Chromosomen oder erhöhte Testosteronwerte habe.[13]

Olympische Spiele 2024

Nach der Suspendierung der IBA durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Jahr 2019 organisiert dieses die Durchführung der Boxwettbewerbe bei den Olympischen Sommerspielen selbstständig. Das IOC verzichtet seit 1999 auf Geschlechtstests und übernimmt die Angaben offizieller Dokumente.[14][15] Laut IOC erfülle Khelif die Teilnahmebedingungen sowie alle geltenden medizinischen Vorschriften.[16] Des Weiteren betrachtete das IOC die durchgeführten Tests der IBA als irregulär.[17]

Im Auftaktkampf in der Gewichtsklasse bis 66 kg besiegte Khelif die Italienerin Angela Carini nach 46 Sekunden durch Technischen Knockout.[18] Carini hatte nach einem direkten Treffer ins Gesicht aufgegeben und verweigerte den Handschlag, wofür sie sich im Nachhinein entschuldigte.[19] Die nächste Gegnerin, die Ungarin Anna Luca Hamori, beschrieb die Teilnahme von Khelif am Wettbewerb als unfair.[20] In der Folge verstärkte dies die internationalen Diskussionen über den Geschlechtsstatus von Khelif, was zu Anfeindungen in den Sozialen Netzwerken führte.[21][22] Der IOC-Präsident Thomas Bach verurteilte die Hass-Kommentare gegen Khelif.[23] Im Viertelfinale gegen Hamori setzte sich Imane Khelif nach Punkten durch, ebenso wie im Halbfinale gegen die Thailänderin Janjaem Suwannapheng.[24][25]

Im Finale konnte sie sich gegen die Chinesin Yang Liu den Olympiasieg einstimmig nach Punkten sichern. Dabei dominierte Khelif den Kampf, sicherte sich die ersten beiden Runden durch präzise Treffer und entschied den Kampf durch taktische Leistung in der letzten Runde. Sie gewann Algeriens bisher erste Goldmedaille im Frauenboxen.[26][27]

Commons: Imane Khelif – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b A top female boxer, Imane Khelif, dreams of gold to inspire young people. In: unicef.org. 8. März 2024, abgerufen am 1. August 2024.
  2. Venetia Menzies: Imane Khelif’s childhood in Algeria, where her father defends her right to box. In: www.thetimes.com. 9. August 2024, abgerufen am 9. August 2024 (englisch).
  3. Boxe-Mondiaux féminins-2022 : marquant l'histoire de la boxe algérienne, Imane Khelif en Argent, Ichrak Chaïb en Bronze. In: Radio Algerien. 19. Mai 2022, abgerufen am 31. Juli 2024 (französisch).
  4. https://results.arabgames2023.dz/disciplines/BOX
  5. Genderstreit nach K. o. im Boxen Die 46 kontroversesten Sekunden von Paris. 2. August 2024, abgerufen am 3. August 2024.
  6. Holly Thorpe, Ryan Storr: Misinformation, abuse and injustice: breaking down the Olympic boxing firestorm. 5. August 2024, abgerufen am 5. August 2024 (amerikanisches Englisch).
  7. Banned governing body fueling outcry on Olympic boxers has Russian ties and troubled history. In: NBC Chicago. 3. August 2024, abgerufen am 5. August 2024 (englisch).
  8. a b Sean Ingle: Boxers who failed gender tests at world championships cleared to compete at Olympics. In: The Guardian. 29. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024 (englisch).
  9. a b c Warum zwei als männlich getestete Frauen trotzdem bei Olympia boxen. In: Luxemburger Wort. 30. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024.
  10. Matt Lawton: Olympics allows boxers banned over gender eligibility to compete against women. In: The Times. 31. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024 (englisch).
  11. Statement made by the International Boxing Association regarding Athletes Disqualifications in World Boxing Championships 2023. International Boxing Association, 31. Juli 2024, archiviert vom Original am 31. Juli 2024; abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
  12. Paris 2024: Algeria condemn ‘baseless attacks’ on boxer. In: BBC News. 31. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
  13. Les Carpenter: Olympic woman boxer who faced gender-eligibility claim wins, igniting outcry. In: The Washington Post. 2. August 2024, abgerufen am 5. August 2024 (englisch).
  14. Lukas Brems: Kampf und Kulturkampf bei Olympia: Was Sie zum Fall der Boxerin Khelif wissen müssen. In: Spiegel Online. 2. August 2024, abgerufen am 4. August 2024.
  15. Sean Ingle: Angela Carini abandons Olympic fight after 46 seconds against Imane Khelif. In: The Guardian. 1. August 2024, abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
  16. Lin Yu-ting and Imane Khelif: Boxers cleared for Paris Olympics. In: BBC News. 30. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024 (englisch).
  17. Paris 2024: IOC brand IBA's gender tests 'illegitimate'. RTÉ, 4. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  18. Katie Falkingham: Khelif opponent abandons early in controversial fight. BBC, 1. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  19. I want to apologise to Khelif - Italian boxer Carini. BBC, 2. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  20. Khelif being in women's boxing not fair, says next opponent. BBC, 2. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  21. Rachel Baig: Boxer Imane Khelif targeted by hate speech, disinformation. Deutsche Welle, 6. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  22. Sean Gregory: Imane Khelif, Algerian Boxer at the Center of Gender Row, Now Guaranteed an Olympic Medal. Time, 3. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  23. Olympics chief slams ‘unacceptable’ hate speech against boxers in gender row. France24, 3. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  24. Imane Khelif, the Algerian boxer in gender row, punches ticket to Paris Olympics final. France24, 7. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  25. Under pressure: Algerian boxer Imane Khelif triumphs after days of abuse over 'gender controversy'. Cricinfo, 4. August 2024, abgerufen am 10. August 2024 (englisch).
  26. sportschau.de: Olympische Spiele in Paris: Boxerin Khelif gewinnt Gold im Weltergewicht. Abgerufen am 9. August 2024.
  27. Boxerin Imane Khelif feiert emotionalen Olympiasieg. In: www.sueddeutsche.de. 9. August 2024, abgerufen am 9. August 2024.