Johanneum zu Lübeck

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Johanneum zu Lübeck
um 1905
Hauptfassade des Johanneums um 1905
Schulform Gymnasium
mit Musikzweig
Gründung 1872
Adresse Bei St. Johannis 1–3
23552 Lübeck
Ort Lübeck
Land Schleswig-Holstein
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 52′ 0″ N, 10° 41′ 35″ OKoordinaten: 53° 52′ 0″ N, 10° 41′ 35″ O
Schüler 951 Schüler in 36 Klassen[1]
Leitung Michael Janneck
Website www.johanneum-luebeck.de

Das Johanneum zu Lübeck wurde auf Beschluss des Rates der Hansestadt Lübeck zu Ostern 1872 als höhere Bürgerschule eingerichtet und erhielt den Namen Johanneum als Realgymnasium 1905. Die Schule sieht sich in der Tradition der 1163 gegründeten Domschule. Seit 1906 befindet sich das Johanneum in den Gebäuden beim St.-Johannis-Kloster am unteren Ende der Dr.-Julius-Leber-Straße und der Fleischhauerstraße.[2]

Auf dem Schulhof befindet sich Fritz Behns Brunnen mit der Statue von Johannes dem Täufer.[3] Das ist insoweit ein Versehen des Künstlers, als der Name der Schule von dem Evangelisten Johannes herrührt. Das Johanneum erhielt seine heutige Gestalt nach zahlreichen räumlichen, inzwischen denkmalgeschützten Erweiterungen des ältesten Lübecker St.-Johannis-Klosters (gotisches Refektorium auf dem Schulhof).

Schulhof des Johanneums (2019)

Im Hauptgebäude sind das Lehrerzimmer, das Sekretariat und die Büros der Schulleitung, die Biologie-, Physik-, Chemie- und Kunsträume sowie die Sexten bis Quarten (5. bis 7. Klasse) untergebracht. Außerdem verfügt die Schule über ein Refektorium, in dem die Musikfachräume, Erdkunderäume, einige Klassenräume sowie die Umkleiden der angrenzenden Großturnhalle eingerichtet worden sind. Die Aula wird meist für Klausuren, durch einige der Orchester sowie für Theaterveranstaltungen und Konzerte genutzt.

Im Gebäude der ehemaligen Hauptfeuerwache[4], in dem sich seit ihrer Renovierung die Klassenräume der Untertertien bis Oberprimen (Stufen 8 bis 12) befinden, ist auch die 2007 eingerichtete Mensa der Schule zu finden. Sie wird von dem Catering-Service „das-culinarium“ betrieben.

Der Sportunterricht findet zwischen Herbst- und Osterferien in einer dreifach teilbaren Großturnhalle statt. Im Sommer wird auf dem Sportplatz Falkenwiese unterrichtet.

In den Sommerferien wird der Schulhof zur Neuen Freilichtbühne Johanneum umfunktioniert.

Das Johanneum bietet einen Musikzweig und die Teilnahme an einem der zahlreichen Orchester, Chöre sowie Schülerensembles an.

2009 gewann die Bigband des Johanneums den vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein veranstalteten Landeswettbewerb „Jazz It Up!“.[5]

Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Am Johanneum wurde 2021 aus dem Kollegium eine BNE-Koordinatorin eingesetzt. Aus der Schülerschaft des Johanneums wurde 2021 die Initiative „Wir lernen klimaneutral“ gegründet, die Schülerinnen und Schüler auch anderer Schulen befähigen will, Bildung für nachhaltige Entwicklung einzufordern und Maßnahmen des Klimaschutzes voranzubringen. Die Schulinitiative will deutschlandweit Initiativen zu Klimaschutz an Schulen und BNE im Unterricht auf einer Plattform zusammenfassen und vorstellen.

Portal am Eingang
Johannesbrunnen, gestiftet 1907 vom Industriellen Ramm in Kolberg (Heidesee), einem ehemaligen Schüler der Anstalt
Schüler des Johanneums um 1910 mit Fußball auf dem Buniamshof.
Kriegsfreiwillige Primaner im September 1914

In alphabetischer Reihenfolge

  • Otto Bussenius (1848–1924), Altphilologe, 1901–1913 am Johanneum, vorher Schulleiter des Progymnasiums
  • Heinz-Joachim Draeger (1935–2017), Lehrer für Deutsch und Kunst, bekannt als Buchautor und Illustrator
  • Fritz Endres (1886–1945), Deutsch- und Geschichtslehrer
  • Karl Ernst (1857–1917), entwickelte schon vor dem Ersten Weltkrieg die Reformmethode zur Vermittelnden Methode weiter
  • Curt Fensterbusch (1888–1978), Altphilologe (Seminarjahr von 1913 bis 1914)
  • Hermann Hofmeister (1878–1936), antisemitischer Lehrer, Historiker und Archäologe. Hofmeister diskriminierte Schüler jüdischer Herkunft sogar im Unterricht. Er hasste die Demokratie und versuchte, die Schüler gegen die Demokratie von Weimar aufzuhetzen. Deswegen wurde er von der Schule entfernt und verlor 1923 sogar seinen Lehrerposten in Lübeck. 1933 beteiligte er sich an der Denunziation seines ehemaligen Kollegen Walter Kramer, s. u.
  • Walter Kramer (* 9. Mai 1883 in Bevern)[7], Studienrat mit Doktorat, Lehrer für Englisch und Französisch, Klassenlehrer von Willy Brandt, wurde auf Grund einer politischen Denunziation des kommissarischen, nationalsozialistischen Schulamtsleiter vom Reichstatthalter für Mecklenburg/Lübeck Friedrich Hildebrandt am 29. April 1933 als politisch unzuverlässig entlassen. Walter Kramer war über die Vernichtung seiner Existenz verzweifelt und verübte aus diesem Grund am 27. August 1933 Suizid, in den seine Frau ihm bald nachfolgte. Der siebzehnjährige Sohn musste darauf in die „Irrenanstalt“ eingeliefert werden.[8]
  • Heinrich Lenz (1846–1913), Zeichenlehrer, Naturkundelehrer
  • Heinz Lingenberg (1927–1996), Historiker (1978 in Ruhestand)
  • Eilhard Erich Pauls (1877–1961), Lehrer für Deutsch und Geschichte, hinterließ einen bleibenden positiven Eindruck bei seinem Schüler Willy Brandt[9]
  • Friedrich Reeh (1890–1965), Oberstudienrat und kommissarischer Schulleiter von 1943 bis 1945, 1945 kommissarischer Bürgermeister
  • Hermann Stodte (1871–1939), Direktor 1918 bis 1934
  • Hans Wäsche (1903–1979), ab 1952 Mathematiklehrer, als „Mathe-Papst“ tituliert, Redaktionsleiter des Zentralblatts für Didaktik der Mathematik beim Klett Verlag
  • Hans-Jürgen Wille (1930–2004), Musiklehrer, Chorleiter und Kantor an der Lübecker Marienkirche

Sekundärliteratur

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  • Richard Schult Hrsg.: Johanneum zu Lübeck – Von der höheren Bürgerschule zum Städtischen Gymnasium. Festschrift zur 125-Jahr-Feier. Johanneum Lübeck, Lübeck 1997. (Umfangreiches Buch, das in über 100 Beiträgen über die Geschichte der Schule informiert)
  • Jörg Fligge: Lübecker Schulen im „Dritten Reich“: eine Studie zum Bildungswesen in der NS-Zeit im Kontext der Entwicklung im Reichsgebiet, Schmidt-Römhild, Lübeck 2014, ISBN 3-7950-5214-9, S. 631 ff.

Quellen der Zeit

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  • Bericht über das ... Schuljahr von Ostern ... bis Ostern ... Lübeck 1878–1892 (Digitalisat)
  • Bericht über das ... Schuljahr von Ostern ... bis Ostern ... Lübeck 1893, 1899–1902 (Digitalisat)
  • Realschule zu Lübeck. ... Schuljahr von Ostern ... bis Ostern ... Lübeck 1894–1898 (Digitalisat)
  • Bericht über das ... Schuljahr von Ostern ... bis ... Lübeck 1903–1904 (Digitalisat)
  • Bericht über das Schuljahr von Ostern ... bis Ostern ... Lübeck 1905–1929 (Digitalisat)
  • Carl Adolf Meyer: Beschreibung des Neubaus. In: Beilage zum Jahresbericht 1907, S. 26–40. Lübeck 1907, S. 3–25. Lübeck 1907 (Digitalisat)
  • Wilhelm Brüsch: Beschreibung der Lehrzimmer für Physik und Chemie. In: Beilage zum Jahresbericht 1907, S. 26–42. Lübeck 1907 (Digitalisat)
  • Julius Müller: Bericht über die Einweihungsfeier. In: Beilage zum Jahresbericht 1907, S. 43–48. Lübeck 1907 (Digitalisat)
  • Wilhelm Brüsch: Die Einführung und Durchführung der in den Unterrichtsgang eingefügten chemischen und physikalischen Schülerübungen auf allen Klassenstufen des Johanneums in den Jahren 1906 bis 1913. Lübeck 1913 (Digitalisat)
  • Johanneum zu Lübeck (Hrsg.): 100 Jahre Johanneum zu Lübeck, Lübeck, 1972
Commons: Johanneum zu Lübeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Verzeichnis der allgemeinbildenden Schulen in Schleswig-Holstein 2017/2018
  2. Von Lübecks Türmen, Unterhaltungsblatt des Lübecker General-Anzeigers vom 28. April 1906 S. 131 – 135 mit 4 Abb. und vom 8. Dezember 1906 S. 387 – 391 mit 5 Abb. Artikel von Wilhelm Haase: Bilder aus dem Schulwesen der Stadt Lübeck: Das Johanneum.
  3. Von Lübecks Türmen, Unterhaltungsblatt des Lübecker General-Anzeigers vom 18. Mai 1907 S. 160 mit Bild S. 155 und vom 1. Juni 1907 S. 176 mit Artikel von Wilhelm Haase: Der Johannes-Brunnen im Johanneum
  4. Wilhelm Haase: Das Lübecker Feuerlöschwesen. In: Von Lübecks Türmen 2. Juni 1906 S. 172–175 mit 3 Abb. der neuen Hauptfeuerwache, heute zur Schule gehörend
  5. Lübecker Johanneum Bigband gewinnt Landeswettbewerb (Memento vom 25. November 2010 im Internet Archive) auf der Seite des Deutschen Musikrats
  6. In seiner Schulzeit trug er noch seinen Geburtsnamen Herbert Frahm. Seinen Decknamen „Willy Brandt“ nahm er im Exil in Norwegen an.
  7. Personalbogen von Walther (sic!) Kramer in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
  8. Richard Schult: „Vaterländische Erziehung“ – „Deutschtum“ – „Antisemitismus“. Politische Werteerziehung am Johanneum während der Weimarer Republik (mit zwei Anhängen). In: Richard Schult (Hrsg.): Johanneum zu Lübeck – Von der höheren Bürgerschule zum Städtischen Gymnasium. Festschrift zur 125-Jahr-Feier. Johanneum Lübeck, Lübeck 1997. S. 267f.
  9. Brigitte Seebacher-Brandt: Willy Brandt. Taschenbuch, Piper, München 2006, ISBN 3-492-24608-7, S. 107.