Liederzyklus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Liederzyklus oder Liederkreis ist ein vom Komponisten selbst zusammengestellter Zyklus von Liedern, aus dem einzelne Lieder nicht ohne Verlust herausgelöst werden können. Nicht selten stammen die Texte aus Gedichtzyklen.

Der inhaltliche innere Zusammenhang ist schon durch die Textvorlage angelegt und wird durch offene oder verdeckte musikalische Gestaltungsmittel vertieft. Ein Zusammenhang kann dabei durch melodisch-motivische Mittel hergestellt werden, dabei werden Motive aus anderen Teilen des Zyklus zitiert oder wieder aufgenommen. Auch auf harmonischer Ebene bestehen oft Zusammenhänge, etwa durch die Tonartenfolge der einzelnen Teile; die Geschlossenheit des Zyklus wird häufig durch eine Rückkehr zur Ausgangstonart am Ende des Werks angedeutet. Diese Merkmale sind nicht zwingend für einen Liederzyklus. Das Fehlen eines dieser Merkmale kann aber selbst bedeutungstragend sein. So kann man die Tatsache, dass Schuberts Schöne Müllerin und Winterreise weit entfernt von der jeweiligen Ausgangstonart enden, als Zeichen dafür deuten, dass für den Protagonisten kein Weg zurückführt.

Bekannte Beispiele für Liederzyklen sind:

Die Form des Liederzyklus ist nicht auf die E-Musik und das Kunstlied beschränkt. Ein bekanntes Beispiel für einen Liederzyklus im Bereich der Pop-Musik ist das Album The Juliet Letters (1993) von Elvis Costello. Die Grenzen zum Konzeptalbum sind dabei fließend. Auch das Album Mein Herz brennt (2003), in dem der Filmkomponist Torsten Rasch Liedtexte von Rammstein neu vertonte, gehört in diese Kategorie.

  • Elmar Budde: Schuberts Liederzyklen. Ein musikalischer Werkführer. München 2003.
  • Cyrus Hamlin: The Romantic Song Cycle as Literary Genre. In: Walter Bernhart / Steven Paul Scher / Werner Wolf (Hrsg.): Word and Music Studies. Defining the Field. Amsterdam/Atlanta 1999, S. 113–134.
  • Clemens Kühn: Formenlehre der Musik. Bärenreiter, Kassel 1987, ISBN 3-7618-1392-9.
  • Ingo Müller: "Eins in Allem und Alles in Einem": Zur Ästhetik von Gedicht- und Liederzyklus im Lichte romantischer Universalpoesie. In: Günter Schnitzler und Achim Aurnhammer (Hrsg.): Wort und Ton. Freiburg i. Br. 2011, S. 243–274 (Rombach Wissenschaften: Reihe Litterae. Bd. 173).
  • Ingo Müller: Maskenspiel und Seelensprache. Zur Ästhetik von Heinrich Heines Buch der Lieder und Robert Schumanns Heine-Vertonungen (= Rombach Wissenschaft), 2 Bände, Baden-Baden 2020. Band 1: Heinrich Heines Dichtungsästhetik und Robert Schumanns Liedästhetik, ISBN 978-3-96821-006-3. Band 2: Heinrich Heines Buch der Lieder und Robert Schumanns Heine-Vertonungen, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-96821-009-4.
  • Günter Schnitzler: Zyklische Prinzipien in Dichtung und Musik am Beispiel von Heines »Lyrischem Intermezzo« und Schumanns »Dichterliebe«. In: Henriette Herwig u. a. (Hrsg.): Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen. Internationaler Kongress zum 150. Todesjahr von Heinrich Heine und Robert Schumann. Stuttgart 2007, S. 321–336.
  • Ewald Zimmermann: Der Liederzyklus – musikalische Form oder Anordnungsprinzip?. In: Klaus-Gotthard Fischer u. Christiane Schumann (Hrsg.): Schubert-Jahrbuch 1996: Bericht von der Tagung »Schubert-Aspekte«. Duisburg, 1996, S. 31–40.