Niemodlin

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Niemodlin
Falkenberg
Niemodlin Falkenberg (Polen)
Niemodlin
Falkenberg (Polen)
Niemodlin
Falkenberg
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Opole
Powiat: Opolski
Gmina: Niemodlin
Fläche: 13,11 km²
Geographische Lage: 50° 38′ N, 17° 36′ OKoordinaten: 50° 38′ 0″ N, 17° 36′ 0″ O
Höhe: 160–175 m n.p.m.
Einwohner: 6485 (31. Dez. 2016)
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OPO
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 46 NysaOpole
Nächster int. Flughafen: Breslau



Alte Stadtmauer
Das Schloss Falkenberg entstand ab 1313

Niemodlin (deutsch Falkenberg O.S.) ist eine Stadt im Powiat Opolski der Woiwodschaft Opole in Polen. Sie ist zugleich Sitz der Stadt- und Landgemeinde Niemodlin mit etwa 13.350 Einwohnern.

Niemodlin liegt am linken Ufer der Steinau zwischen der oberschlesischen und der mittelschlesischen Ackerebene, etwa 25 Kilometer südwestlich von Oppeln. Die Gemeinde Niemodlin grenzt im Westen an die Glatzer Neiße und ist weitgehend von Wäldern umgeben. Die Stadt liegt an der Landesstraße 46. Ihr Bahnhof lag an der 1996 stillgelegten Bahnstrecke Szydłów–Lipowa Śląska (Strecke Schiedlow–Falkenberg (Oberschles.)–Deutsch Leippe).

Nachbarorte sind im Norden an Gościejowice (Heidersdorf), im Nordosten an Michałówek (Michaelsdorf), im Südosten an Sady (Baumgarten) und Wydrowice (Weiderwitz), im Süden an Lipno (Lippen), im Südwesten an Brzęczkowice (Springsdorf) und im Westen an Piotrowa (Petersdorf).

Eine slawische Siedlung, die für die Feinde unzugänglich zwischen Sümpfen auf der einen und dem Fluss auf der anderen Seite lag, bestand vermutlich schon im 10. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf „Nemodlin“ 1224. Übersetzt heißt der Begriff nicht übler bzw. guter Platz.[1] 1228 vergab der Oppelner Herzog Kasimir I. dieses Dorf seinem Paladin Clemens und dessen Bruder Virbecha, die dafür Bauleistungen an der Oppelner Burg zu erbringen hatten. Sie verwendeten das Dorf zur Ausstattung des Benediktinerinnenklosters Staniątki bei Krakau. Kazimirs Sohn Wladislaus I. erwarb 1260 das Dorf Nemodlin zurück, vermutlich um eine deutschrechtliche Stadt anzulegen, deren Stadtrecht für das Jahr 1283 mit der Erwähnung eines Bürgers belegt ist. Der deutsche Ortsname Falkenberg ist erstmals für das Jahr 1290 nachweislich. Nach dem Tod Herzog Bolkos I. wurde dessen Herrschaftsgebiet 1313 aufgeteilt und das Herzogtum Falkenberg für den ältesten Sohn Bolko von Falkenberg errichtet. Das Herzogtum Falkenberg bestand bis 1382; danach wurde es wieder mit dem Herzogtum Oppeln verbunden.

Falkenberg nach dem Stadtbrand 1750
Häuser an der Nordseite des Rings
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Nach dem Tod des Herzogs Johann II., der 1532 ohne Nachkommen starb, fiel Falkenberg zusammen mit dem Herzogtum Oppeln als erledigtes Lehen durch Heimfall an die Krone Böhmen. Danach war die Stadt Falkenberg zunächst im Pfandbesitz des Matthias von Logau und ab 1572 des Kaspar von Pückler, der sie 1581 als Eigentum erwarb, wodurch die eigenständige Grundherrschaft Falkenberg entstand. Er brachte die Reformation in die Stadt und ließ das Schloss im Stil der Renaissance umbauen. Im 15. Jahrhundert hatte sich die Bevölkerung von Falkenberg stark polonisiert, wurde jedoch im 16./17. Jahrhundert durch Zuzug aus den Gebieten von Grottkau und Brieg wieder eingedeutscht. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Falkenberg nach der Schlacht am Weißen Berg 1622 wieder katholisch. Neue Herren wurden Mitte des 17. Jahrhunderts die von Zierotin, dann 1779 die Familie von Praschma.

Im 18. Jahrhundert gehörte Falkenberg zur Steuerrätlichen Inspektion in Neustadt O.S.[2] Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Falkenberg an Preußen und wurde Kreisstadt des Landkreises Falkenberg O.S., mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Ebenfalls 1742 wurde eine evangelische Kirche erbaut, die acht Jahre später wieder durch einen Brand zerstört wurde. Am 23. Juni 1754 wurde der wiederaufgebaute Neubau eingeweiht.[3]

Schloss Falkenberg, Sammlung Alexander Duncker

Im 19. Jahrhundert blieb eine größere wirtschaftliche Entwicklung zunächst aus. Erst der Eisenbahnanschluss im Jahre 1888 brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1845 bestanden im Dorf ein Schloss mit herrschaftlichen Garten, eine katholische Pfarrkirche, eine katholische Schule, eine evangelische Kirche, eine evangelische Schule, ein Spritzenhaus, eine Brauerei, zwei Brennereien, ein Schießhaus. Im gleichen Jahr lebten in Falkenberg 1559 Menschen, davon 1009 katholisch, 496 evangelisch und 54 jüdisch.[3] 1849 wurde in Falkenberg das Königliche Kreisgericht eingerichtet. 1855 lebten 1971 Menschen im Ort.[4]

Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Falkenberg eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, einen Bahnhof an der Staatsbahnlinie SchiedlowDeutsch-Leippe, ein Schloss, ein evangelisches Johanniter-Krankenhaus, ein katholisches Krankenhaus, Zigarrenfabrikation, Töpferei, ein Sägewerk, eine Ziegelei, einen Truppenübungsplatz und war Sitz eines Amtsgerichts.[5]

In der NS-Zeit waren NSDAP-Kreisleiter: Joachim Heine von 1933 bis 1937, Alfred Rieger von 1938 bis 1939, Hans Schramm von 1939 bis 1941, dann Helmut Michel.[6]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Falkenberg kaum zerstört. Nach dem Einmarsch der Roten Armee wurde die Stadt 1945 von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. Ihr slawischer Name Niemodlin wurde wieder eingeführt. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten, die zum Teil aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, wo sie der polnischen Minderheit angehört hatten. Die deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht vorher geflohen war, von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

1950 wurde Niemodlin der Woiwodschaft Oppeln eingegliedert. 1957 begannen die Abrissarbeiten der evangelischen Kirche am Ring. Zunächst wurde der Turm, 1963 dann das ganze Gebäude abgetragen. Heute befindet sich an der gleichen Stelle eine Grünanlage.[7]

1999 wurde Niemodlin dem neu gegründeten Powiat Opolski (Kreis Oppeln) eingegliedert. 2011 lebten in Niemodlin 3269 Einwohner.[8]

Sehenswürdigkeiten

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Schlosstor
Alte Bürgerhäuser am Ring
Ehemaliges Landratsamt
  • Das Schloss Falkenberg (ehemals Falkenburg) entstand an der Stelle eines hölzernen Kastells ab 1313 unter Herzog Bolko von Falkenberg im Stil der Renaissance. Im 16. Jahrhundert wurde es umgebaut und um den Süd- sowie den Westflügel erweitert. Weitere Umbauten erfolgten im 18. und 19. Jahrhundert.
  • Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Kościół Wniebowzięcia NMP) im Westen des Rings wurde erstmals 1228 erwähnt. 1290 wird der „Pfarrer Eckehard von Valkenbrech“ erwähnt, womit das Bestehen einer Stadtpfarrei bezeugt wird. Die heutige Kirche entstand vermutlich im Jahr 1381. 1572 wurde durch Kaspar Pückler die Reformation in Falkenberg eingeführt und 1622 wieder ein katholischer Pfarrer in der Kirche eingesetzt. Während der Kämpfen im Dreißigjährigen Kriegs brannte die Kirche am 17. Juli 1640 vollkommen aus. 1651 erfolgte der Wiederaufbau. Von 1389 bis 1810 diente das Gebäude als Propsteikirche. 1781 schlugen zwei Blitze im Kirchturm ein, wodurch dieser durch einen Brand abgetragen werden musste. 1795 wurde der Kirchturm wieder aufgebaut. Nach Baufälligkeit wurde er erneut 1864 abgetragen und kurz darauf wieder aufgebaut. Dabei erhielt der Kirchturm die noch heute vorhandene Höhe von 62,7 Meter.[9] Zur Innenausstattung gehören u. a. der mit Rokokoelementen verzierte Hauptaltar von 1834 mit älteren Figuren der hll. Petrus und Paulus sowie die spätbarocken Seitenaltäre und die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert.
  • Der das Schloss umgebende Landschaftspark wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anstelle eines Grabens angelegt.
  • Die Stadtmauer wurde Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet, das an ihr gelegene Zeughaus entstand um 1700. Es wurde 1945 zerstört und 1960 unter Rekonstruktion des Wehrgangs wieder aufgebaut.
  • Am Ring (Rynek) stehen mehrere Bürgerhäuser mit barocken Fassaden.
  • Die Statue des hl. Florian wurde ursprünglich 1717 errichtet. 1906 wurde sie abgetragen und durch eine exakte Nachbildung ersetzt. Sie hat eine Höhe von vier Metern und besteht aus Bunzlauer Sandstein.[9]
  • Das ehemalige Landratsamt wurde 1873 an der vormaligen Neisser Straße errichtet.[9]

Einwohnerentwicklung

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1756 598 [10]
1766 712 [10]
1776 749 [10]
1780 764 [10]
1781 802 [10]
1782 819 ohne die Garnison (zwei Kampanien Kürassiere)[10]
1816 1175 [11]
1825 1299 davon 431 Evangelische, 25 Juden[12]
1840 1559 davon 496 Evangelische, 1009 Katholiken, 54 Juden[13]
1855 1971 [14]
1861 1967 davon 684 Evangelische, 1204 Katholiken, 79 Juden;[14]
1867 2076 am 3. Dezember[15]
1871 1960 darunter 650 Evangelische;[16] nach anderen Angaben 1960 Einwohner (am 1. Dezember), davon 621 Evangelische, 1259 Katholiken, 80 Juden[15]
1890 2001 [17]
1900 2103 meist Katholiken[5]
1910 2057 am 1. Dezember, ohne Schloss und Gutsbezirk (171 Einwohner)[18]
1933 2672 [17]
1939 2757 [17]
Anzahl Einwohner seit dem Zweiten Weltkrieg
Jahr Einwohner
1971 4.500
2004 6.911

Städtepartnerschaften

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Söhne und Töchter der Stadt

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Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

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Die Stadt- und Landgemeinde Niemodlin gliedert sich in die namensgebende Stadt und 27 Dörfer mit Schulzenämtern.

Commons: Niemodlin – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Heinrich Adamy: Die Schlesischen Ortsnamen ihre Entstehung und Bedeutung. Verlag von Priebotsch’s Buchhandlung, Breslau 1888, S. 10.
  2. Historia Powiatu Prudnickiego – Starostwo Powiatowe w Prudniku. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. November 2020; abgerufen am 9. November 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.powiatprudnicki.pl
  3. a b Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 812–813.
  4. Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865, S. 1125
  5. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 6, Leipzig/Wien 1906, S. 292–293, Ziffer 3.
  6. Kruszewski, Tomasz: Partia Narodowosocjalistyczna na Śląsku w latach (NSDAP in Schlesien in den Jahren) 1933-1945, Breslau 1995.
  7. Bilder und Informationen zur evangelischen Kirche Niemodlin (polnisch)
  8. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (XLSX-Datei, polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 2. Juli 2019
  9. a b c Heimatverein des Kreises Falkenberg O/S: Heimatbuch des Kreises Falkenberg in Oberschlesien. Scheinfeld, 1971. S. 63–120
  10. a b c d e f Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der preussischen Monarchie, Band 3, Teil 1, Halle 1792, S. 23.
  11. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821 S. 359, Ziffer 92.
  12. Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Melcher, Breslau 1830, S. 922.
  13. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage. Graß, Barth und Comp., Breslau 1845, S. 812–813.
  14. a b Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 1124, Ziffer 1.
  15. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 390–391, Ziffer 1.
  16. Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung. Band 2, G. F. O. Müller, Berlin 1874, S. 171–172, Ziffer 4.
  17. a b c Michael Rademacher: Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  18. gemeindeverzeichnis.de