Ravensburger Schutzmantelmadonna

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Ravensburger Schutzmantelmadonna (Michel Erhart)
Ravensburger Schutzmantelmadonna
Michel Erhart, um 1480
Holzschnitzerei
Skulpturensammlung, Berlin
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Die Ravensburger Schutzmantelmadonna (auch Ravensburger Schutzmantelfrau) ist eine spätgotische Madonnenstatue aus Lindenholz mit einem Schutzmantel, der zehn Personen bedeckt und der Skulptur den Namen gab. Die Skulptur wurde um 1480 von dem Künstler der Ulmer Schule Michel Erhart oder dem Bildhauer Friedrich Schramm geschaffen und befindet sich heute in der Skulpturensammlung in Berlin, stammt aber ursprünglich aus der Liebfrauenkirche in Ravensburg.

Bildbeschreibung

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Abweichend von zahlreichen anderen Darstellungen der Schutzmantelmadonna zeigt die Ravensburger Figur Maria ohne das Jesuskind.[1] Maria ist in ein bis zu den Füßen reichendes goldfarbenes Untergewand und einen weiten Mantel gekleidet, der mit einem kostbaren Webmuster verziert ist. Mit beiden Armen breitet sie diesen Mantel aus, um zehn Personen darunter Schutz zu gewähren. Kopf und Schultern hat sie mit einem Schleier bedeckt, der aber noch einen Blick auf ihre reiche Haartracht zulässt. Der reiche Faltenwurf des Gewandes entspricht dem durch die urkundliche Überlieferung wahrscheinlich gemachten Entstehungszeitpunkt der Skulptur im späten 15. Jahrhundert.

Das Werk wurde im Auftrag des Ravensburger Patriziers Clemens Ankenreute geschaffen und stand ab 1480 (oder 1489)[2] auf dem Hochaltar der Liebfrauenkirche. Als bei einem Pestausbruch die Madonna bei einem Bußgang durch die Stadt getragen wurde, konnte ein Abebben der Pest festgestellt werden, welches der Wirkmächtigkeit dieses Ganges und der Madonna zugeschrieben wurde. Dieses „Wunder“ führte fortan zu einer großen Verehrung der Ravensburger Schutzmantelmadonna und deren Anbetung in Gefahr und Not.

Die Madonna wurde später aus der Kirche – „dem veränderten Kunstgeschmack weichend“ – entfernt und auf einem Dachboden deponiert. Vor 1837 gelangte sie in Privatbesitz und wurde 1850 von den Berliner Museen[3] erworben, wo sie sich bis heute befindet.[4] 1935 fertigte ein Weingartner Künstler eine originalgetreue Kopie an, die in der Ravensburger Liebfrauenkirche aufgestellt wurde. Diese sogenannte Heimkehr „unserer lieben Frau“ wurde zum Anlass für „Das Spiel von der Ravensburger Schutzmantelmadonna.“ Das Marienspiel über die Entstehung des Bildwerkes kam zwischen 1935 und 1946 an mehreren Orten in Oberschwaben zur Aufführung.[5]

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges erschien einem Piloten eines britischen Kampfflugzeugs angeblich die Schutzmantelmadonna, unmittelbar bevor er Ravensburg anflog.[6] In seiner Erzählung gab er an, dass er aus diesem Grund umkehrte und so die Stadt Ravensburg an diesem Tag vor Luftangriffen verschont blieb. Aus Dankbarkeit wurde der größte und wichtigste Platz in Ravensburg nach dem Krieg in Marienplatz umbenannt.

  • Peter Eitel: Die Ravensburger Schutzmantelmaria. Beobachtungen zur Geschichte eines mittelalterlichen Kunstwerks. In: Ernst Ziegler (Hrsg.): Kunst und Kultur um den Bodensee. Zehn Jahre Museum Langenargen. Festgabe für Eduard Hindelang. Thorbecke, Sigmaringen, 1986, ISBN 3-7995-4099-7, S. 111–120.
  • Antje-Fee Köllermann, Iris Wenderholm (Hrsg.): Das Bode-Museum. 100 Meisterwerke. Museum für Byzantinische Kunst, Skulpturensammlung, Münzkabinett. 2. verb. Aufl. Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 2006, ISBN 3-88609-546-0.
  • Hermann Tüchle: Die Schutzmantelfrau. Zur Geschichte und zum Sinn ihrer Verehrung. In: Robert Mayer (Redaktion), Pfarramt Liebfrauen Ravensburg (Hrsg.): 700 Jahre Pfarrei Liebfrauen. 500 Jahre Schutzmantelfrau Ravensburg. 1280–1980. Pfarramt Liebfrauen, Ravensburg 1980, DNB 941109240, S. 18–37.
Commons: Ravensburger Schutzmantelmadonna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Maria mit dem Schutzmantel. In: SMB-digital – Online-Datenbank der Sammlungen. Staatliche Museen zu Berlin;
  • Fachabteilung Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst des Bode-Museums. Staatliche Museen zu Berlin, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.smb.museum (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  • Kirchengemeinde Liebfrauen Ravensburg

Einzelnachweise

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  1. Da der Begriff Madonna insbesondere für Darstellungen mit Kind verwendet wird, vermeiden manche Autoren den Begriff Schutzmantelmadonna, obwohl die Figur ansonsten diesem Typus entspricht. Begriffe wie Schutzmantelfrau (Hermann Tüchle), Schutzmantel-Maria oder Maria mit dem Schutzmantel (Staatliche Museen zu Berlin) konnten sich bisher nicht recht durchsetzen, wie schon ihre Vielzahl zeigt.
  2. Eine Inschrift am Altar erwähnte den Schnitzer Friedrich Schramm und das Jahr, welches als 1480 oder 1489 identifiziert wurde. Siehe Alfons Dreher: Geschichte der Reichsstadt Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802. Anton H. Konrad und Dorn’sche Buchhandlung, Weißenhorn bzw. Ravensburg 1972.
  3. Königliche Kunstkammer, später Kaiser-Friedrich-Museum, nach 1945 in der West-Berliner Skulpturenabteilung, Skulpturensammlung Berlin-Dahlem, heute Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum.
  4. Maria mit dem Schutzmantel. In: SMB-digital – Online-Datenbank der Sammlungen. Staatliche Museen zu Berlin;Bildwerke der christlichen Epochen von der Spätantike bis zum Klassizismus. Aus den Beständen der Skulpturenabteilung der Staatlichen Museen, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin Dahlem. Prestel-Verlag, München 1966, DNB 456114645, S. 73 Nr. 345 Taf. 57.Hermann Tüchle: Die Schutzmantelfrau. Zur Geschichte und zum Sinn ihrer Verehrung. In: Robert Mayer (Redaktion), Pfarramt Liebfrauen Ravensburg (Hrsg.): 700 Jahre Pfarrei Liebfrauen. 500 Jahre Schutzmantelfrau Ravensburg. 1280–1980. Pfarramt Liebfrauen, Ravensburg 1980, DNB 941109240, S. 18–37, hier S. 19.
  5. Ravensburger Schutzmantelfrau. 50 Jahre Das Spiel von der Ravensburger Schutzmantelfrau. Ravensburg 1985, o. V.
  6. Katholische Kirchengemeinde Liebfrauen Ravensburg: Liebfrauen Ravensburg - Schutzmantelmadonna (Memento vom 26. März 2010 im Internet Archive).