Reallexikon für Antike und Christentum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bände des RAC
Aufgeschlagener Band des RAC

Das Reallexikon für Antike und Christentum (RAC) ist eine Enzyklopädie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen dem frühen Christentum und dem Heidentum sowie Judentum der Antike auseinandersetzt. Es ist gedacht als „Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt“ (Untertitel). Es erscheint im Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart.

Begründet wurde das RAC 1935 auf Initiative von Theodor Klauser, Helmut Kruse und des niederländischen Latinisten Jan Hendrik Waszink, die ihren Lehrer Franz Joseph Dölger sowie Hans Lietzmann zur Mitarbeit bewegen konnten. Ihr Ansatz basierte auf den (Vor-)Arbeiten Dölgers, der sich schon seit seiner Promotion 1904 mit der Thematik „Antike und Christentum“ beschäftigte. Methodisch ging es um eine interdisziplinäre Bündelung der speziellen Kompetenzen der traditionellen Fächer Alte Geschichte, Kirchengeschichte, Klassische Archäologie, Christliche Archäologie, Klassische Philologie und Patristik/Patrologie. 1939 stellte Klauser ihren Plan auf dem Kongress für Klassische Archäologie in Berlin vor. Die Resonanz war mehrheitlich positiv, und viele bedeutende Gelehrte sagten ihre Mitarbeit zu. 1941 erschien schließlich die erste Lieferung. Bis auf die letzte Lieferung konnte Band 1 trotz aller Hindernisse bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges abgeschlossen werden. Der Neuanfang nach dem Ende des Kriegs jedoch gestaltete sich schwierig: Dölger und Lietzmann waren verstorben, Kruse gab aus beruflichen Gründen seine akademische Laufbahn auf, Waszink, dessen Familie während des Kriegs sehr unter den Deutschen gelitten hatte, stand einer Fortführung des RAC als deutschsprachiges Unternehmen zurückhaltend gegenüber, Klauser musste beim Wiederaufbau des Wissenschaftsbetriebs innerhalb Deutschlands vielfältige Aufgaben übernehmen. Außerdem waren viele Manuskripte, die Klauser in seiner Bonner Wohnung aufbewahrt hatte, durch einen Bombenangriff zusammen mit der Wohnung vernichtet worden. So trägt der vollendete erste Band des RAC erst das Jahr 1950 als Erscheinungsdatum[1].

Als Klauser klar wurde, dass er dieses Projekt nicht allein tragen und erfolgreich beenden konnte, initiierte er eine Einrichtung, die es zu Ende bringen sollte – das Franz Joseph Dölger-Institut. Träger des Instituts, das an der Universität Bonn angesiedelt war und ihr heute eingegliedert ist, wurde zunächst ein Verein. Zudem wurde ein erweitertes Herausgebergremium installiert, dem neben Klauser und dem Mitbegründer Waszink der Kirchenhistoriker Bernhard Kötting (ein weiterer Dölger-Schüler), der Religionswissenschaftler Carsten Colpe und der Gräzist Albrecht Dihle angehörten. Seit 1950 erschien der erste Band neu.

Als klar wurde, dass der private Verein nicht auf Dauer die Trägerschaft eines solchen Unternehmens sichern konnte, wandelte man ihn in einen reinen Förderverein um und überführte die wissenschaftliche Arbeit in den Aufgabenbereich der heutigen Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. In ihrem Auftrag wird das RAC heute im Franz Joseph Dölger-Institut bearbeitet. Dieses ist zugleich das „Institut zur Erforschung der Spätantike“ der Universität Bonn.

Der Abschluss des RAC ist für 2026 geplant. Weitere Schriftenreihen des Instituts sind das Jahrbuch für Antike und Christentum (JbAC), dessen Ergänzungsbände und die Monographienreihe Theophaneia.

Begründer und Herausgeber

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuelle Herausgeber

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Herausgeber

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Allgemeinen gibt es zu jedem Stichwort jeweils einen Abschnitt zum Bereich der nichtchristlichen Antike und einen Abschnitt zum Bereich des (antiken) Christentums, teils unter gesonderter Berücksichtigung der jüdischen Traditionen. Dabei sind auch die Artikelteile, die sich mit der nichtchristlichen Antike beschäftigen, eigenständige Forschungsbeiträge und nicht etwa aus einer christlichen Sicht verfasst.

Schwerpunkte des Lexikons sind die Erforschung der Spätantike und des beginnenden Frühmittelalters sowie der frühbyzantinischen Zeit. Auch die der Spätantike vorangehende römische Kaiserzeit wird behandelt, soweit es thematisch geboten ist. Hauptfragestellung ist, wie sich aus der vielschichtigen, keineswegs einheitlichen antiken Kultur, die aus der hellenistischen Zeit in der Mittelmeerwelt hervorging, die spätantik-christliche der folgenden Jahrhunderte entwickelte. Die Bedeutung dieser Fragestellung soll sich aus der Tatsache ergeben, dass diese spätantik-christliche Kultur eine Vorstufe der mittelalterlichen und damit zum Teil der heutigen Kultur bildet.

Nachträge wurden anfangs im Jahrbuch für Antike und Christentum vorabgedruckt. Seit 1985 gibt es Nachtragsartikel in Ergänzungsbänden (RAC Suppl.).

2024 war das RAC beim Buchstaben T und Band 32 angelangt. Jährlich erscheinen im Durchschnitt vier Lieferungen, damit alle zwei Jahre ein Band. Die Artikel, die oft die Länge eines Fachaufsatzes erreichen, werden in der Regel von führenden Experten verfasst und zudem gründlich von Redaktion und Herausgebern lektoriert, weshalb das Lexikon in der Fachwelt eine sehr große Autorität genießt. Das RAC ist uneingeschränkt zitationsfähig.

Erscheinungsjahr Hauptherausgeber Inhalt Enthaltene
Lieferungen
Band 1 1950 Theodor Klauser A und O – Bauen Lief. 1–8
Band 2 1954 Bauer – Christus Lief. 9–16
Band 3 1957 Christusbild – Dogma I Lief. 17–24
Band 4 1959 Dogma II – Empore Lief. 25–32
Band 5 1962 Endelechius – Erfinder Lief. 33–40
Band 6 1966 Erfüllung – Exitus illustrium virorum Lief. 41–48
Band 7 1969 Exkommunikation – Fluchformeln Lief. 49–56
Band 8 1972 Fluchtafel (Defixion) – Gebet I Lief. 57–64
Band 9 1976 Gebet II – Generatianismus Lief. 65–72
Band 10 1978 Genesis – Gigant Lief. 73–80
Band 11 1981 Girlande – Gottesnamen Lief. 81–88
Band 12 1983 Gottesschau (Visio beatifica) – Gürtel Lief. 89–96
Band 13 1986 Theodor Klauser /
Ernst Dassmann
Gütergemeinschaft – Heilgötter Lief. 97–104
Band 14 1988 Ernst Dassmann Heilig – Hexe Lief. 105–112
Band 15 1991 Hibernia – Hoffnung Lief. 113–120
Band 16 1994 Hofzeremoniell – Ianus Lief. 121–128
Band 17 1996 Iao – Indicatio feriarum Lief. 129–136
Band 18 1998 Indien – Italia II Lief. 137–145
Band 19 2001 Itinerarium – Kannibalismus Lief. 146–153
Band 20 2004 Georg Schöllgen Kanon I – Kleidung I Lief. 154–161
Band 21 2006 Kleidung II – Kreuzzeichen Lief. 162–169
Band 22 2008 Krieg – Lexikon I Lief. 170–177
Band 23 2010 Lexikon II – Manes Lief. 178–185
Band 24 2012 Manethon – Montanismus Lief. 186–193
Band 25 2013 Mosaik – Nymphaeum Lief. 194–201
Band 26 2015 Nymphen – Pegasus Lief. 202–209
Band 27 2016 Pelagius – Porträt Lief. 210–217
Band 28 2018 Poseidon – Reue Lief. 218–225
Band 29 2019 Christian Hornung Rhetorik – Schweiß Lief. 226–233
Band 30 2021 Schwester – Stadt I Lief. 234–241
Band 31 2023 Stellvertretung – Teufel (Satan) Lief. 242–249

Supplement-Bände

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erscheinungsjahr Hauptherausgeber Inhalt Enthaltene
Lieferungen
Supplement-Band 1 2001 Theodor Klauser /
Ernst Dassmann
Aaron – Biographie II Lief. 1–8
  • Theodor Klauser: Das Reallexikon für Antike und Christentum und das F. J. Dölger-Institut in Bonn. Berichte, Erwägungen, Richtlinien. 2. erw. Aufl., Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1970, ISBN 3-7772-7014-8.
  • Ernst Dassmann (Hrsg.): Das Reallexikon für Antike und Christentum und das F. J. Dölger-Institut in Bonn. Mit Registern der Stichwörter A bis Ianus sowie der Autoren Bände 1–16. Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-7772-9427-6.
  • Ernst Dassmann: Entstehung und Entwicklung des „Reallexikons für Antike und Christentum“ und des Franz Joseph Dölger-Instituts in Bonn. In: Jahrbuch für Antike und Christentum. Nr. 40, Aschendorff Verlag, Münster 1997, S. 5–17.
  • N. Borengässer: Briefwechsel Theodor Klauser – Jan Hendrik Waszink 1946–1951. Ein zeitgeschichtlicher Beitrag zur Fortführung des RAC nach dem II. Weltkrieg. In: Jahrbuch für Antike und Christentum. Nr. 40, Aschendorff Verlag, Münster 1997, S. 18–37.
  • N. Borengässer: Helmut Kruse – ein verwehrtes Forscherleben. In: Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. Nr. 108, Herder, Rom/Freiburg/Wien 2013, S. 145–149.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Christine Ruhrberg: Die Frühgeschichte des Reallexikons für Antike und Christentum