„Virtue signalling“ – Versionsunterschied

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'''Tugendprotzerei''' ist die deutsche Entsprechung des englischen ''virtue signalling'' und bezeichnet die Zur-Schau-Stellung einer eigenen – vermeintlich hochgeschätzten – moralischen Einstellung.
'''Tugendprotzerei''' ist die deutsche Entsprechung des englischen ''virtue signalling'' und bezeichnet die Zur-Schau-Stellung einer eigenen – vermeintlich hochgeschätzten – moralischen Einstellung.



Version vom 7. Februar 2020, 18:51 Uhr

Tugendprotzerei ist die deutsche Entsprechung des englischen virtue signalling und bezeichnet die Zur-Schau-Stellung einer eigenen – vermeintlich hochgeschätzten – moralischen Einstellung.

Herkunft

Das Wort ist bereits für das 19. Jahrhundert belegt.[1][2] Eine weitere Verbreitung fand es jedoch erst seit 2015, als Journalisten und Politikwissenschaftler eine deutsche Entsprechung für die englische Neubildung (Neologismus) virtue signalling benötigten (Beispiele unten). Der englische Ausdruck war zu dem Zeitpunkt zwar bereits seit mehreren Jahren im Gebrauch, jedoch erst im April 2015 durch einen Beitrag des Buchautors James Bartholomew in der Zeitschrift Spectator verstärkt in Umlauf gekommen.[3] Im Oktober desselben Jahres zeigte Bartholomew sich überrascht, wie stark der Ausdruck sich in der englischen Sprache etabliert hatte, und er nannte als eine beitragende Ursache die Umstände um die damalige migration crisis (Flüchtlingskrise in Europa ab 2015).[4]

Beispiele

  • FAZ, 1. November 2015: „britische Kritiker sprechen von ‚Tugendprotzerei‘“.[5]
  • Die Presse, 24. November 2015, Artikelüberschrift: Sachzwänge und deutsche Tugendprotzerei.[6]
  • Merkur (Zeitschrift), März 2016: „man hört die Kommentare, die sich über den Hippiestaat und die deutsche Tugendprotzerei mokieren“.[7]
  • Historiker Dominik Geppert, 2017: „Das böse Wort von der Bundesrepublik als verrückt gewordenem ‚hippie state‘ machte ebenso die Runde wie der Vorwurf der ‚Tugendprotzerei‘.“[8]
  • Professor für Philosophie Neil Levy in Der Tagesspiegel, 27. Januar 2020, Artikelüberschrift: Tugendprotzerei kann nützlich sein, Übersetzung des englischen Originals vom 29. November 2019 mit dem Titel Is virtue signalling a perversion of morality?[9]
  • Schweizer Nachrichtenportal Nau, 28. Januar 2020: „Gerade bei einem Multi, der ein ungesundes Produkt herstellt, wirkt solche Tugendprotzerei unglaubwürdig. In der Fachwelt spricht man von Virtue Signalling. Dabei werden eigene moralische Werte zur Schau gestellt – in der Hoffnung, dass dies dem Konsumenten gefällt. Doch die durchschauen das.“[10]
Weiblicher und männlicher Pfau

Evolutionsbiologische Grundlagen

„Protzerei“ bei Tieren wird wissenschaftlich unter dem Begriff Signaling (amerikanisches Englisch, deutsch ‚Signale aussenden‘) behandelt. Bekannte Beispiele sind die Präsentation der Schwanzfedern beim männlichen Pfau oder des Geweihs beim männlichen Elch. Das Konzept des Signaling wurde auch auf moralische Werte beim Menschen übertragen, lange bevor es den Ausdruck virtue signalling gab. Das Zur-Schau-Stellen eigener moralischer Werte biete Information für andere und ermögliche Einfluss auf die sexuelle Selektion.[11][12]

Siehe auch

Literatur

Geoffrey Miller: Virtue Signaling: Essays on Darwinian Politics & Free Speech. Cambrian Moonb, 2019, ISBN 978-1-951555-00-9.

Einzelnachweise

  1. Ossip Schubin: Vollmondzauber. Roman, Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart 1899, Nachdruck 9783743705661, S. 74, Vorschau Google Books.
  2. Wikisource: Ossip Schubin: Vollmondzauber, S. 133.
  3. The awful rise of 'virtue signalling'. In: The Spectator. 18. April 2015, abgerufen am 7. Januar 2020.
  4. I invented 'virtue signalling'. Now it's taking over the world. In: The Spectator. 10. Oktober 2015, abgerufen am 7. Januar 2020.
  5. Jochen Buchsteiner: Europa in der Flüchtlingskrise: Merkel destabilisiert Deutschland und Europa, FAZ 1. November 2015.
  6. Bernhard Löhri: Sachzwänge und deutsche Tugendprotzerei. In: Die Presse, 24. November 2015.
  7. Martin Burckhardt: Selfie mit Kanzlerin. In: Merkur – Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Heft 3, März 2016, S. 71–77, hier S. 71, Textvorschau des Verlages.
  8. Dominik Geppert: Die Europäische Union ohne Großbritannien: Wie es zum Brexit kam und was daraus folgt, in: Jürgen Rüttgers, Frank Decker (Hrsg): Europas Ende, Europas Anfang. Neue Perspektiven für die Europäische Union, Frankfurt a. Main 2017, S. 117–130, hier S. 126, Vorschau Google Books.
  9. Neil Levy: Tugendprotzerei kann nützlich sein. In: Der Tagesspiegel, 27. Januar 2020. Englisches Original: Is virtue signalling a perversion of morality? In Aeon Ideas, 29. November 2019.
  10. Michael Bolzli: Wirtschaftspsychologe: «Coca-Cola wirkt unglaubwürdig». In: Nau, 28. Januar 2020.
  11. Walter Sinnott-Armstrong (Hrsg): Moral Psychology. The Evolution of Morality: Adaptations and Innateness. MIT Press, 2008, ISBN 978-0-262-19561-4, S. 209–268, Vorschau Google Books.
  12. Geoffrey F. Miller: Sexual Selection for moral Virtues. In: The Quarterly Review of Biology. 82. Jahrgang, Nr. 2, Juni 2007, ISSN 0033-5770, S. 97–125, doi:10.1086/517857 (englisch, psychologytoday.com [PDF]).