„Virtue signalling“ – Versionsunterschied

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Version vom 13. Februar 2020, 19:55 Uhr

Virtue signalling (Englisch; virtue signaling AmE), zu Deutsch etwa „das Signalisieren von Tugend“, ist ein wertender Begriff für bestimmte kommunikative Äußerungen und unterstellt dem Äußernden die Zurschaustellung moralischer Überlegenheit.

Verwendung

Der englische Begriff virtue signalling ist seit spätestens 2004 im Gebrauch. Größere Bekanntheit fand er durch einen Artikel des britischen Journalisten James Bartholomew in der konservativen Zeitschrift The Spectator im April 2015.[1][2] Als Beispiele für virtue signalling wurden die Änderung des Facebook-Profilbildes, um seine Unterstützung für ein bestimmtes Anliegen zu zeigen, die Teilnahme an der ALS Ice Bucket Challenge, öffentlich ausgedrückte „Gedanken und Gebete“ (thoughts and prayers) für Opfer von Katastrophen oder der Ausdruck von Überzeugungen durch Hashtags auf sozialen Medien genannt. Den Kritikern zufolge, die ein virtue signalling behaupten, würden die Absender mit diesen Gesten ihre vermeintliche Tugendhaftigkeit und moralische Überlegenheit zum Ausdruck bringen wollen, um Anerkennung zu gewinnen, ohne wirklich entsprechende Überzeugungen zu haben bzw. in der Praxis danach zu handeln.[3]

Er wurde zum Kampfbegriff amerikanischer Konservativer gegen Liberale und Linke, etwa auf der rechten Nachrichtenwebsite Breitbart.[3]

Kritik an Begriffsverwendung

David Shariatmadari kritisierte 2016 im britischen Guardian den Gebrauch des Schlagworts virtue signalling. Dies sei eine „Herabsetzung“, die „ihr Haltbarkeitsdatum überschritten“ habe. Es sei eine „hübsche, prägnante Phrase“, noch dazu „sozialwissenschaftlich angehaucht“, mit der man einen Diskussionsgegner oberflächlich aussehen lassen könne, während man selbst den Anschein erwecke, in einen anspruchsvollen Diskurs eingeweiht zu sein. Der Vorwurf des virtue signalling würde aber das Kind mit dem Bade ausschütten: Bloß weil jemand eine in gewissen Kreisen angesehene Meinung vertrete, dürfe man nicht darauf schließen, dass er dies nur aus Eitelkeit tue.[2] Auch der neoliberale Ökonom Sam Bowman vom Adam Smith Institute wies den Gebrauch des Ausdrucks virtue signalling zurück. Er sei ein beliebter, aber „dummer Begriff, der die Konzepte missbraucht, die er anführt, er fördert bequemes Denken und er ist scheinheilig.“[4]

Auch Jane Coaston nahm in der New York Times zum Begriff Stellung. Das Problem an „virtue signaling“ sei nicht das Signalisieren, denn jeder signalisiere jederzeit alle möglichen Dinge. Die Kritik an „virtue signaling“ stelle also Kritik an der Tugend selber dar und Menschen, die „virtue signaling“ bei anderen zur Sprache bringen, würden selber wiederum etwas signalisieren wollen, z. B. pragmatisch oder zynisch mit schmerzhaften Tatsachen umgehen zu können.[5] Ähnlich stellt es Neil Levy, Professor für Philosophie an der Macquarie Universität, im Tagesspiegel dar: „Die Ironie dieses Vorwurfs liegt darin, dass man, umgekehrt, die Kritik am offensiven Zurschaustellen von Moral wiederum als Fall von offensivem Zurschaustellen von Moral sehen könnte – nur eben für ein anderes Publikum.“[6]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. James Bartholomew: The awful rise of 'virtue signalling'. In: The Spectator. 18. April 2015, abgerufen am 7. Januar 2020.
  2. a b David Shariatmadari: 'Virtue-signalling' – the putdown that has passed its sell-by date. In: The Guardian, 20. Januar 2016.
  3. a b Mark Peters: Virtue signaling and other inane platitudes. In: Boston Globe, 24. Dezember 2015.
  4. Sam Bowman: Stop saying 'virtue signalling'. Adam Smith Institute, 27. Mai 2016.
  5. ‘Virtue Signaling’ Isn’t the Problem. Not Believing One Another Is. In: Onlineausgabe von The New York Times, 8. August 2020, abgerufen am 12. Februar 2020.
  6. Neil Levy: Philosophie-Professor erklärt das Gute am Gutmenschentum. In: Der Tagesspiegel, 2. Februar 2020 (archivierte Version vom 27. Februar 2020). Englisches Original: Is virtue signalling a perversion of morality? In Aeon Ideas, 29. November 2019.