In den vergangenen Jahren war es still um ihn geworden. An den Universitäten gehörten die Arbeiten Gunnar Myrdals nicht mehr zum Standardrepertoire der Volkswirtschaftsstudenten. Allenfalls Spezialisten, die sich mit der Entwicklungshilfepolitik auseinandersetzten, schauten noch nach, was er, ein großer Nationalökonom dieses Jahrhunderts, dazu zu sagen hatte.

Myrdal, 1898 im schwedischen Gustafs geboren, studierte zunächst Jura und dann auf Anraten seiner gewiß ebenso berühmten Frau, der Soziologin und Friedensforscherin Alva Myrdal, Volkswirtschaft, Soziologie und Finanzwissenschaft. Er war stets ein politischer Ökonom, der im Laufe seines Lebens wohl auch zum Moralisten wurde, der an das Gute im Menschen appellierte. Das zeigte sich ganz besonders in seinen Arbeiten über den Sinn und Zweck der Entwicklungshilfe und in seinen Forderungen, wie diese von den reichen Industrieländern zu gewähren sei. Myrdal hat mit seiner Arbeit, nicht zuletzt in der Uno-Kommission, die heutige Praxis der Entwicklungshilfe mitgeprägt. Nach seiner Emeritierung vom Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftspolitik an der Universität Stockholm im Jahre 1967 setzte er sich allerdings dafür ein, diese Praxis grundlegend zu ändern.