DIE ZEIT: Herr Hermann, 1966 sind Sie für die ZEIT nach Berlin gegangen. 28 Jahre alt, waren Sie sozusagen selbst ein 68er...

Kai Hermann: Nee! Die waren doch alle ein bisschen jünger. Klar, ich hab mit vielem sympathisiert, aber ich hatte meine Studentenzeit hinter mir.

ZEIT: Sie haben in Tübingen und Hamburg studiert. Waren die Unis so finster, wie die 68er sagten?

Hermann: Ja, es war beklemmend. Auf dem Hamburger Campus stand – bis 1967 – eine Statue des Kolonialoffiziers Hermann von Wissmann, ein Denkmal übelster Sorte. 1961 habe ich darüber einen sehr vorsichtigen Artikel im Hamburger Echo geschrieben, einem SPD-Blatt. Dafür sollte ich von der Uni fliegen. Ein Amerika-Stipendium, das ich bekommen hatte, wurde mir gestrichen. Ich bin dann so ein Jahr lang durch die USA getrampt. Das war mein 68: Beat, Poetry, Drogen, Kalifornien. Bis mir das Geld ausging. Dann bin ich zurück nach Hamburg. Erst zum Hamburger Echo, 1963 zur ZEIT, die saßen beide im Pressehaus am Speersort.