Pfarre Jedlesee

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Die Pfarrkirche Jedlesee heute

Die Pfarre Jedlesee ist eine katholische Pfarre im 21. Wiener Gemeindebezirk und gehört heute zum Entwicklungsraum Floridsdorf-West im Stadtdekanat 21. Ihr Zentrum ist Pfarrkirche Jedlesee, die der Heiligen Maria Loretto geweiht ist und Anfang des 18. Jahrhunderts als Wallfahrtskirche gestiftet wurde.

Lage und Pfarrsprengel

Die Pfarrkirche der Pfarre Jedlesee befindet sich im 21. Wiener Gemeindebezirk "Floridsdorf" auf Lorettoplatz 5).

Geschichte der Pfarre Jedlesee

Als Erstnennung von Jedlesee gilt die Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich II. († 1024) vom 5. Juli 1014 für Bischof Berengar von Passau († 1045). Durch diese erhält der Bischof Grund für die Errichtung von Kirchen in fünf Orten der damaligen Markgrafschaft Österreich: in Herzogenburg, in Krems, in Tulln, in "Siegemaresweret"[A 1] und in "Outcinessevve". Wenn dieses "Outcinessevve" tatsächlich, wie in der Geschichtsforschung meistens angenommen wird, Jedlesee oder eine Vorgängersiedlung von diesem war, war bereits im Mittelalter geplant, dort eine Eigenkirche des Hochstiftes Passau, vermutlich eine Pfarrkirche zu errichten, was allerdings dann nicht realisiert wurde.[1] Um 1970 gab es Überlegungen, ob nicht die ursprünglich für dieses "Outcinessevve" geplante Pfarre aufgrund der dort häufigen Überschwemmungen durch die Donau letztlich nicht dort, sondern in Stockerau realisiert wurde.[2]

Der Ort Jedlesee gehörte zunächst zur Pfarre in Stadlau (heute Teil des 22. Wiener Gemeindebezirks "Donaustadt"). Nachdem ihre Pfarrkirche, die dem Heiligen Georg geweiht war, um 1348, vermutlich bei einer Überschwemmung zerstört worden war, wurde sie nach Kagran (heute ebenfalls Teil des 22. Wiener Gemeindebezirks "Donaustadt") verlegt. Daraufhin war Jedlesee die nächsten Jahrhunderte Teil der Pfarre Kagran, zu der außer Stadlau zunächst auch die Orte Eipeldau, Strebersdorf, Gerasdorf, Deutsch-Wagram, Hirschstetten, Aspern und Jedlersdorf gehörten. Auch die Pfarrkirche der Pfarre Kagran war dem Heiligen Georg geweiht.[3]

1014 wird eine Kapelle am Ufer der "Schwarze Lacke" (heute ebenfalls Teil des 21. Wiener Gemeindebezirks) urkundlich genannt, die sich bereits auf dem Areal des späteren Ortes Jedlesee befunden haben dürfte. Sie war dem Heiligen Nikolaus von Myra geweiht. Um 1679 wurden im heutigen Jedlesee noch zwei weitere Kapellen gestiftet, die dem Heiligen Sebastian und den Heiligen Drei Königen geweiht waren. Keine dieser Kapelle hat sich aber bis heute erhalten. 1729 stiftete Adam Aloisius von Thalhaim, Grundherr von Jedlesee, noch eine Johannes-Nepomuk-Kapelle, die 1779 abgebrochen wurde.[4]

Ein anderes Schicksal hatte die Jedleseer Lorettokapelle, die um 1712/13 von Gräfin Antonia Renata Bouquoy, der Ehefrau des damaligen Grundherren von Jedlesee, in der Erfüllung eines Gelübdes, das sie wegen der Post abgelegt hatte, gestiftet hatte. Diese konnte als Wallfahrtskirche reüssieren und wurde später im Auftrag des Jedleseer Grundherren Anton Freiherr von Störck († 1803) zu einer einfachen Landkirche ausgebaut, ehe sie 1783 aus dem Sprengel der landesfürstlichen Pfarre Kagran gelöst und zur Lokalkaplanei erhoben wurde. Damit gab es "de facto" eine eigene Pfarre Jedlesee, doch musste der Lokalkaplan bis 1834 weiterhin [[w:Stolgebühr|Stolgebühren an die Pfarre Kagran bezahlen.[4]

Die Pfarrkirche Jedlesee

Die heutige Pfarrkirche entstand aus der Jedleseer Lorettokapelle, als Anton von Störck 1779 an diese ein Langhaus anbauen ließ. 1809 wurde diese, nun mehr eine schlichte Landkirche, durch Soldaten von Napoleon schwer beschädigt. Eine Restaurierung wurde erst 1847 möglich. Unter Vinzenz Wenhart, der von 1863 bis 1893 Pfarrer von Jedlesee war, wurde die Kirche dann wesentlich vergrößert und erhielt einen Turm. 1936 wurde die Kirche, die sich ihren Charakter als einfache Landkirche bewahren konnte.Zu den Kultgegenständen der Kirche gehören bis heute eine "Schwarze Madonna" und eine "Maria-Loretto-Statue".[4]

Pfarrer der Pfarre zu Stadlau

  • Udalrich (Udalricus), Pfarrer von St. Georg zu Stadlau, belegt zwischen 1160 und 1168, gilt als erster namentlich bekannter Seelsorger von Jedlesee[5]
  • Ludwig, Pfarrer von St. Georg zu Stadlau, genannt 1293, in einer Schenkung an das neu gegründete Kloster Engelhartszell (heute Teil der Gemeinde Engelhartszell)[6]
  • Nikolaus, Pfarrer von St. Georg zu Stadlau, genannt zwischen 1297 und 1318 in Schenkungen an das Kloster Engelhartszell[6]

Pfarrer der Pfarre Kagran

  • Johann Ziegler († 1538), beigesetzt in der Pfarrkirche Kagran[7]
  • Peter Dill, genannt 1544, blieb auch während der Reformation überzeugter Katholik[8]
  • Kaspar Vietor, ca. 1564-1580 Pfarrer zu Kagran[9]
  • David Hardt, lutherisch-evangelischer Pfarrer zu Kagran, um 1580-1583[10]
  • Michael Widmann, um 1585 katholischer Pfarrer zu Kagran, konnte in seiner Pfarre nicht richtig dort Fuß fassen, da seine Untertanen der lutherischen Lehre anhingen und den aus Wagram vertriebenen lutherischen Prädikanten Wolf unterstützten. Er soll sich schließlich wie Kaspar Vietor einem lockeren Lebenswandel ergeben haben, was letztlich zu seiner Amtsenthebung führte.[11]
  • Jakob Ebert, um 1593 Pfarrer von Kagran[12]
  • Georg Steveius, um 1602 Pfarrer von Kagran[12]
  • Reinhard Alemann, um 1604 Pfarrer von Kagran[12]
  • Christof Gerlach, um 1609 Pfarrer von Kagran[12]
  • Peter Windisch, um 1610 Pfarrer von Kagran[12]
  • Kaspar Vichtmayer, um 1616 einige Monate Pfarrer von Kagran[12]
  • Christof Maurer, Pfarrer von Kagran seit dem 6. November 1616[13]
  • Paul Mayderbrunn, 1625 Pfarrer von Kagran, dann Pfarrer von Niederleiss(sic!)[14]
  • Valentin Stumpf, um 1630 Pfarrer von Kagran, in seine Zeit fällt der verheerende Großbrand im Jahr 1630, durch den der Ort Kagran und der Pfarrhof völlig zerstört wurden und sämtliche Urkunden verloren gingen[15]
  • Friedrich Siegl, 1632-1633 Pfarrer zu Kagran[16]
  • Johann Karl Groul, 1633 Pfarrer zu Kagran[16]
  • Johann Memminger, um 1636 Pfarrer zu Kagran[16]
  • Hieronymus Guttor, um 1638 Pfarrer zu Kagran[16]
  • Johann Tronhofer, um 1640 Pfarrer zu Kagran[16]
  • Pater Gregorius Hein, um 1647 Pfarrer zu Kagran[16]
  • Sebastian Weidenhorn, 1647-1655 Pfarrer zu Kagran, aus seiner Zeit haben sich die ersten Pfarrmatriken der Pfarre Kagran erhalten[16]
  • Michael Kronstorfer, 1655-1670 Pfarrer zu Kagran[17]
  • Johann Pogrelz († nach 1699), 1670-1699 Pfarrer zu Kagran[18]
  • Johann Fröhlich († 1717), 1699-1717 Pfarrer zu Kagran[19]
  • Johann Ignaz von Fleischmann, 1717-1756 Pfarrer zu Kagran, nachdem er versucht hatte, die Kirche mehr und mehr auszustatten, wurde diese gemeinsam mit dem Pfarrhof 1730 von einem Brand heimgesucht. Der Pfarrhof musste daraufhin neuaufgebaut werden.[20]
  • Konsistorialrat Franz Anton Baxa, 1756-1769 Pfarrer zu Kagran[20]
  • Leopold Kerschbaumer, 1769-1785 Pfarrer zu Kagran, unter ihm wurde die Lorettokapelle in Jedlesee zur Lokalkaplanei erhoben[20]

Pfarrer der Pfarrkirche Jedlesee

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Jedleseer Kirche. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 350.
  • Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1970

Weblinks

 Pfarre Jedlesee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 19 und S. 38
  2. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 40f.
  3. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 63 und S. 64ff.
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Jedlesee. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 348.
  5. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 63f.
  6. 6,0 6,1 vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 64
  7. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 65
  8. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 66
  9. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 66ff.
  10. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 68
  11. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 68f.
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 12,4 12,5 vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 70
  13. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 70f.
  14. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 71
  15. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 71f.
  16. 16,0 16,1 16,2 16,3 16,4 16,5 16,6 vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 72
  17. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 76
  18. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 76-78
  19. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 778f.
  20. 20,0 20,1 20,2 vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 79

Anmerkungen

  1. In der Geschichtsforschung um 1970 war ungeklärt, um welchen Ort im heutigen Bundesland Niederösterreich es sich bei "Siegemaresweret" handelt dürfte. Vermutet wurden Altenwörth oder Kirchberg am Wagram.
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