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Handbuchartikel
Handbuchartikel
Wenn es den Liberalismus nicht gebe, müsste man ihn erfinden. Als Feindbild dient er jedenfalls ganz unterschiedlichen politischen Bewegungen. Jedoch bedienen sich nicht nur die Verächter des Liberalismus, sondern auch manche Apologeten... more
Wenn es den Liberalismus nicht gebe, müsste man ihn erfinden. Als Feindbild dient er jedenfalls ganz unterschiedlichen politischen Bewegungen. Jedoch bedienen sich nicht nur die Verächter des Liberalismus, sondern auch manche Apologeten eines Zerrbildes, um ihre eigene (und eigentümlich schlichte) Position zu schärfen. Ein solcher Vulgärliberalismus, dem man zumeist in öffentlichen und sozialmedialen Arenen begegnet, ist der Gegenstand dieses kurzen Essays, dessen Kernthese lautet: Die sozialen, ethischen, ökonomischen und politischen Dimensionen der liberalen Freiheit, die sich aus einer ideengeschichtlichen Schau leicht erschließen lassen, werden durch einen vulgären Freiheitsbegriff sträflich ignoriert. Zudem untergräbt eine Vulgarisierung liberaler Freiheit die normative Attraktivität des Liberalismus.
Most activities aimed at achieving knowledge, and scientific activities in particular, require evidence. Producing evidence and referring to evidence ensures the robustness of scientific hypothesis and the quality of scientific theories.... more
Most activities aimed at achieving knowledge, and scientific activities
in particular, require evidence. Producing evidence and referring to
evidence ensures the robustness of scientific hypothesis and the quality
of scientific theories. Moreover, evidence is necessary – albeit not
sufficient – for a scientific activity to be acknowledged both within the
scientific community and society in general. Science depends on criticism,
which not only includes evaluation, judgments and disapproval,
but also the contestation of evidence. While scientific evidence serves to
either support or counter a scientific hypothesis, its contestation is only
partly a devaluation of previous research findings and mostly a common
practice within science. How can these two aspects of evidence generation,
which we take for granted, coexist? How in particular are evidence
and the contestation and critique of evidence related to the norms of
scientific activity? And what are the ties and tensions between the contestation of evidence and criticism of science, between scientific ethos
and societal norms, and more broadly speaking between science and the
public recognition or refutation of scientific knowledge?
We assume that a philosophical approach will help to address these
questions by critically evaluating the underlying concepts.
In diesem Beitrag wird versucht, ein wenig Ordnung in die zum Teil sehr hitzigen und verworrenen öffentlichen Debatten um Meinungsfreiheit zu bringen, indem die rechtlichen und politischen, aber auch die moralischen und... more
In diesem Beitrag wird versucht, ein wenig Ordnung in die zum Teil sehr hitzigen und verworrenen öffentlichen Debatten um Meinungsfreiheit zu bringen, indem die rechtlichen und politischen, aber auch die moralischen und erkenntnisbezogenen Argumente für und gegen Meinungsfreiheit skizziert und diskutiert werden. Zunächst wird Meinungsfreiheit als allgemeines Menschenrecht und als spezifisch demokratisches Grundrecht eingeführt. Die Bedeutung der Meinungsfreiheit für die individuelle Persönlichkeitsentfaltung und die kollektive Selbstbestimmung macht sie zu einem festen Bestandteil der Verfassung von freiheitlichen Demokratien. Entsprechend stark fällt der Schutz der Meinungsäußerungs- und Meinungsverbreitungsfreiheit aus, der in Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert wird (1). Dennoch stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen eine Äußerung als eine solche geschützte Meinung gelten soll. Gibt es zum Beispiel auch ein Recht darauf, dumme, abwegige, unwahrhaftige, hasserfüllte oder unmoralische Meinungen frei zu äußern? Tatsächlich sprechen nicht nur grundrechtliche, sondern auch moralische und erkenntnisbezogene Gründe dafür, selbst solche problematischen Meinungsäußerungen unter eine generelle Freiheitsvermutung zu stellen (2). Aber wozu ist das Recht der Meinungsfreiheit eigentlich gut, wenn es mit inhaltlichem Blödsinn, sozialen Zumutungen, persönlichen Verletzungen und diskursiven Enthemmungen einhergehen kann? Mit Bezug auf einige bekannte Konflikte zwischen Meinungsfreiheit und anderen Rechten und Gütern wird der umkämpfte Charakter der Meinungsfreiheit noch einmal vor Augen geführt (3)
Einleitung in den Themenschwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie: Am 21. Februar 2021 wäre der US-amerikanische Philosoph John Bordley Rawls hundert Jahre alt geworden. Die Bedeutung seines Werkes für die politische... more
Einleitung in den Themenschwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie: Am 21. Februar 2021 wäre der US-amerikanische Philosoph John Bordley Rawls hundert Jahre alt geworden. Die Bedeutung seines Werkes für die politische Philosophie im Ganzen und die Theorie der liberalen, pluralistischen, sozialen und säkularen Demokratie im Besonderen lässt sich kaum überschätzen. Das gilt vor allem für das Opus Magnum Eine Theorie der Gerechtigkeit, welches 2021 ebenfalls einen runden Geburtstag feiert. Fünfzig Jahre nach ihrem Erscheinen gilt die Theorie als wichtigstes Werk des zeitgenössischen politischen Liberalismus und ihr Verfasser als Klassiker des politischen Denkens, auf den zahlreiche Begriffe, Impulse und Themen der aktuellen Debatten zurückzuführen sind. Dieses zweifache Jubiläum nimmt der vorliegende Schwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie zum Anlass, um aktuelle systematische Fragen der Theorie der Gerechtigkeit aufzugreifen, kritisch zu evaluieren und konstruktiv weiter zu entwickeln.
Die Philosophie im Ganzen und die politische Philosophie im Besonderen hat sich von der Vorstellung eines idealen Menschen oder einer idealen Gerechtigkeit weitgehend verabschiedet, dennoch ist ein solches „idealisierendes“ Moment nach... more
Die Philosophie im Ganzen und die politische Philosophie im Besonderen hat sich von der Vorstellung eines idealen Menschen oder einer idealen Gerechtigkeit weitgehend verabschiedet, dennoch ist ein solches „idealisierendes“ Moment nach wie vor präsent. So sind die diskursmächtigen Positionen der Gegenwart – die Gerechtigkeitstheorie, Menschenrechtsphilosophie und der demokratische Liberalismus – durch einen universalistischen Geltungsanspruch charakterisiert, der unabhängig von historischen Kontexten, kulturellen Varianzen und den subjektiven Menschenbildern, die sie hervorbringen, erhoben wird. Das geht so weit, den Erkenntniswert und die Begründungskraft von Aussagen über den Menschen – und damit die philosophische Relevanz der Anthropologie – im Ganzen zu bezweifeln. In dem Beitrag wird gezeigt, inwiefern mit den Mitteln einer negativen bzw. Partialanthropologie anthropologische Grundlagen des Liberalismus (und der liberalen Position in der Human Enhacement Debatte) ausgearbeitet werden können und zugleich die essentialistischen Fallstricke der Anthropologie vermieden werden. Als Leitkonzept dient  das "normative Selbst" in der liberalen Traditionslinie von Hobbes bis hin zu Rawls.
Wer die Freiheit der Wissenschaft beschneidet, der behindert den Anspruch auf Wahrheit, welche die wissenschaftliche Tätigkeit als solche charakterisiert. Ein solcher Zusammenhang zwischen epistemischer Offenheit und wissenschaftlichem... more
Wer die Freiheit der Wissenschaft beschneidet, der behindert den Anspruch auf Wahrheit, welche die wissenschaftliche Tätigkeit als solche charakterisiert. Ein solcher Zusammenhang zwischen epistemischer Offenheit und wissenschaftlichem Ethos wird in den aktuellen Debatten um die Freiheit der Wissenschaft regelmäßig hergestellt. In dem Beitrag wird versucht, die normativen Grundlagen, gegenwärtigen Herausforderungen und möglichen Grenzen der Wissenschaftsfreiheit mit Blick auf das Ethos der Wissenschaft auszuloten. Dabei wird zunächst die Frage diskutiert, wozu das Gut der Wissenschaftsfreiheit gut ist. Es werden verschiedene normative, d.h. epistemische, ethische und gesellschaftliche Erwartungen identifiziert, die mit der Freiheit der Wissenschaft einhergehen (1). Das bietet den Ausgangspunkt für die Charakterisierung der Wissenschaft als kollektive, kooperative und selbstregulierende Tätigkeit, die durch ein epistemisches und ethisches scientific ethos angeleitet wird. Darüber hinaus lassen sich Kongruenzen von Wissenschafts- und Meinungsfreiheit bzw. von freier Wissenschaft und freiheitlicher Demokratie bestimmen (2). Abschließend geht es nicht mehr um die Frage, wie frei die (wissenschaftliche/nichtwissenschaftliche) Meinung, sondern wie die freie Meinung sein sollte. Es wird argumentiert, dass mit dem epistemischen Wagnis der Freiheit eine konkrete epistemische Hoffnung verbunden ist, die zu erfüllen in der individuellen und institutionellen Verantwortung der Wissenschaft liegt (3).
Die Ideen der Wissenschaft und der freien Wissenschaft verweisen aufeinander. Sie sind auf normative Voraussetzungen und epistemische Hoffnungen gegründet, die durch Wissenschaftsfreiheit im Sinne eines negativen Abwehrrechts nicht... more
Die Ideen der Wissenschaft und der freien Wissenschaft verweisen aufeinander. Sie sind auf normative Voraussetzungen und epistemische Hoffnungen gegründet, die durch Wissenschaftsfreiheit im Sinne eines negativen Abwehrrechts nicht garantiert werden können. In dem Beitrag wird dafür argumentiert, das robuste Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit mit Bezug auf das Ethos der (guten) Wissenschaft einerseits und spezifische gesellschaftliche und demokratischen Erwartungen andererseits zu reflektieren.
Die Bezeichnung Trans- oder Posthumanismus gibt einer heterogenen Gruppe von Theorien und Positionen aus verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen einen Namen, die darin übereinstimmen, die evolutionäre und... more
Die Bezeichnung Trans- oder Posthumanismus gibt einer heterogenen Gruppe von Theorien und Positionen aus verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen einen Namen, die darin übereinstimmen, die evolutionäre und kulturelle Historizität und Kontingenz der menschlichen Spezies als Ausgangspunkt einer affirmativen Beurteilung radikaler Selbst- und Umgestaltungen zu betrachten. Dabei scheinen die Fähigkeit zur Selbstgestaltung und der Wunsch nach Selbstoptimierung  für Transhumanisten anthropologische Konstanten darzustellen – und zwar nicht bloß im Sinne struktureller Eigenschaften der charakteristischen (gegenwärtigen) menschlichen Lebensform. Menschen dürfen und sollen sich verbessern; Einschränkungen dieser Freiheit sollen unterbleiben bzw. bedürfen der Legitimation. Mithin handelt es sich um einen normativen Rahmen, der mit einer nicht-essentialistischen, nicht-substantiierten, aber dennoch anthropologischen Argumentation gesteckt wird. In dem Beitrag werden diese "versteckten" anthropologischen Prämissen des Transhumanismus diskutiert und ihr humanistischer Anspruch kritisch reflektiert. Das bildet die Grundlage für allgemeinere Überlegungen zum Status einer philosophischen Anthropologie bzw. zu der strukturierenden Funktion, die anthropologische Annahmen in jeder (!) normativen Theoriebildung haben.
Ein Essay über die Macht der Wahrheit und Lüge in der Politik, der sich an den Schlagworten der „postfaktischen Demokratie“ und „Postwahrheitspolitik“ – drastischen Erosions- und Verfallserscheinungen der kollektiven Wirklichkeits- und... more
Ein Essay über die Macht der Wahrheit und Lüge in der Politik, der sich an den Schlagworten der „postfaktischen Demokratie“ und „Postwahrheitspolitik“ – drastischen Erosions- und Verfallserscheinungen der kollektiven Wirklichkeits- und Wahrheitsorientierung – orientiert. Diese Verfallsdiagnose schließt an die an die älteren Schlagworte der Postdemokratie bzw. Postpolitik an, so dass seit rund drei Jahrzehnten ein gravierender Partizipations- und Legitimitätsverlust demokratischer Gemeinschaften thematisiert wird, der sich an verschiedenen Dimensionen der Politikverdrossenheit offenbare: dem Misstrauen gegenüber politischen Agenden, Parteien und demokratischen Verfahren, dem Erstarken populistischer Bewegungen und antipolitischer Haltungen, dem allgemeinen Verfall der politischen Kommunikation und neuerdings an der zunehmenden Akzeptanz unverhohlener Lügen und Lügner in der Politik. Dieses faktische Auseinanderdriften von Demokratie als Herrschafts- und als Lebensform wirft mit Blick auf das konstatierte Phänomen des Postfaktischen eine Reihe von normativen Fragen auf, die die ethischen und epistemischen Grundlagen der Demokratie betreffen. Diese praktisch-politischen und normativ-philosophischen Beunruhigungen sind der Ausgangspunkt für meine Überlegungen, mit denen ich die vielbeschworene Krise der liberalen Demokratie als eine Krise der Wahrheit zu interpretieren vorschlage.
Demokratie gründet auf dem Recht des Einzelnen, anderer Meinung sein und diese frei äußern und verbreiten zu dürfen. Analog verhält es sich innerhalb der Institutionen der freien Wissenschaft und der kritischen Universität: Sie dienen der... more
Demokratie gründet auf dem Recht des Einzelnen, anderer Meinung sein und diese frei äußern und verbreiten zu dürfen. Analog verhält es sich innerhalb der Institutionen der freien Wissenschaft und der kritischen Universität: Sie dienen der Selbstkontrolle wissenschaftlicher Tätigkeit, ebenso dem Schutz einer kritischen Öffentlichkeit. Aber unter welchen Voraussetzungen entwickelt Wissenschaftsfreiheit dieses epistemische, ethische und demokratische Potential? Darf man im universitären Raum alles sagen und diskutieren? Oder gibt es eine Grenze zwischen Freiheit und Zügellosigkeit? Wer sollte nach welchen Maßstäben Grenzen ziehen zwischen dem legitimen Wettbewerb um Meinungen einerseits und der Provokation, Diskriminierung und der Verachtung des Gegners andererseits? Gibt es normative Grundlagen für den Gebrauch der akademischen Freiheiten, die ihre Grenzen zu bestimmen erlauben? Diesen und weiteren Fragen zur Wissenschaftsfreiheit im Konflikt widmen sich die philosophischen Essays in diesem Band.
Es ist kein Zufall, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre unter ein und denselben Art. 5 GG fallen mit der Freiheit der Meinung, Information, Presse und Kunst. Der Verbund dieser Kommunikationsgrundrechte dient dem... more
Es ist kein Zufall, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre unter ein und denselben Art. 5 GG fallen mit der Freiheit der Meinung, Information, Presse und Kunst. Der Verbund dieser Kommunikationsgrundrechte dient dem Schutz einer kritischen Öffentlichkeit, die als unverzichtbar gilt für den Bestand und das Prosperieren der Demokratie. Zwar ist Wissenschaftsfreiheit kein universelles Menschen-oder Bürgerrecht. Aber ihre förderlichen Wirkungen entfaltet sie nicht nur innerhalb wissenschaftlicher Institutionen und Tätigkeitsfelder, sondern auch im Verhältnis zur Gesamtgesellschaft.
Fragen zur Lage der politischen Philosophie des Liberalismus - Antworten von Christine Chwaszcza, Stefan Gosepath, Christian Neuhäuser, Elif Özmen und Veronique Zanetti.
Mit dem Titel "Kritik von Lebensformen" – einem originellen und bestechenden, breit rezipierten Buch – verortete Rahel Jaeggi vor einigen Jahren das Konzept der Lebensform inmitten der philosophischen Kampfplätze der zeitgenössischen... more
Mit dem Titel "Kritik von Lebensformen" – einem originellen und bestechenden, breit rezipierten Buch – verortete Rahel Jaeggi vor einigen Jahren das Konzept der Lebensform inmitten der philosophischen Kampfplätze der zeitgenössischen politischen Philosophie. Das Philosophische Jahrbuch hat diesem Thema eine "Kontroverse" gewidmet.

In meinem Beitrag widme ich mich der erkenntnistheoretischen Spannung in den Ausführungen Jaeggis: zwischen den immanenten Kriterien und Ansprüchen von spezifischen Lebensformen, an denen sie sich bewähren müssen und diesbezüglich auch evaluiert werden können, einerseits, und den Bedingungen der Möglichkeit von Reflexion, Bewertung und Kritik andererseits. Meines Erachtens gelingt es Jaeggi, wiewohl sie das Problem ausführlich thematisiert, nicht, diese Spannung aufzulösen und den epistemischen Gehalt der unterstellten Dynamik der Krise und Kritik von Lebensformen offenzulegen. Die „Frage nach der Rationalität von Lebensformen“, die auch eine Frage nach dem Subjekt und Standpunkt der Kritik provoziert, bleibt unbeantwortet, so lautet meine die folgenden Einwände und Nachfragen leitende These, solange auf dem „immer schon“ der Lebensformen bestanden wird.
Zum 20jährigen Jubiläum von John Rawls drittem Hauptwerk ist dieser kooperativer Kommentar in der Reihe "Klassiker Auslegen" erschienen. Mein Betrag widmet sich der "Einleitung" von Law of People, in der bereits die grundlegenden... more
Zum 20jährigen Jubiläum von John Rawls drittem Hauptwerk ist dieser kooperativer Kommentar in der Reihe "Klassiker Auslegen" erschienen. Mein Betrag widmet sich der "Einleitung" von Law of People,  in der  bereits die grundlegenden Begriffe und Problemstellungen, Thesen und Argumente skizziert und wichtige rechtsphilosophische Bestimmungen vorgenommen werden. Insbesondere kommen die Einsichten eines dezidiert politischen Liberalismus zum Tragen, so dass die soziale Wirksamkeit des Rechts der Völker in der Bestimmung seiner inhaltlichen Richtigkeit stets mitbedacht werden muss. Die Kontinuität der Theorien der Gerechtigkeit legt den Schluss nahe, dass Fragen internationaler Gerechtigkeit keine Theorie aus eigenem Recht begründen, d.h. weder von einem Standpunkt der Unparteilichkeit oder Verallgemeinerbarkeit aus reflektiert werden, noch zu einer globalen bzw. kosmopolitischen Gerechtigkeitskonzeption führen. Meine These ist, dass das Recht der Völker ist daher keine eigenständige Theorie der internationalen Gerechtigkeit ist, sondern lediglich Ergänzungen oder „Ausweitungen“ derjenigen Gerechtigkeitsgrundsätze bietet „die sowohl von liberalen als auch von nicht-liberalen, aber achtbaren Völkern als Maßstab ihres gegenseitigen Handelns akzeptiert werden können“ (RV, VI).
Ein kleiner Text für den Ethik/Philosophieunterricht - mit einem kurzen historischen Überblick über drei Würde-Konzeptionen (Leistung, Mitgift, Fähigkeit), einigen Überlegungen zu Würde als Rechtsbegriff, Moralbegriff und Selbstverhältnis... more
Ein kleiner Text für den Ethik/Philosophieunterricht - mit einem kurzen historischen Überblick über drei Würde-Konzeptionen (Leistung, Mitgift, Fähigkeit), einigen Überlegungen zu Würde als Rechtsbegriff, Moralbegriff und Selbstverhältnis sowie einem Ausblick auf Probleme (Begründung, Reichweite und Anwendung)
Der Wert der Freiheit(en) erscheint nur auf den ersten Blick trivial. Zwar ist schwerlich eine Politikphilosophie vorstellbar, die nicht in der einen oder anderen Weise Freiheit als ein politisches und rechtliches Prinzip würdigt und... more
Der Wert der Freiheit(en) erscheint nur auf den ersten Blick trivial. Zwar ist schwerlich eine Politikphilosophie vorstellbar, die nicht in der einen oder anderen Weise Freiheit als ein politisches und rechtliches Prinzip würdigt und natürlich ist auch die reale Politik geprägt von Freiheitsbekenntnissen. Aber welche und wessen Freiheit gemeint ist, warum Freiheit wichtig ist und wie sie sich zu anderen Werten und Normen verhält, darüber gehen die Meinungen und die politiktheoretischen Positionen auseinander. Für den Liberalismus ist die gleiche Freiheit der Individuen  hingegen der Grund- wie auch der Schlussstein der begründungstheoretischen Architektur. Der Beitrag geht der Komplexität und Vielschichtigkeit der liberalen Freiheit nach in der Erwartung, dass sich durch eine systematisch und ideengeschichtlich argumentierende Darstellung von Zwangsfreiheit und negativer (1.) sowie von positiver Freiheit (2.) bzw. von Freiheit als Möglichkeits- und als (Selbst-)Verwirklichungsbegriff eine genuin liberale Axiologie der Freiheit gewinnen lässt (3.).
Ein interpretativer Kommentar zu Kapitel 7 und 8 von De Cive. Im Einzelnen geht es um eine kritische Rekonstruktion der Argumentation von Hobbes für 1) die Etablierung eines Dreier-Verfassungsschemas von Demokratie, Aristokratie und... more
Ein interpretativer Kommentar zu Kapitel 7 und 8 von De Cive. Im Einzelnen geht es um eine kritische Rekonstruktion der Argumentation von Hobbes für 1) die Etablierung eines Dreier-Verfassungsschemas von Demokratie, Aristokratie und Monarchie, 2) ihre Unterscheidung mittels eines numerischen Kriteriums, 3) den Beleg der Vorgängigkeit der Demokratie und der 4) Vorzugswürdigkeit der Monarchie, des Weiteren um 5)  die Begründung der Sklaverei als Vertrags- und Vertrauensverhältnis.
In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, ein objektivistisches Verständnis der freiheitlichen Demokratie gegen seine zahlreichen, auch politikphilosophischen, Verächter zu verteidigen. Ich beschränke mich hierbei auf eine... more
In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, ein objektivistisches Verständnis der freiheitlichen Demokratie gegen seine zahlreichen, auch politikphilosophischen, Verächter zu verteidigen. Ich beschränke mich hierbei auf eine argumentative Skizze in vier Überlegungsschritten: Beginnend mit der Krisen- und Kritik-Rhetorik gegen die Demokratie (1) und der Unterscheidung von demokratischem Objektivismus und Subjektivismus (2) wird das Faktum, Problem und Wert des Pluralismus reflektiert (3), um abschließend die normative Alternativlosigkeit der liberalen zu erläutern und ihre „realistische“ Interpretation zu verteidigen (4).
In dem Beitrag werden die ontologischen, erkenntnistheoretischen und ethischen Voraussetzungen der Demokratie-Theorie von Hans Kelsen mit Bezug auf die zeitgenössische Pluralismus-Debatte interpretiert und ihr Potential zur Lösung des... more
In dem Beitrag werden  die ontologischen, erkenntnistheoretischen und ethischen Voraussetzungen der Demokratie-Theorie von Hans Kelsen mit Bezug auf die zeitgenössische Pluralismus-Debatte interpretiert und ihr Potential zur Lösung des Problems des Pluralismus kritisch evaluiert.
Stellungnahmen von Elif Özmen, Maria Kronfeldner, Maria Lotter und Martin Carrier zu Wissenschaftsfreiheit, Populismus, Political Correctness usw.
Die rhetorische Figur des turn hat sich ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert, um diejenigen Akzentverschiebungen und Neuausrichtungen in den Geistes-, Kultur-und Sozialwissenschaften zu bezeichnen, die als radikale Wende... more
Die rhetorische Figur des turn hat sich ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert, um diejenigen Akzentverschiebungen und Neuausrichtungen in den Geistes-, Kultur-und Sozialwissenschaften zu bezeichnen, die als radikale Wende zu einem neuen Forschungsprogramm und damit auch als identitätsstiftend begriffen wurden. Nach dem linguistic turn des frühen 20. Jahrhunderts bestimmte der cultural turn ab den 1960er-Jahren den Gegenstandsbezug und das Selbst-verständnis ganzer Disziplinen, bis er in den 1990er-Jahren abgelöst wurde vom iconic turn. Gegenwärtig stellt sich die Frage, ob das seit rund 15 Jahren auszu-machende, zunächst vorsichtige, nunmehr aber unübersehbare Interesse an anthropologischen Problemstellungen bereits einen anthropological turn der Philosophie anzeigt. Wenn man mit einer solchen Wende mehr als eine zeitweilige Aufmerksamkeit meint, nämlich eine inhaltliche und methodologische Neuori-entierung, die eine Verschiebung des philosophischen Selbstverständnisses be-wirkt und mit analogen Prozessen in anderen Wissenschaften einhergeht, sollte man sich mit einer Antwort zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch zurückhalten. Vorläufig erscheint es philosophisch ergiebiger, die Anlässe (1), Schwerpunkte (2) und Herausforderungen (3) der Debatte um einen anthropological turn zu reflektieren. Damit wäre die These von einer Wende jedenfalls in einer Hinsicht be-stätigt, insofern mit dieser Debatte eine disziplinäre Selbstprüfung und-verge-wisserung, letztlich eine Neujustierung des traditionell schwierigen Verhältnisses von Philosophie und Anthropologie einhergehen.
Interpretativer Kommentar zu der V. Vorlesung: "Vorrang des Rechten und die Ideen des Guten". Um das naheliegende Missverständnis auszuräumen, dass die Prioritätsthese mit einer völligen Verwerfung des Guten identifiziert wird,... more
Interpretativer Kommentar zu der V. Vorlesung: "Vorrang des Rechten und die Ideen des Guten".

Um das naheliegende Missverständnis auszuräumen, dass die Prioritätsthese mit einer völligen Verwerfung des Guten identifiziert wird, präsentiert Rawls in dieser Vorlesung fünf Ideen des Guten, die vom politischen Liberalismus in Anspruch genommen werden. Als politische Ideen sind sie "freistehend", in ihrem Gegenstandsbereich beschränkt in Hinsicht auf die Funktion und den Nutzen, den sie für die politische Konzeption haben, und sie sollen von freien und gleichen Bürgern geteilt werden können. Die These des Beitrags lautet, dass der Vorrang des Rechten wie auch die Ideen des Guten nicht bloß zur Charakterisierung eines genuin politischen Liberalismus dienen, sondern zur (letztlich nicht gelingenden) Lösung des Problems der Stabilität selbst.
Theories of democracy have been an integral component of political philosophy since its classical inception. The same can be said for the critique of the theory and practice of democracy-a critique often accompanied by a semantic or... more
Theories of democracy have been an integral component of political philosophy since its classical inception. The same can be said for the critique of the theory and practice of democracy-a critique often accompanied by a semantic or diagnosis of crisis. The first section of the essay will demonstrate that 'crisis' has been a fixed term of everyday politics, political-scientific prognostications, and even political philosophy since the 1970s. In light of this insight, the emphasis on the diagnosis of crisis in contemporary political philosophy ought not to be understood principally as a rejection of democracy, but rather as a critical and constructive contribution to it. The second section will illustrate the historical and systematic relationship between critique and democracy and will argue for an epistemically modest form of politics. The third section of the essay will argue that epistemic modesty ought to be distinguished from epistemic abstinence or ethical neutrality. Only insofar as liberal democracy has an ethical and epistemic core-normative individualism, equal freedom, and rational acceptability-can it be viewed as open, pluralistic, secular, and susceptible to critique.
Hans Kelsen’s work is comprehensive: it reaches from the project of a “pure” theory of law to a formal concept of law and state to an analysis of the epistemological requirements of political theories and systems, particularly of... more
Hans Kelsen’s work is comprehensive:  it reaches from the project of a “pure” theory of law to a formal concept of law and state to an analysis of the epistemological requirements of political theories and systems, particularly of democracy. His work is in many respects original. Kelsen argues for a normativistic legal positivism, law without justice, a theory of the state without a state, democracy without demos, society without a common good or Volkswille – and he insists on the obligatory character of democratic decisions given an unavoidable value relativism. His work is entirely modern – it is post-metaphysical, post-traditional, and, to paraphrase a term by Max Weber, entzaubert.  In the contemporary Anglo-American and German debates within political philosophy and philosophy of law, it plays, at most, a marginal role. This is even more regrettable since Kelsen’s defense of democracy is based on a radically pluralistic conception of society.
Given the fact of pluralism and the alleged problem of stability, I will begin by explaining two contrasting conceptions of the relation between the individual and the state and community. This will help to understand the idea of political friendship as a source of solidarity (section 2).  Then I will present Kelsen’s theory of democracy with respect to its epistemological, ontological and ethical assumptions. The task of demythologizing the concept of the state, of authoritative power, and of absolute political values places Kelsen’s political theory in the tradition of individualism, proceduralism, and ethos-free politics that underlie the modern concept of associational membership (section 3). Finally, I will come back to the problem of social and political unity, stability, and solidarity. I will clarify in which sense these questions are relevant for Kelsen. To conclude, I will discuss whether his remarks on the ‘democratic type of personality’ and the ‘principle of tolerance’ can offer an alternative solution to the alleged serious internal problem of modern democratic societies (section 4).
Vom Menschen handelt die Philosophie immer schon und sowieso. In diesem Sinne führt Immanuel Kant die Grundfragen der theoretischen und praktischen Philosophie bekanntlich zusammen: »Im Grunde könnte man aber alles dieses zur... more
Vom Menschen handelt die Philosophie immer schon und sowieso. In diesem Sinne führt Immanuel Kant die Grundfragen der theoretischen und praktischen Philosophie bekanntlich zusammen: »Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen.« Als eine eigenständige Disziplin hat die philosophische Anthropologie jedoch einen schweren Stand. Zugleich gibt es seit rund 15 Jahren eine bemerkenswerte Renaissance anthropologischer Begriffe, Argumente und Topoi (nicht nur) in der Philosophie. Was der Mensch ist und was er werden kann, gilt im Zuge einer Reihe von Entwicklungen in den neuen Lebenswissenschaften, den konvergierenden Technologien und ihren soziokulturellen Wirkungen (wieder) als herausfordernde Forschungsfrage. Hierbei stellt sich die Diskussion um einen anthropological turn bereits als eine anthropologische, nämlich als eine Debatte über Menschliches und Übermenschliches dar. Diesen Fragen nach den »natürlichen « und »künstlichen« Voraussetzungen, Merkmalen und Spezifika des Mensch-Seins einerseits, den fiktiven Entwürfen, Transformationen und Utopien des Menschlichen andererseits widmen sich die Beiträge dieses interdisziplinären Bandes.
Hans Kelsens Abhandlungen zur Staats-, Rechts- und Demokratietheorie und deren erkenntnistheoretische, ethische und soziale Grundlagen werden in der Rechtswissenschaft, aber auch in den Sozialwissenschaften und der Philosophie weitgehend... more
Hans Kelsens Abhandlungen zur Staats-, Rechts- und Demokratietheorie und deren erkenntnistheoretische, ethische und soziale Grundlagen werden in der Rechtswissenschaft, aber auch in den Sozialwissenschaften und der Philosophie weitgehend marginalisiert. Dabei sind die Analysen dieses „Jahrhundertjuristen“ zum Wesen und Wert, zur Verortung und Verteidigung der Demokratie als Herrschafts- und Lebensform von großer Originalität und Aktualität. Kelsen argumentiert für einen normativistischen Rechtspositivismus, ein Recht ohne Gerechtigkeit, eine Theorie des Staates ohne Staat, eine Demokratie ohne Demos, eine Gesellschaft ohne Gemein- oder Volkswillen – und beharrt zugleich Wert, zur Verortung und Verteidigung der Demokratie als Herrschafts- und Lebensform von großer Originalität und Aktualität. Kelsen argumentiert für einen normativistischen Rechtspositivismus, ein Recht ohne Gerechtigkeit, eine Theorie des Staates ohne Staat, eine Demokratie ohne Demos, eine Gesellschaft ohne Gemein- oder Volkswillen – und beharrt zugleich auf der Verbindlichkeit demokratischer Entscheidungen im Bewusstsein eines unüberwindbaren Werte-Relativismus. Die interdisziplinären Beiträge in diesem Band widmen sich den Grundlagen und Potentialen dieser Politischen Philosophie Kelsens, nicht zuletzt mit Blick auf ihre Anschlussfähigkeit an zeitgenössische Diskussionen.
Meine ersten Gedanken sind persönlicher Art. Sie erzählen eine Geschichte darüber, wie wir, die neuen Deutschen, offenbar niemals deutsch genug sein können. Und zwar nicht, weil wir uns der „Integration verweigern“ (wiewohl wir natürlich... more
Meine ersten Gedanken sind persönlicher Art.
Sie erzählen eine Geschichte darüber, wie wir, die neuen Deutschen,
offenbar niemals deutsch genug sein können. Und zwar nicht, weil
wir uns der „Integration verweigern“ (wiewohl wir natürlich unsere
individuelle historische, kulturelle, religiöse oder ethnische Identität
nicht assimilieren können, selbst wenn es wir wollten). Sondern weil
uns ebendiese Integration – das selbstverständliche, fraglose, unkommentierte
Deutsch-Sein – verweigert wird. Nicht nur die Schönheit,
sondern auch die Fremdheit liegt offenbar im Auge des Betrachters.
Der zweite Gedanke widmet sich dem Begriff der Flüchtlingskrise,
der die öffentliche Diskussion seit einiger Zeit beherrscht und anders
beschaffen ist als die vertrauten Krisen-Rhetoriken der vergangenen
Jahrzehnte. Die „Flüchtlingskrise“ bezeichnet eine Identitätskrise, der
mit dem Instrumentarium der „Werte“ beigekommen werden soll. Am
Beispiel der Debatte um die deutsche Leitkultur und deren mutmaßliche
Kernwerte möchte ich abschließend dafür plädieren, das notwendig
identitätsbezogene Konzept der Werte aus einer (zukünftigen)
Ethik der Integration herauszuhalten.
Die politische Moderne beginnt mit der Erkenntnis der Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Diese Erkenntnis eines normativen Sachverhaltes motiviert - unabhängig von den involvierten Interessenlagen - den Kampf gegen die feudale und... more
Die politische Moderne beginnt mit der Erkenntnis der Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Diese Erkenntnis eines normativen Sachverhaltes motiviert - unabhängig von den involvierten Interessenlagen - den Kampf gegen die feudale und klerikale Herrschaft und mündet schließlich in die moderne, rechtstaatlich verfasste, repräsentative, säkulare, liberale und soziale Demokratie. Ohne dieses normative Fundament gleicher Freiheit verlöre die moderne Demokratie ihre normative Substanz, verkäme zu einem bloßen Spiel der Interessen. Dieses wird im günstigsten Fall aufrechterhalten durch ein Gleichgewicht der sozialen und ökonomischen Kräfte, im ungünstigsten Falle hingegen ersetzt durch oligarchische oder plutokratische Herrschaftsformen. Wie aber kann das normative Postulat gleicher Freiheit unter modernitätsspezifischen Bedingungen interpretiert werden?
Der Betrag widmet sich der Renaissance anthropologischer Argumente in der praktischen Philosophie. Als Fallbeispiel werden die argumentativen Rekurse auf einen althergebrachten anthropologischen Topos, die „menschliche Natur“, in der... more
Der Betrag widmet sich der Renaissance anthropologischer Argumente in der praktischen Philosophie. Als Fallbeispiel werden die argumentativen Rekurse auf einen althergebrachten anthropologischen Topos, die „menschliche Natur“, in der Human Enhancement Debatte dargestellt. Die Gründe einer grundsätzlichen philosophischen Skepsis gegenüber einem Argumentieren mit der Natur werden sowohl historisch und systematisch verortet und mit Bezug auf eine essentialistische und liberale Position gewürdigt. Hierbei verlagert sich der analytische Schwerpunkt auf den Transhumanismus als der radikalsten Befürwortung des Human Enhancement. Dessen „leere Anthropologie“ gestattet, ja fordert, in letzter Konsequenz auch die Überwindung des Menschen. Die Verknüpfung dieser posthumanen Perspektive mit dem Ende der Moral – eine Argumentation, die auf die mutmaßlich anthropologischen Grundlagen der liberalen anthropologieskeptischen Position zurückweist – wird abschließend kritisch diskutiert.
Als Freundschaft bezeichnet man alltagssprachlich eine besondere Form der menschlichen Beziehung, die durch die gegenseitige Zuneigung, Fürsorge und Wertschätzung der befreundeten Personen gekennzeichnet ist. Es lassen sich strukturelle... more
Als Freundschaft bezeichnet man alltagssprachlich eine besondere Form der menschlichen Beziehung, die durch die gegenseitige Zuneigung, Fürsorge und Wertschätzung der befreundeten Personen gekennzeichnet ist. Es lassen sich strukturelle Ähnlichkeiten mit anderen Formen zwischenmenschlicher Beziehungen feststellen, doch im Unterschied zur romantischen Liebe ist Freundschaft, jedenfalls im Normalfall, frei von irrationaler Passion, sinnlicher Anziehung und sexueller Aktivität. Liebe muss nicht notwendig wechselseitig vorliegen, hingegen ist es nicht möglich, mit jemandem ohne sein Wissen, Einverständnis und erfolgende Erwiderung befreundet zu sein. Lieben kann man sogar eine Person, die man nicht wertschätzt, Freundschaft aber verlangt ein minimales positives Urteil über die Person, die der Freund ist. Im Unterschied zu familiären Bindungen ist Freundschaft frei von einer durch biologische Verwandtschaft gestifteten Nähe und Intimität. Wenn familiäre Liebe natürlich und überlebensnotwendig ist, ist Freundschaft freiwillig, durch keine Autorität oder Macht abrufbar und überaus selektiv. Freundschaft ist in diesem Sinne immer frei gewählt und Ausdruck einer selbstbestimmten Entscheidung.  Im erweiterten Sinne kann man auch andere, als positiv beurteilte Beziehungen als (Quasi-)Freundschaften bezeichnen, etwa den Brief- oder Geschäftsfreund. Auch in Hinsicht auf ein positives Verhältnis zwischen Nationen oder Völkern wird von Freundschaft gesprochen.
Der Lexikon-Artikel würdigt die Philosophie der Freundschaft in Hinsicht auf
1) Definitorische Überlegungen und Abgrenzungen
2) Typen traditioneller Freundschaftsbegriffe
3) Die gegenwärtige Debatte, vorallem mit Bezug auf a) Parteilichkeit/Unparteilichkeit, b) das gute Leben, c) politische Funktionen der Freundschaft.
Research Interests:
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Der Beitrag widmet sich der liberalen Wahrheitsskepsis, wie sie mit großem Einfluss auf die zeitgenössische Diskussion im "Politischen Liberalismus" von John Rawls formuliert wurde. Hierzu werden zunächst zwei Begründungsmodi der... more
Der Beitrag widmet sich der liberalen Wahrheitsskepsis, wie sie mit großem Einfluss auf die zeitgenössische Diskussion im "Politischen Liberalismus" von John Rawls formuliert wurde. Hierzu werden zunächst zwei Begründungsmodi der politischen Ordnung (und damit zwei Vorstellungen vom Politischen) rekonstruiert: Begründung als Erkenntnisproblem einerseits, als Entscheidungsproblem andererseits (1). Der Liberalismus versteht Politik als Entscheidungsproblem – als ein wichtiger Grund hierfür wird die Idee der negativen Freiheit herangezogen (2). Abschießend wird diese konstruktive Verknüpfung von negativem Freiheitsbegriff und Wahrheitsskepsis an einem Aspekt des Werkes von Friedrich August von Hayek konkretisiert, nämlich der Rolle der politischen Rationalität für eine freiheitlich verfasste politische Ordnung (3).
Research Interests:
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Die philosophische Debatte um Pornographie kreist um die Frage, ob Pornographie einen Schaden verursacht, der eine tiefer greifende gesetzliche Einschränkung pornographischer Darstellungen und ihrer Verbreitung rechtfertigt. In dem... more
Die philosophische Debatte um Pornographie kreist um die Frage, ob Pornographie einen Schaden verursacht, der eine tiefer greifende gesetzliche Einschränkung pornographischer Darstellungen und ihrer Verbreitung rechtfertigt.  In dem Beitrag werden philosophische Argumente für ein Recht auf Pornographie und eine Pflicht zum Pornographieverbot erarbeitet (I), des Weiteren die rechtliche Situation in Deutschland und der Europäischen Union dargestellt und problematisiert (II). Von dieser philosophischen und juristischen Einordnung ausgehend wird abschließend Pornographie als ein Anwendungsfall des Problems der Bestimmung der sanktionierten Grenzen der Gesellschaft diskutiert (III). Von einem liberalen Individualismus sowie einer affirmativen, die menschliche Fähigkeit zur Erotik wertschätzenden Sichtweise aus, wird ein Recht auf Pornographie abschließend als Freiheitsrecht autonomer Personen bewertet. Diese Argumentation für ein individuelles Recht auf Pornographie weist die Forderung der Restriktionisten, dass die staatliche Befugnis zu zwingen prinzipiell auch das private Sexualverhalten umfassen solle, grundsätzlich zurück. Das Recht auf Pornographie ist vielmehr ein negatives Recht, ein Verbotsverbot, das nur durch Grundrechte Dritter oder verfassungsrechtliche Werte eingeschränkt werden kann.
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