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«Tatort» aus Bremen «Die Wiederkehr»

Das Auslöser-Mädchen

Die Frage, wo das vermisste Mädchen bis zu seiner Wiederkehr war, beschäftigt die Hauptkommissare Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) in der «Tatort»- Folge «Die Wiederkehr».
Die Frage, wo das vermisste Mädchen bis zu seiner Wiederkehr war, beschäftigt die Hauptkommissare Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) in der «Tatort»- Folge «Die Wiederkehr». (Bild: Radio Bremen / Jörg Landsberg)
Im «Tatort» aus Bremen «Die Wiederkehr» taucht ein Mädchen wieder auf, das vor zehn Jahren verschwand. Während die Familie um Normalität ringt, werden die Ermittler mit ihrer Fehlbarkeit konfrontiert. Die Qualitäten liegen hier weniger in der Kriminalgeschichte als im berührenden Familiendrama.

Manche Wahrheiten sind zu gross, als dass sie sich wirklich verdrängen liessen. Sie finden einen Pfad ins Unterbewusstsein und bahnen sich Umwege ans Tageslicht. Familie Althoff aus der «Tatort»-Folge «Die Wiederkehr» lebt mit so einer Wahrheit.

Im Jahr 2005 verschwand eine der Töchter, Fiona, damals sieben Jahre alt. Der «Tatort» erzählt davon in einer Rückblende, zeigt die verzweifelte Mutter, die traumatisierten Geschwister und den alkoholkranken Vater, der sich damals an nichts erinnern konnte. Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) verdächtigte den Vater und verhörte ihn gnadenlos. Er nahm sich daraufhin das Leben. Die Leiche des Mädchens wurde nie gefunden. Zehn Jahre später steht nun eine junge Frau (Gro Swantje Kohlhof) vor der Tür und behauptet, Fiona zu sein. Man habe sie entführt und missbraucht, sagt sie.

Wo die Wahrheit schlummert

Es ist ein vielversprechender Ausgangspunkt für die Handlung. Im Folgenden wird Familie Althoff gekonnt als Familie inszeniert, die krampfhaft versucht, die Vergangenheit ruhen zu lassen und Normalität herzustellen. Das wird optisch vor allem durch das Haus der Familie symbolisiert, ein trautes Heim, in dem sich nicht viel geändert hat, als sei nichts passiert. Lediglich die Bilder an der Wand werden den wechselnden Konstellationen angepasst. Die Mutter (gespielt von Gabriela Maria Schmeide) personifiziert diesen Drang, die Familie am Leben zu erhalten. Doch die Essstörung des Sohnes (Levin Liam) erinnert immer wieder daran, dass die Wahrheit noch irgendwo schlummert.

Nach Fionas Rückkehr scheint das Familienglück wiederhergestellt (Amelie Kiefer, Gro Swantje Kohlhof, Gabriela Maria Schmeide, Levin Liam, v.l.n.r.).
Nach Fionas Rückkehr scheint das Familienglück wiederhergestellt (Amelie Kiefer, Gro Swantje Kohlhof, Gabriela Maria Schmeide, Levin Liam, v.l.n.r.).(Radio Bremen / Jörg Landsberg)

Die Kommissare («Brüder») wiederum werden durch Fionas Heimkehr gezwungen, ihre geleistete Arbeit zu hinterfragen und gegen sich selbst zu ermitteln. Kommissar Stedefreund fällt dabei, wie meist in diesem Team, die Rolle des «good cop» zu, was für den Schauspieler Oliver Mommsen vor allem vorhersehbare Wechsel zwischen freundlich-verbindlichem und besorgtem Gesichtsausdruck bedeutet. Spannender wird es für Kommissarin Lürsen, der vorgeworfen wird, den Vater in den Selbstmord getrieben zu haben. Dass die Rolle hier nicht an dem Druck zerbricht und der Zuschauer auch nicht mit pathetischer Rhetorik genervt wird, ist ein grosses Verdienst der Drehbuchautoren, selbst wenn die ewig stoisch-spröde Mimik von Sabine Postel manchmal die Geduld strapaziert.

Gute Auflösung

Neben diesen beiden Erzählebenen gibt es aber noch eine dritte – die von dem Mädchen, das behauptet, Fiona zu sein. Ausgerechnet die Figur, die den Fall wieder ins Rollen bringt, bleibt schemenhaft, als habe man sie nur als Auslöser für die Geschichte gebraucht. Der Fokus liegt auf dem Schicksal der anderen Protagonisten. Das geht so weit, dass die Ermittler wichtige Hinweise wie medizinische Unterlagen zu Fionas Identität auf einmal zufällig im Briefkasten finden.

Ist die rothaarige Unbekannte (Gro Swantje Kohlhof) tatsächlich die Schwester von Kathrin (Amelie Kiefer)?
Ist die rothaarige Unbekannte (Gro Swantje Kohlhof) tatsächlich die Schwester von Kathrin (Amelie Kiefer)?(Radio Bremen / Jörg Landsberg)

Weil diese Schlüsselelemente lieblos eingebaut werden, erweckt «Die Wiederkehr» den Eindruck, hier sei ein überzeugendes Familiendrama in die Form eines Krimis gepresst worden. Schade. Denn die Auflösung von Fionas Schicksal ist so traurig, berührend und gut, sie hätte einen besseren Rahmen verdient.

«Tatort»-Folge «Die Wiederkehr» am Sonntag, 15. März, um 20.05 Uhr bei SRF 1 und um 20.15 Uhr in der ARD.

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