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Finanzmarkt Der Grexit wird zum Dauerbrenner

Der Grexit beschäftigt die Finanzmärkte. Das bleibt auch so, meint die Fondsgesellschaft Robeco. Falls er kommt, gibt es erstmal Chaos. Und wenn nicht, dann kommt das Thema alsbald wieder.

© Picture-Alliance Vergrößern Grexit wie ein Punching-Ball: Egal wie fest man draufhaut, das Thema kommt wieder.

“Es ist wie ein Punching-Ball. Auch der kommt wieder zurück, egal wie fest man draufhaut.“ Die Einschätzung von Lukas Daalder zum Thema „Grexit“, Investment-Vorstand der niederländischen Fondsgesellschaft Robeco, entbehrt nicht einer gewissen Mischung aus Resignation und Humor.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich zu einem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum komme, sei niemals höher gewesen als jetzt, schreibt er in einem Marktkommentar und beziffert diese dennoch nur auf 30 Prozent . Wahrscheinlicher sei indes irgendein Kompromiss, mit dem man „die Dose weiter die Straße entlangkicke“.

Dennoch sind 30 Prozent Wahrscheinlichkeit genug für den Finanzexperten, über die Folgen nachzudenken. Im Prinzip lässt sich sein Szenario zusammenfassen: kurzfristig Chaos, mittelfristig kann es schlimmer, aber auch alles gut werden.

Sorge um den Domino-Effekt

Daalder rechnet damit, dass sich ein „Grexit“ zunächst negativ auf die Kurse europäischer Aktien, besonders der Bank-Aktien, auswirkt. Anleger würden wohl wieder verstärkt Bundesanleihen kaufen, die immer noch als sicherer Hafen gälten, egal wie niedrig die Renditen seien. Im Zuge dessen würden auch der Renditeabstand zu  Unternehmensanleihen steigen. Das gelte besonders für die Länder der Peripherie. Allerdings werde dieser Prozess durch die Europäische Zentralbank begrenzt werden, die weiter alles tun werde, um den Euro zu bewahren. Dessen Kurs werde dennoch unter Druck kommen.

Mittelfristig fürchtet Daalder einen Domino-Effekt. Dann würden die Aktienkurse weiter fallen und die der Bundesanleihen ebenso steigen wie die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen. Und Anleger würden im Eurokurs ein Scheitern der Gemeinschaftswährung einpreisen.

Ein „Grexit“ sei ein Scheidepunkt für den Zusammenhalt des Euroraums. Ein Domino-Effekt hieße, „der Euro nur noch als eine Art Wechselkursbindung wie der Goldstandard in den Dreißigern aufgefasst: eine Option, aber keine Verpflichtung.“ Ein Grexit würde dann als Beleg gesehen, dass das System anfällig ist für innenpolitische Entwicklungen und jeder Wahlerfolg einer Anti-Euro-Partei würde mehr Spekulationen über einen Austritt induzieren. Dieses Szenario sei mit 60 Prozent etwas wahrscheinlicher.

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Genau könne man das aber nicht sagen, weil man eben nicht wisse, wie ein „Grexit“ 18 Monate danach betrachtet werde. Es sei auch möglich, dass der Rest der EU ausreichend Solidarität beweise. Wenn Griechenland sich nach einem Euro-Austritt konfrontiert mit einer anhaltenden Depression, hoher Inflation, struktureller Arbeitslosigkeit und einem beschränkten Kapitalverkehr sehe, wäre das ein abschreckendes Beispiel, was ein Euro-Austritt nach sich zieht. Das könne ein Zusammenrücken der restlichen Mitglieder bewirken. „Dann wäre der Euroraum nach Abwerfen des Ballasts Griechenland besser dran und die Union würde gestärkt.“ Die Auswirkungen auf die Finanzmärkte wären minimal, wobei ein etwas niedriger Eurokurs gegenüber einem Verbleib Griechenlands im Euro sich hier leicht positiv auswirken könnte.

Allerdings geht Daalder nicht davon aus, dass es jetzt zum Grexit kommt. Es werde wohl eine Vereinbarung geben, weil das eben für alle besser sei. Schief gehen könne in der jetzigen Situation allerdings immer etwas. Und so werde die Grexit-Geschichte in nächster Zeit immer wieder zurückkommen. Wie ein Punching-Ball eben.

Quelle: FAZ.NET

 
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Veröffentlicht: 21.05.2015, 16:41 Uhr

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