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Dass sich Verstorbene ins Diesseits zurückbeamen können, weiß inzwischen jeder. Wir bekommen es ja andauernd gezeigt: In Nordnorwegen brach vor Jahren eine Nazi-Horde in die Gegenwart ein, was sich in Tommy Wirkolas „Dead Snow“ nur durch den Einsatz von Kettensägen und Pumpguns abwenden ließ. In einem französischen Bergdorf wiederum kehrte 2012, vergleichsweise subtil, ein Mädchen zu seiner Familie zurück, das beim Absturz eines Reisebusses ums Leben gekommen war - das war die Mystery-Serie „Les Revenants“ („The Returned“), die auf einem Kinofilm aus dem Jahr 2004 basierte und durch den traumwandlerischen Soundtrack von Mogwai bestach. Im amerikanischen Bundesstaat Washington ist dank eines Remakes nun von ähnlichen Dingen die Rede.
Auch in der Kleinstadt Arcadia in Missouri, mitten im „Bible Belt“ also, stehen die Toten zur Überraschung der amerikanischen Einwanderungsbehörde plötzlich wieder auf der Matte. Allerdings schrappt der Junge im roten Pulli, der zu Beginn der von der ABC gemeinsam mit Brad Pitts „Plan B Entertainment“ produzierten Serie „Resurrection“ die Augen öffnet, knapp an der Wiederauferstehung als Grashalm vorbei. Rücklings liegt er in einem asiatischen Reisfeld, etwas benommen, aber durchaus in der Lage, über einen verstaubten Landweg zurück ins Leben zu finden. Mit den Worten „Ist sie tot?“ bricht er vor besorgten Senioren zusammen.
Einwanderungsbehörde ist misstrauisch
Die Kunde vom Jungen im Reis landet auf dem Schreibtisch von Martin Bellamy (Omar Epps), einem „Immigration Agent“ mit tristem Liebesleben, der sein Tagwerk in einem deutlich weniger farbenfrohen Umfeld verrichtet als die Bauern in Fernost. Alles in Bellamys Büro ist entweder schwarz oder weiß. Entsprechend neugierig macht ihn Jacob (Landon Gimenez), der Junge im roten Pulli. Der spricht zunächst nicht, als Bellamy ihn vom Flugzeug abholt, einen Pass hat er auch nicht dabei, und gäbe es nicht die Smartphone-Industrie, die so intuitive Geräte entwickelt hat, dass sie selbst ein vor 32 Jahren verstorbener Junge zu bedienen vermag, wüsste Bellamy nichts über den jungen Kerl. Der Bengel kritzelt „Arcadia“ auf den Bildschirm.
© Vox
Jacob (Landon Gimenez, links) und Martin Bellamy (Omar Epps) können es nicht glauben: ein zweiter Auferstandener taucht auf.
In dem Moment hält Bellamy den Fall noch für normal. Das ändert sich erst, als ihm der Sheriff von Arcadia mitteilt, keine Kinder auf der Vermisstenliste zu haben. Noch größere Augen macht der Agent, als er in der Mittelmäßigkeitshölle Arcadias auf ein Ehepaar stößt, das eine Holzvilla unter hohen Bäumen bewohnt. Henry und Lucille Langston (Kurtwood Smith und Frances Fisher) sind schon etwas ältere Semester. Vor 32 Jahren haben sie ein Trauma erlitten: Im Fluss hinter dem Haus kamen ihre Schwägerin und ihr kleiner Sohn ums Leben. Nun trifft Jacob, der Junge im „Mansfeld Panthers“-Pulli, ein und er trifft auch Henrys Humor: „Was ist rot und grün und eine Million Meilen schnell“, ruft er aus. Und Henry entgegnet: „Ein Frosch in ’nem Mixer!“ Man umarmt sich wie Vater und Sohn. Doch geheuer ist das den Langstons nicht.
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Bei der Begegnung könnte es sich ja ebenso um einen grässlichen Scherz handeln, wie Henrys Bruder glaubt. Ein Pastor, der in das apokalyptische Frömmler-Setting so zwangsläufig gehört wie die geschmacklose Familiengruft, mit der die Langstons ihre Trauer zu verarbeiten suchten, befürchtet derweil das Äußerste: trotz voller Kirchen nicht erkennen zu können, ob da eines der gepredigten Wunder Gottes vor ihnen steht.
Steckt der Teufel nach dieser lichten, herzergreifend daherkommenden Auftaktfolge von „Resurrection“ vielleicht im Detail? Wissen muss man vorerst nur, dass Jason Mott, der Autor der Romanvorlage, die sich „The Returned“ nannte und 2013 erschien, zu der Story inspiriert worden sein will, als ihm seine verstorbene Mutter im Traum erschien. Und zwar in dem Jahr, in dem „The Walking Dead“ im Fernsehen anlief.