«Jihadi Johns» FamilieTeurer Schutz, vertauschte Rollen
Der Fall Rushdie ist bekannt – wie der Roman «The Satanic Verses» dieses Schriftstellers in Indien verboten und im englischen Bradford von Muslimen öffentlich verbrannt wurde. Und wie schliesslich am Valentinstag des Jahres 1989 von Ayatollah Khomeiny die Fatwa über Salman Rushdie verhängt wurde. Was sich in der Folge abspielte, mutete zeitweise fast wie ein heiliger Krieg an: Der in Grossbritannien wohnhafte Rushdie, von Khomeinys Anhängern der Gotteslästerung beschuldigt, musste von einem Versteck mit schusssicheren Fenstern ins andere verbracht werden. In sechs Jahren kostete sein Schutz die britischen Steuerzahler ungefähr 5 Millionen Pfund.
Auch der Fall Emwasi ist bekannt – obschon dazu erst wenige Kapitel geschrieben sind. Eines davon war im Februar die Kunde, dass der in London aufgewachsene, 26-jährige Mohammed Emwasi der als «Jihadi John» berüchtigt gewordene Henker des Islamischen Staats sei. Emwasis Eltern, so vernahm man alsbald, hätten ihren Sohn bereits im Video von der Enthauptung des amerikanischen Journalisten James Foley erkannt. Es folgten Drohungen gegen die Familie – die von der Polizei erst aus ihrem Heim in ein anderes Londoner Domizil verbracht und danach angeblich unter Decknamen in einem Hotel domiziliert wurde. Ihr Schutz soll die Briten 5000 Pfund pro Tag kosten.
Was auffällt, sind die vertauschten Rollen. Für den schutzbedürftigen Rushdie bezahlte Grossbritannien, weil hinter ihm fanatische Muslime her waren. Jetzt, im Fall der Familie Emwasi, müssen vom selben Land Muslime geschützt werden. Beide Fälle verdeutlichen die seit den achtziger Jahren verschärfte Krise zwischen dem Islam und dem Westen. Von dieser Krise zeugen auch jüngste Aussagen von Emwasis Vater. Er – im Gegensatz zu seiner Frau und vier Kindern aus London nach Kuwait geflüchtet – bestreitet, «Jihadi John» als seinen Sohn Mohammed identifiziert und zu Höllenqualen verdammt zu haben. Dies seien Lügengeschichten, ersonnen von der westlichen Presse.