Demokratie und Technik in NigeriaDen Wahlbetrügern das Handwerk gelegt
Muhammadu Buhari hat seinen Sieg über Goodluck Jonathan bei den Präsidentenwahlen in Nigeria von Ende März zu einem guten Teil modernen Technologien zu verdanken. Zum ersten Mal war diesmal ein Ausweis eingeführt worden, der die Fingerabdrücke der Wahlberechtigten enthielt. Am Wahltag überprüften danach elektronische Lesegeräte die Daten der Stimmenden. Das klappte erstaunlich gut; lediglich in 350 von über 120 000 Wahllokalen kam es zu Pannen.
Die Technik vollbrachte Wunder. In Nigeria hatte bisher stets der im lokalen Pidgin «Carry-go» genannte Wahlbetrug die Ergebnisse verzerrt. Über die Präsidentenwahl von 2007 urteilten die damaligen Beobachter der EU, sie habe selbst die (niedrigen) demokratischen Standards in Afrika «bei weitem» verfehlt. Beim «Carry-go» trugen angeheuerte Parteiaktivisten am Abend massenweise Wahlurnen weg und füllten sie mit gefälschten Wahlzetteln. Damit das Ergebnis plausibel erschien, wurden die Wählerregister mit den Namen von Minderjährigen, doppelt geführten Personen, Verstorbenen oder reinen Phantom-Wählern aufgebläht.
Damit ist nun Schluss, wie der Rückgang der Wahlbeteiligung zeigt. Hatten im Jahr 2011 offiziell noch 40 Millionen Nigerianer ihre Stimme abgegeben, waren es diesmal lediglich 29 Millionen. Der Rückgang um mehr als ein Viertel lässt sich weder mit Apathie noch mit der Sicherheitslage im Nordosten des Landes erklären.
Moderne Kommunikationstechnologien beeinflussten den Urnengang auch durch den breiten Einsatz von Social Media. Jonathans Regierungspartei mobilisierte für ihre Kampagne staatliche Ressourcen und ein weites Netz von Klientelen. Bei einer Benefizveranstaltung mit Wirtschaftsvertretern kamen Anfang Jahr 125 Millionen Dollar zusammen. Buhari stand dagegen nur ein Bruchteil der Mittel zur Verfügung. Aber er gewann, weil im ganzen Land junge Aktivisten, die einen Wandel herbeiführen wollten, Wahlkampf mithilfe von Facebook, Twitter und Whatsapp betrieben.