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Fact-Sheet als Informationsquelle

Was in einem Anlagefonds steckt

Wer Anlagefonds kauft, braucht detaillierte Angaben, sonst kann er sein Investment nicht richtig steuern.
Wer Anlagefonds kauft, braucht detaillierte Angaben, sonst kann er sein Investment nicht richtig steuern. (Bild: Aurel Märki / NZZ)
Wer Anlagefonds kauft, wird vom Bankberater häufig nur summarisch über das Investment informiert. Genauere Informationen finden sich im Fact-Sheet oder im Informationsblatt KIID. Wir zeigen, was sich zu lesen lohnt.

Allzu viele Anleger bekommen von ihrer Bank Fonds verkauft, wissen aber dabei nur sehr summarisch, in was sie investieren. Wer sich genauer informieren will, liest am besten das Fact-Sheet oder das Investoren-Informationsblatt KIID, das ihm beim Kauf abgegeben wird und online abrufbar ist (z. B. auf www.nzz.ch/fonds). Doch was lohnt sich, auf diesen Blättern zu lesen? Im Kasten unten werden die wichtigsten Begriffe erklärt, die auf einem Fact-Sheet oder in einem KIID vorkommen.

Name und Grösse

Fonds sind «selbständige Anlageportfolios», an denen die Anleger Anteile erwerben. Darum wird jeder Fonds, der in der Schweiz öffentlich vertrieben werden darf, von der Aufsichtsbehörde Finma kontrolliert. Der Fonds hat eine Verwaltungsgesellschaft (kann eine Tochter der Hausbank des Anlegers oder ein ganz anderer Anbieter sein). Er hat sodann sein eigenes Management, das die Investments tätigt, und seine eigene Depotbank, welche die Wertschriften verwahrt. Die Anlagerichtlinien, die dem Fondsmanagement vorgeben, wie es investieren darf, sind meist kurz beschrieben unter «Investmentzweck» (Aktien? Obligationen? Welche davon? Beides? Weiteres wie z. B. Derivate?). Ein Blick auf die zehn grössten Positionen kann den Zweck verdeutlichen. Im Namen des Fonds kommt die Verwaltungsgesellschaft vor und gemeinhin ein Hinweis auf den Investmentzweck. Die Angaben zu den zehn grössten Positionen können helfen, Klumpenrisiken im eigenen Depot zu finden. Wer zum Beispiel schon Novartis-Aktien hält, für den ist es oft nicht sinnvoll, in einen Fonds für Schweizer Aktien oder Gesundheits-Aktien zu investieren, in dem Novartis eine sehr grosse Position ist.

Allzu viele Anleger gucken nur auf die Grafik mit der bisherigen Wertentwicklung des Fonds, die meist an einem Vergleichsindex (Benchmark) gemessen wird. Sie sagt allerdings wenig über die Zukunft aus, weil sich die Lage an den Finanzmärkten ändern und das Fondsmanagement wechseln kann. Auf jeden Fall sollte auch noch das Auflagedatum (Issue Date) des Fonds beachtet werden. Bei neuen Fonds rechnen die Gesellschaften nämlich bisweilen bloss fiktiv zurück, wie viel das Portfolio vor Jahren rentiert hätte. Zudem lohnt sich eine Betrachtung des Fondsvolumens. Fonds mit weniger als 20 Mio. Fr. verwalteten Vermögen sind für die Fondsgesellschaft im Allgemeinen nicht profitabel und müssen mittelfristig entweder wachsen oder fusionieren. Ein Fonds mit mehr als 100 Mio. Fr. darf in der Schweiz als sicher gross genug gelten, um effizient zu arbeiten.

Fragezeichen zum «Risiko»

Das KIID zeigt grafisch auf, wie riskant ein Fonds ist. Höheren Risiken sollten auch höhere Ertragschancen gegenüberstehen. Als Faustregel gelten Obligationen als sicherer und Aktieninvestments als riskanter. Risikomass sind im Finanzbereich jedoch meistens die vergangenen Kursschwankungen der Wertpapiere. Diese sagen wenig über die Zukunft aus. Angaben und Kennzahlen zum Risiko sind also höchstens grobe Fingerzeige, ob zwischendurch auftretende Kursverluste wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher sind.

Ein dorniges Feld sind sodann die Gebühren. Freiwillig informiert wird von der Bank im Allgemeinen über Ausgabe- und Rücknahmegebühren für den Fonds-Anteil. Die Total Expense Ratio (TER) gibt aber auch noch Auskunft über die jährlichen Kosten, die von der Rendite weggehen. Sie teilen sich auf in Verwaltungskosten (an die Fondsgesellschaft) und verdeckte Vertriebsentschädigungen (an die Hausbank des Anlegers). Für Aktienfonds gilt heute eine TER von 50 bis 80 Basispunkten (1 Basispunkt = 0,01 Prozentpunkte) als normal. Für Obligationenfonds ist es etwas mehr. Mehr als etwa 1,5% sollten es so oder so heute nicht mehr sein.

Diese Begriffe sollten Anleger beim Lesen eines Fact-Sheets kennen

Fondswert:

► Netto-Inventarwert (NIW) oder Net Asset-Value (NAV): Aktueller Wert des Fonds-Portfolios, allenfalls pro Anteil. Besteht das Portfolio aus börsengehandelten Wertschriften, sind NIW oder NAV der aktuelle Kurswert des Portfolios, meistens einmal täglich berechnet. Ausnahme: nicht börsengehandelter Inhalt des Portfolios (z. B. Immobilien) – dort erfolgt die Wertbestimmung in grösseren Zeitabständen.

► Benchmark-Index, Vergleichsindex oder Index: Die meisten Fonds vergleichen die Wertentwicklung ihres Portfolios mit einem allgemeinen Marktindex (bei Schweizer Aktien z. B. der Swiss-Performance-Index, SPI). Häufig richtet sich die Portfolio-Zusammensetzung auch gröber oder enger am Inhalt des Indexes aus.

► Performance: Wertentwicklung des Portfolios, meistens Kurse plus Dividenden der Aktien und/oder Zinserträge auf Obligationen. Manche Anlagefonds schütten Dividenden und/oder Zinsen an die Anleger aus, andere investieren sie wieder (Thesaurierung). Auch dies sollte aus dem Fact-Sheet hervorgehen.

► Volumen: Gesamtwert des Portfolios.

Investments:

► Positionen: Einzelne Investments des Fonds. Zum Beispiel Aktienfonds: Anzahl Positionen = Anzahl Firmen, in deren Aktien der Fonds investiert hat. Die zehn grössten Positionen sind die zehn grössten Investments des Fonds; angegeben mit ihrem Prozentanteil am Fondsvermögen.

► Tracking-Error: Wertabweichung zwischen der Performance des Fondsportfolios und dem Vergleichsindex. Mass für die Freiheit des Fondsmanagers beim Investieren.

Risiko:

Bei Fonds immer verstanden als Wertschwankung (Volatilität) des Portfolios. Meistens entweder anhand der Wertschwankungen in der Vergangenheit berechnet oder anhand von Optionspreisen. Achtung: Die Aussagen der Risikokennzahlen sind höchstens grobe Anhaltspunkte, nie Prognosen.

► Sharpe-Ratio: Mehr- oder Minderrendite, die das Fondsportfolio im Vergleich mit einem risikolosen Zinssatz in der Vergangenheit erzielt hat, in Abhängigkeit vom eingegangenen Risiko.

► Volatilität: Mass für die Wertschwankungen des Fondsportfolios. Meistens als Standardabweichung vom Rendite-Mittelwert angegeben, also maximale Streuung der Gesamtrendite um den Mittelwert.

Gebühren:

► Verwaltungsgebühr oder Management-Fee: Kosten für die Verwaltung des Portfolios, gehen jährlich von der Rendite ab.

► Total-Expense-Ratio (TER): Gesamtgebühr für die Bereitstellung und den Unterhalt des Fonds (inklusive Management-Fee), wird ebenfalls jährlich von der Rendite abgezogen. Die Differenz zwischen Verwaltungsgebühr und TER bezeichnet ungefähr die jährlichen Vertriebsentschädigungen der Fondsgesellschaft an die Bank oder den Vermögensverwalter (Retrozessionen).

► Ausgabeaufschlag/Rückgabegebühr: Kommission der Bank oder des Vermögensverwalters beim Verkauf oder bei der Rücknahme der Anlagefonds-Anteile an die Kunden.

Weitere:

► Auflegungsdatum oder Issue-Date: Seit diesem Datum existiert der Fonds.

► ISIN: Wertpapier-Kennnummer, identifiziert den Fonds international.

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