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Familienbudget Eine Woche Skifahren = zwei Monatslöhne

In den Alpen beginnt die Skisaison. Doch ein Urlaub wird für die Durchschnittsfamilie immer unerschwinglicher. Mit welchen Kosten muss man rechnen? Wo könnte man sparen? Fünf Tipps.

TMN

Skiurlaub war noch nie wirklich günstig. Anreise, Unterkunft und Skipass summieren sich zu beträchtlichen Summen. Doch wie viel muss eine vierköpfige Familie wirklich für eine Woche Pistenspaß in den Alpen ausgeben? Und wo lässt sich sparen?

Das Skiportal Snowplaza hat eine Auswertung für eine Beispielfamilie aus Erfurt erstellt. Dies sind die Annahmen:

  • Sieben Nächte in den Winterferien vom 3. bis 10. Februar 2018 in den deutschen oder österreichischen Alpen.
  • Beispielhaft wurden die Skigebiete Saalbach, Sölden, Serfaus-Fiss-Ladis, Obertauern, Kleinwalsertal, Stubai und Sudelfeld untersucht.
  • Als Unterkunft soll es ein Viersternehotel in Pistennähe sein.
  • Weder die Eltern noch die fünf und neun Jahre alten Kinder haben Skiausrüstung.
  • Die Kinder machen einen Skikurs.

Anreise: Per Auto oder Bahn?

Günstigste Möglichkeit zur Anreise ist laut Snowplaza in den meisten Fällen das eigene Auto. Die Beispielfamilie aus Erfurt muss in die sechs Skigebiete und zurück rund 1300 Kilometer zurücklegen. Setzt man einen Spritpreis von 1,32 Euro und einen Verbrauch von sieben Litern auf 100 Kilometern an, ergeben sich Kosten von knapp 120 Euro. Faktisch entstehen natürlich bei einer Pkw-Fahrt noch weitere Kosten, zum Beispiel durch die Abnutzung.

Ein Bahnticket für die Familie kostet dagegen je nach Zielort mindestens 500 Euro, für Kleinwalsertal sind es ohne BahnCard zum Beispiel 519 Euro. Eine - oft nur theoretische - Alternative ist das Flugzeug. Zum Beispiel Salzburg oder Innsbruck bieten sich dafür in Österreich an. Allerdings gibt es längst nicht von jedem deutschen Flughafen dorthin Verbindungen. Zudem sind die Preise in der Regel noch einmal höher als bei der Bahn. Eine echte Alternative sieht Felix Wende von Snowplaza in Fernbussen, die verstärkt auch Skigebiete anfahren.

Kosten: mindestens 120 Euro

Unterkunft: Hotel oder Ferienwohnung?

Der mit Abstand größte finanzielle Posten ist die Unterkunft. Snowplaza hat in den Skiorten jeweils Viersternehotels in der Nähe des Skilifts mit Halbpension angefragt. Für sieben Übernachtungen entweder im Familienzimmer oder in zwei getrennten Zimmern fallen je nach Skigebiet Kosten zwischen 2043 und 2898 Euro an. Entsprechend hoch ist natürlich aber auch das Sparpotenzial.

Wer statt eines Hotels eine Ferienwohnung wählt, kann laut Wende bis zu 50 Prozent sparen. Und: Wer etwas weiter vom Skigebiet entfernt nach einer Unterkunft sucht, kommt meist auch deutlich günstiger weg. "Zehn Kilometer von Garmisch entfernt zum Beispiel ist im Winter nicht mehr allzu viel los. Da bekomme ich oft eine deutlich billigere Unterkunft", sagt auch Wintersportexperte Christoph Ebert vom Kompetenzzentrum Sport, Gesundheit, Technologie.

Kosten: zwischen 2043 und 2898 Euro

Skipass: Wenig Sparpotenzial

Ein Sechstagesskipass schlägt nach der Untersuchung von Snowplaza mit Kosten zwischen 447 Euro (Sudelfeld) und 739 Euro (Sölden) zu Buche. Ebert hält das Sparpotenzial hier für sehr gering: "Ich kann höchstens noch nach Familienkarten oder beim Hotelier oder Vermieter nach Pauschalangeboten fragen."

Kosten: zwischen 447 und 739 Euro

Verpflegung: Mittag auf der Hütte

Da die Beispielfamilie in einem Hotel mit Halbpension übernachtet, fallen im Grunde nur noch Kosten für ein Mittagessen auf der Skihütte und etwas Geld für den sonstigen Bedarf an. Snowplaza rechnet hier mit Kosten von hundert Euro pro Tag.

Laut Ebert bieten zwar viele Skigebiete mittlerweile auch Selbstversorgerräume an. "Aber eine Berghütte bietet einfach eine Gemütlichkeit, die auch ein großes Stück des Urlaubs ausmacht." Aber natürlich muss es nicht immer ein volles Essen sein, unter Umständen reicht als Stärkung am Mittag ja auch eine Suppe.

Kosten: 600 Euro

Ausrüstung: Lieber leihen

Vor allem wer nur selten Ski fährt, hat meist keine eigene Ausrüstung. Für die Eltern der Beispielfamilie rechnet Snowplaza deshalb mit Kosten zwischen 250 und 370 Euro. Bei Kindern werde das Material häufig von der Skischule gestellt. Weiterer Spartipp: "Fast alle Verleiher geben Rabatt - da sollten Winterurlauber immer nachfragen", rät Wende.

Ebenfalls sparen lässt sich häufig bei einer Onlinebuchung. Und: Je weiter der Skiverleih vom Lift entfernt ist, desto billiger ist es in der Regel. Ebert hält eine eigene Ausrüstung nicht für sinnvoll, wenn man weniger als zwei Wochen pro Jahr Ski fährt. "Und für Kinder lohnt sich das Ausleihen eigentlich auch fast immer."

Kosten: 250 bis 370 Euro

Skischule: Gruppe ist billiger

Ein Gruppenskikurs ist natürlich meist günstiger als Einzelunterricht. "Für Kinder ist eine Gruppe in der Regel sogar besser", sagt Ebert. Bis zu acht Personen hält er für optimal. Snowplaza hat Kosten zwischen 418 und 578 Euro ermittelt, wenn die beiden Kinder sechs Tage Unterricht bekommen.

Kosten: zwischen 418 und 578 Euro

Das Fazit:

In der Beispielrechnung mit dem Viersternehotel muss die vierköpfige Familie je nach Skigebiet zwischen 3917 Euro und 5113 Euro zahlen. Der mittlere Lohn in Deutschland liegt bei 2990 Euro brutto (Stand April 2014) - netto entsprechend weniger. Das bedeutet, dass eine Familie bis zu zwei Monatslöhne aufwenden muss, um in den Skiurlaub fahren zu können.

Mit einer Ferienwohnung liegen die Kosten über den Daumen gepeilt zwischen 3000 und 3800 Euro - dann allerdings bräuchte man wohl etwas mehr Geld für die Verpflegung.

Egal ob mit Hotel oder Ferienwohnung: Für den Preis einer Woche Skiurlaub in den Alpen bekommt man in der Regel auch einen richtig guten Urlaub in der Sonne. "Die Konkurrenz für den Skiurlaub liegt auf jeden Fall im Süden", sagt denn auch Christoph Ebert, der beobachtet, dass insgesamt die Zahl der Skifahrer aus Deutschland zurückgeht.

Die Kosten sind dafür aber sicher nur ein Faktor. "Die Lust auf Skifahren steigt immer dann, wenn Schnee liegt - und das tut es eben immer seltener in vielen Flachlandregionen von Deutschland."

abl/dpa

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