Lufthansa-Chef Spohr über Air Berlin "Wir gehen von sinkenden Ticketpreisen aus"
Steigen die Ticketpreise, wenn die Lufthansa die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin übernimmt? Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagt Nein. Von einem angeblichen Monopol könne keine Rede sein.
Nach Ansicht von Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr führt das Aus der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin nicht zu steigenden Ticketpreisen auf breiter Front. "Wir gehen von weiter sinkenden Preisen aus. Denn der Wettbewerb wird sich in Europa und auch weltweit verschärfen", sagte Spohr der "Rheinischen Post". Preiserhöhungen auf einzelnen Strecken schließt der Lufthansa-Chef aber nicht grundsätzlich aus.
Lufthansa werde von Air Berlin "voraussichtlich 81 Flugzeuge übernehmen, 3000 Mitarbeiter einstellen und dafür in Summe 1,5 Milliarden Euro investieren", sagte Spohr und bekräftigte damit Pläne des Unternehmens.
Kunden hatten sich zuletzt gesorgt, dass es im Zuge der Aufteilung der insolventen Airline bei innerdeutschen Flügen zu höheren Preisen kommt, da die Lufthansa durch die Übernahme Marktanteile gewinnen und so höhere Preise durchsetzen könnte.
Doch laut Spohr habe die Lufthansa weltweit einen Marktanteil von drei Prozent und in Europa von 14 Prozent. "Von einem angeblich drohenden Monopol kann keine Rede sein", sagte er. Außerdem werde man sich im Konzern mit der Tochter Eurowings selbst Konkurrenz machen. "Da, wo es bisher nur Lufthansa und Air Berlin gab, wie beispielsweise zwischen München und Köln, kommen nun Eurowings-Flüge als Ersatz für Air Berlin hinzu." Eurowings als kostengünstige Zweitmarke arbeite "eigenständig und wird alles tun, die Jets zu füllen".
Der Lufthansa-Chef kündigte zugleich ein Angebot an, "um im Ausland gestrandeten Passagieren der Air Berlin die Heimreise zu einem fairen Preis anzubieten, sofern wir die Kapazitäten dafür haben". Aus Lufthansa-Kreisen hieß es dazu, es sei schwer zu schätzen, um wie viele Passagiere es dabei gehe. Seit 25. September ist bekannt, dass Air Berlin alle Langstreckenflüge am 15. Oktober einstellt.
Knapp zwei Monate nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin wird am Donnerstag eine Entscheidung über die Aufteilung Air Berlins erwartet. Die Geschäftsführung hatte drei Wochen lang exklusiv mit dem deutschen Marktführer Lufthansa sowie mit dem britischen Billigflieger Easyjet über den Verkauf von Teilen des hoch verschuldeten Unternehmens verhandelt.
hej/dpa-AFX