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Batman: Caped Crusader

Abenteuer | USA 2024 | 255 (10 Folgen) Minuten

Regie: Christina Sotta

In der Metropole Gotham City feiern Verbrechen und Korruption fröhliche Urstände, bis eine mysteriöse, mit Cape und Fledermausmaske verkleidete Gestalt für Ordnung zu sorgen beginnt. Die Animationsserie um den populären DC-Comichelden Batman kehrt visuell und erzählerisch zu dessen Wurzeln zurück und lässt den psychisch gebrochenen Superhelden, der ein Doppelleben zwischen lächelndem Philanthropen und grimmigem Rächer führt, in klassischem Zeichentrick, aber auch mit frischen Impulsen auferstehen. Die zehn Folgen der ersten Staffel, die die Handlung optisch in einer 1940er-Noir-Ära verorten, sind spannend und kurzweilig verdichtet, auch wenn insgesamt wenig Tiefe entsteht. - Ab 12.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
BATMAN: CAPED CRUSADER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
6th & Idaho Prod./Bad Robot/DC Ent./Warner Bros.
Regie
Christina Sotta
Buch
Greg Rucka · Bruce Timm · Ed Brubaker
Musik
Frederik Wiedmann
Schnitt
Marc Stone
Länge
255 (10 Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Abenteuer | Action | Animation | Comicverfilmung | Serie
Externe Links
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In nostalgischem 2D-Zeichentrick gestaltete Animationsserie um den dunklen DC-Ritter, der in Gotham City den Schurken die Hölle heiß macht.

Diskussion

Wenn man alle Neuinterpretationen und Variationen auflisten würde, die eine der bekanntesten Superheldenfiguren der Welt – Gotham Citys dunkler Ritter Batman – in den vergangenen Jahrzehnten in Comics, Filmen, Serien und Videospielen erfahren hat, müsste man mehrere Tage Arbeit investieren und hätte am Ende ein dickes Dokument mit vielen Seiten in Händen. Nachdem zuletzt vor allem die großen Realfilm-Kinospektakel von sich reden machten – Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie mit Christian Bale, die Batman-Auftritte im DC-Extended-Universe (inklusive einer Rückkehr von Michael Keaton in seine frühere Rolle) und Matt Reeves’ „The Batman“ mit Robert Pattinson – gibt es den Superhelden im Fledermauskostüm nun auch wieder im klassischen Zeichentrick-Look.

Zurück zu den Wurzeln

Mit Betonung liegt dabei auf „klassisch“, denn „Batman: Caped Crusader“ orientiert sich optisch derart stark an der „Animated Series“ aus den 1990er-Jahren, dass man meint, in eine Zeitmaschine gestiegen zu sein. Kantige Gesichter und Körper, reduzierte Details und etwas hakelige Animationen sehen auf den ersten Blick nach kostengünstiger Massenproduktion aus. Auf den zweiten Blick fällt jedoch auf, wie viel Arbeit in Beleuchtung und Schatten geflossen ist, und dass sich auch die ein oder andere 3D-Animation hineingeschmuggelt hat.

Das „Klassische“ hört damit aber noch lange nicht auf, sondern setzt sich bei der Erzählstruktur und dem Setting fort. Die Handlung verläuft nach altbewährter (und für heutige Verhältnisse fast anachronistisch anmutender) „Monster of the Week“-Manier. Jede Folge ein neuer Schurke, ein neuer Fall, ein neuer Konflikt, der dann sogleich gelöst wird.

Auch wenn die Heldenfiguren beziehungsweise ihre Verhältnisse zueinander im Laufe der zehn Folgen eine gewisse (Weiter-)Entwicklung durchmachen, verzichtet die erste Staffel von „Caped Crusader“ bewusst auf einen großen, übergreifenden Plot und langfristige Nachwirkungen der jeweiligen Ereignisse. So steht das am Ende der ersten Folge zerstörte Polizeirevier zu Beginn der zweiten bereits wieder.

Das Setting führt den Protagonisten, der 1939 im Rahmen der DC-Comics erstmals das Licht der Welt erblickte, zu dessen Ursprüngen zurück. Auch ohne explizite zeitliche Einordnung verortet man das Geschehen unschwer in den 1940er- und 1950er-Jahren. Oldtimer tuckern durch die Straßen, Mafia-Gangster schießen mit „Tommy Guns“ um sich, beige Trenchcoats sind in Mode und Batmans Gadgets auf ein Minimum reduziert. Der berühmte Greifhaken ist da schon Hightech.

In erfahrenen Händen

Insbesondere ein Name lässt erahnen, woher diese Neigung zur Rückkehr in die Vergangenheit rührt. Auf Produzentenseite ist neben Matt Reeves auch Hollywoods Nostalgie-Experte J.J. Abrams beteiligt. Noch wichtiger aber ist Bruce Timm, mit dem „Caped Crusader“ einen Showrunner vorweisen kann, der schon seit den 1990er-Jahren an zahlreichen Batman-Projekten beteiligt war, unter anderem als Autor, Produzent und Showrunner von „Batman: The Animated Series“ (1992-1995). Das Franchise liegt also in Händen, die schon seit Jahrzehnten erfolgreich damit zugange waren.

Dennoch sah sich „Caped Crusader“ vor dem Start einem Shitstorm ausgesetzt, der der Serie mutmaßliche „Wokeness“ attestierte. Denn einer der traditionellsten Antagonisten des dunklen Ritters ist nun eine Frau! Was für ein Schock für die rechtskonservative Blase! Aus Oswald Cobblepot, dem Pinguin, macht „Caped Crusader“ kurzerhand Oswalda Cobblepot. Obwohl der heimtückisch-ruchlose Charakter dieser Figur bestehen bleibt, wollten selbsterklärte Hüter der Franchise darin eine gefährliche Infektion mit dem „Woke-Virus“ ausmachen. Ein Kuss zwischen zwei Frauen, ein afroamerikanischer Polizeichef und der Umstand, dass Frauenfiguren nicht allesamt eine Wespentaille haben, führten anfangs zu einer absurd niedrigen Nutzerwertung mit 45 Punkten auf der Metacritic-Seite.

Wenig Tiefe, aber viel Kurzweil

Dabei gäbe es abgesehen von solch chauvinistischen Reaktionen durchaus einiges, das man an „Caped Crusader“ zu Recht kritisieren könnte. Etwa dass die Konflikte mit den einzelnen Schurken und Schurkinnen insgesamt recht seicht sind. Dass auch deren Charakterisierungen oftmals eindimensional bleiben und damit nicht ansatzweise an die packenden Moralspiele der jüngsten Filmadaption heranreichen (große Ausnahme: Harvey Dents Abstieg vom überambitionierten Staatsanwalt zum Bösewicht). Oder dass die Serie zwar um neue Impulse bemüht ist, der Batman-Figur aber keine frischen Facetten abringt.

Die positiven Aspekte überwiegen hingegen bei weitem. Vom kompetent umgesetzten nostalgischen Comic-Look bis zu den überraschenden Re-Designs vieler altbekannter Figuren ist die Serie vor allem visuell rundum gelungen. Mit der Etablierung einer Storyline um Barbara Gordon/Batgirl, der Tochter von Polizeichef Jim Gordon, gelingt es zudem, eine packende Frauenfigur zu profilieren, die zu einem der interessanten Charaktere der Serie wird. Außerdem überzeugen die zehn Folgen der ersten Staffel durch ihren hohen Unterhaltungswert, wenn sich in gerade mal 25 Minuten dramaturgisch pointierte Mikro-Abenteuer entfalten.

„Batman: Caped Crusader“ dürfte gerade die Nostalgie jener triggern, die in den 1990er-Jahren mit Batman-Fernsehserien aufgewachsen sind. Trotz aller Rückbesinnung auf die Vergangenheit wird dabei aber dennoch nicht vergessen, eine eigene Identität aufzubauen.

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