Bochum: Hiltroper Landwehr
Stillgelegt: 1937
Status: Keine Relikte mehr vorhanden
[01] Hiltroper Landwehr in Höhe Hausnummer 142 unweit der Herner Stadtgrenze1997 © Markus Schweiß
Große Hoffnungen hatte die Herner Geschäftswelt in den Bau einer Tramverbindung nach Gerthe gesetzt. Doch nach der Eröffnung am 22. Dezember 1910 kam die Ernüchterung: In der allgemeinen Fortschrittseuphorie hatte man die Zahl der Fahrgäste deutlich überschätzt. Dabei war der 20-Minuten-Takt auf der Hiltroper Landwehr durchaus attraktiv. In 16 Minuten gelangte man mit der Linie C von Gerthe nach Herne.
Die Westfälische Straßenbahn, die die Strecke 1912 von der Straßenbahn der Stadt Herne übernommen hatte, krankte daran, dass ihre Linien nicht die großen Zentren untereinander verbanden. Zwar fuhr die Straßenbahn keine roten Zahlen ein, doch das Unternehmen hatte sich beim Geschäft mit Großgaragen verspekuliert. Die Schienenstrecken waren eben nicht profitabel genug, um den Betrieb zu retten. Zum Abschluss des 1931 eingeleiteten Konkursverfahrens übernahm die Bogestra die Sachwerte der Westfälischen und legte mehrere Straßenbahnstrecken still.
Am 31. Dezember 1937 fuhr die letzte Tram von Gerthe nach Herne. Tags darauf übernahm ein Omnibus den Verkehr. Erstaunlicherweise überdauerte das Gleis auf Bochumer Gebiet den Zweiten Weltkrieg und blieb bis Ende der 1990er-Jahre am nördlichen Rand der Hiltroper Landwehr liegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Omnibus die Nachfrage kaum bewältigen konnte, unterblieb die Reaktivierung der Gleistrasse – dies sei zu teuer, hieß es.
Auf dem Stadtplan markiert ist die Stelle, an der das Foto aufgenommen worden ist. Auf der Hiltroper Landwehr fährt heute die HCR-Buslinie 321, allerdings selbst in der Hauptverkehrszeit nur im Stundentakt.
Literatur
- Ludwig Schönefeld: Von der Elektrischen zum Obus. Wuppertal 1987 (S. 19-24, 54-59)
- Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 19-20, 23, 26)