Bochum: Kemnader Straße
Stillgelegt: 1963
Status: Keine Relikte mehr vorhanden
[01] Ausgebaute Gleise vor dem Haus Kemnader Straße 323September 1997 © Markus Schweiß
Ob da 1997 die Originalschienen herausgeholt wurden, die die Hattinger Kreisbahn 1926 hier verlegt hatte? Gut möglich. In Betrieb war die Strecke bis zum 4. November 1963, also rund 37 Jahre. So lange können Gleise durchaus halten. Die Linie 5, die zuletzt die bevorzugte Bochumer Wohngegend mit der Innenstadt verband, fuhr nur zweimal pro Stunde. Viel mehr war bei der großteils eingleisig verlegten Strecke auch nicht machbar.
Die unweit gelegene Endstelle "Stiepel Frische" verwies im Namen auf eine "Restauration zur schönen Aussicht", sprich: ein beliebtes Ausflugslokal. Bis 1919 hielten dort auch Mediziner Sprechstunde, denn die Stiepeler hatten damals noch keinen Hausarzt am Ort. Das Gebäude wurde 1977 abgerissen.
[02] Ausgebaute Gleise vor dem Haus Kemnader Straße 323September 1997 © Markus Schweiß
Die Operation Gleisextraktion markierte den Schlusspunkt der Tram-Ära dort im "Dorf". Zu Beginn, als die Gemeinde Stiepel noch eigenständig war, wurde sie zunächst von Hattingen bzw. Welper aus an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Wer nach Bochum wollte, musste erst in Weitmar an der Zeche Carl Friedrich umsteigen. 1928 wurde dann ein Gemeinschaftsverkehr mit der Bogestra etabliert, der durchgehende Fahrten bis zum Nordbahnhof bot.
Ein Jahr später wurde Stiepel eingemeindet. Die Tramstrecke wurde zum Zankapfel, bis ein Schiedsgericht 1932 die Anlagen, die nicht auf Hattinger Grund lagen, der Stadt Bochum zusprach. Die Kreisbahn löste sich 1933 auf – und von ihren Strecken gibt es heute keine mehr.
Auf dem Stadtplan markiert ist die Fundstelle an der Nordseite der Kemnader Straße (vor dem Haus Nr. 323). Die Tram-Endstelle lag ca. 200 Meter weiter östlich von hier, ungefähr an der Einmündung der Haarholzer Straße. Diese Bezeichnung trägt auch die nächstgelegene Bushaltestelle (Linien 350 und 370).
Literatur
- Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 34-36, 46)