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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Bochum: Langendreer Nord

Stillgelegt: 1969
Status: Unterstand und Bahnsteig noch vorhanden (Stand: Mai 2022)

[01] Bahnhofsvorplatz am Wallbaumweg
April 2014  © Tramtracks

Umsteigen kann man hier immer noch, aber nur noch von Bus zu Bus: Auf dem Vorplatz des (alten) Bahnhofs Langendreer erfüllt der alte Bahnsteig noch immer seinen Zweck. Bis zum 30. Juni 1969 befand sich dort die Endstelle der Straßenbahnlinie 20, die über Werne und Laer Richtung Bochum-Innenstadt fuhr. Die Gleise sind entfernt, der Wallbaumweg neu asphaltiert. Kopfsteinpflaster bedeckte früher die komplette Straße. In diesem eher schmucklosen Bereich ist der Halteplatz für die Busse, die Richtung Ruhr-Universität einsetzen.

[02] Wallbaumweg mit der Einmündung in die Hauptstraße
April 2014  © Tramtracks

Am südlichen Rand des Bahnhofsvorplatzes steht als weiteres Relikt noch ein Unterstand, vor dem früher Busse hielten und der auch von Fahrgästen der Straßenbahn genutzt wurde – schließlich war der schmale Bahn-Bürger-Steig für die Tram nicht überdacht. In dem angrenzenden Gebäude war einst das Postamt untergebracht.

Schon 1899 hatte die Märkische Straßenbahn eine Strecke vom Bahnhof Langendreer Nord nach (Witten-) Bommern eröffnet. 1912 übernahm die neu gegründete Westfälische Straßenbahn das Märkische Netz. Nun war der Bahnhofsvorplatz Ausgangspunkt der Linie nach Castrop (Münsterplatz), die im 20-Minuten-Takt verkehrte.

[03] Bahnhofsvorplatz am Wallbaumweg
April 2014  © Tramtracks
[04] Bahnhofsvorplatz am Wallbaumweg
April 2014  © Tramtracks

1908 entstand das repräsentative Empfangsgebäude im Jugendstil. Am Bahnhof Langendreer hielten lange Zeit sogar Schnellzüge auf dem Weg nach Frankfurt am Main. Der Bau der S-Bahn von Bochum nach Dortmund brachte es mit sich, dass die Züge von 1983 an auf der anderen Seite der Eisenbahntrasse hielten. Der alte Bahnhof hatte ausgedient, und dem Empfangsgebäude drohte der Abriss. Eine Bürgerinitiative erreichte es, dass der Komplex drei Jahre später mit Konzertsaal, Gastronomie und Programmkino ("Endstation") wiederbelebt wurde. Als Kulturzentrum ist der Bahnhof Langendreer heute auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Die Anbindung an die Straßenbahnstrecken nach Castrop bzw. Witten hielt sich bis 1951. Doch es führten seit 1913 noch weitere Tram-Gleise von Westen her aus Werne über den Wallbaumweg zum Bahnhof, und diese Verbindung hatte noch bis Ende der Sechziger Bestand. Die Bogestra, die die Strecken 1938 übernommen hatte, scheute damals Investitionen unter anderem in den durchgehend zweigleisigen Ausbau von Laer bis Langendreer und gab dem Busbetrieb den Vorzug. Die Endstelle lag zwar zentral an dem Verkehrsknoten Bahnhof, allerdings auch vom Ortskern Langendreers gut einen halben Kilometer entfernt.

[05] Bahnhofsvorplatz am Wallbaumweg
April 2014  © Tramtracks

Im Bahnhofsumfeld gab es noch ein weiteres "Kulturzentrum": In dem Pavillon auf der Nordseite des Wallbaumwegs hatte früher der Verkehrsverein Bochum-Langendreer-Werne sein Büro. Später hat dort das Wageni aufgemacht, ein selbstverwalteter Punkschuppen für alle, denen der Kulturbahnhof schon zu arriviert ist.

Die Straßenbahn hat inzwischen wieder den Bahnhof Langendreer erreicht – allerdings die S-Station an der Südseite des Eisenbahnareals. Am 7. Oktober 2017 fand die offizielle Eröffnung der Neubaustrecke statt, die über die Unterstraße zum Markt und dann zur neuen Endstation in der Hauptstraße führt. Ein Weiterbau Richtung Norden hoch in Richtung ehemaliges Opel-Gelände ist zwar in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Aber irgendwann muss die Eisenbahn-Unterführung einmal ersetzt werden, und dann wäre vielleicht die passende Gelegenheit, die Strecke durch einen verbreiterten Durchlass zu verlängern.

Auf dem Stadtplan markiert ist die ehemalige Endstelle der Straßenbahn in Höhe Wallbaumweg 137. Derzeit hält die Buslinie 379 in Langendreer Nord. Vor Einführung des Netzes 2020 waren es immerhin noch drei (345, 377 und 378). Bis zum Bahnsteig der S1 und der Endstation der Straßenbahnlinie 302 sind es aber auch nur ein paar Minuten zu Fuß.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Andreas Halwer: Die Entwicklung des Straßenbahnnetzes in Langendreer. In: Auf Draht 3/2007 (S. 15-27)
  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 13-14, 23-26, 54-55)
  • Michael Schenk: Straßenbahnen im östlichen Ruhrgebiet. Erfurt 2004 (S. 36)
  • Eckehard Frenz / Wolfgang R. Reimann: Tram-Tour Ruhr. Freiburg 2008 (S. 20)