Dortmund: Betriebshof Wickede
Stillgelegt: 1974
Status: Wagenhalle noch vorhanden, Gleisreste nicht mehr sichtbar (Stand: Mai 2018)
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Mai 2018 © Tramtracks
Von den fünf Betriebshöfen, die der Landkreis Dortmund für seinen Straßenbahnbetrieb zwischen 1904 und 1910 errichtete, sind alle Wagenhallen noch erhalten. Für das östlichste Depot, in Wickede, auf halbem Weg an der Strecke von Körne nach Unna gelegen, ist das erst auf den zweiten Blick nachvollziehbar. Denn das Portal hat sein Aussehen gewaltig geändert, und im Inneren des Gebäudes hat sich inzwischen ein Supermarkt eingerichtet.
Aber der Reihe nach: 1914 brachte der Landkreis seinen Trambetrieb in die neu gegründete Dortmunder Straßenbahnen GmbH ein. Das Depot in Wickede bekam die Nummer 8, und es beschickte die nun ins Stadtzentrum durchgebundene Außenlinie (1935: Linie 12 im 15-Minuten-Takt vom Dortmunder Hauptbahnhof nach Unna). Den Zweiten Weltkrieg überstand das Depot und konnte schon am 2. Juni 1945 wieder Wagen nach Massen schicken, zehn Tage später dann nach Asseln und am 22. Juli bis Ostentor. Damit war die erste Verbindung von der Innenstadt in die östlichen Vororte wiederhergestellt.
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Februar 2004 © Tramtracks
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Februar 2004 © Tramtracks
Im Jahr 1950 waren 17 Trieb- und 18 Beiwagen in Wickede beheimatet. Das entsprach gut zehn Prozent des damaligen Fuhrparks in Dortmund. In den letzten Betriebsjahren waren die neueren achtachsigen Gelenktriebwagen auf dem Hellweg unterwegs. Der Fahrplan aus dem Jahr 1964 listet die Linien 9 (Unna – Dorstfeld), 19 (Wickede – Dorstfeld) und 29 (Wickede – Nicolaikirche) auf.
Das östlich der Einfahrt gelegene Verwaltungsgebäude (mit Turm und noch mindestens bis Ende der Sechziger mit dem Logo der 1939 in den Stadtwerken aufgegangenen Dortmunder Straßenbahnen GmbH) ist abgerissen worden. Die Zufahrt zur Wagenhalle befand sich näher an dem Wohnhaus Wickeder Hellweg 200 und war mit einer kurzen Schranke gesichert. Dieses Gebäude war auch Teil des Betriebshofs. Im Keller des ehemaligen Personaltraktes befinden sich noch heute Toiletten für die Fahrer der Straßenbahnlinie U43, deren Endstelle vis-a-vis auf der anderen Straßenseite neben der S-Bahnstation "Dortmund-Wickede" liegt.
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Februar 2004 © Tramtracks
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Februar 2004 © Tramtracks
Die Westseite des Gemäuers liefert den Beweis, dass es sich um die alte Wagenhalle handelt. Schon früher hatte sie ihr Äußeres gewandelt, als die Ziertürmchen am Portal und die verglaste Stirn des Gebäudes verschwanden. Fotos aus den 1960er-Jahren zeigen eine nach vorne offene Halle ohne Tore. Damals waren die hohen Fenster an der Westfront allerdings noch nicht zugemauert und durch Schlitze aus Glasbausteinen ersetzt worden.
Im hinteren Gebäudeteil sind die Fensterbögen noch erkennbar. An die Wagenhalle schloss sich ein etwas höherer Baukörper an. Er ist von der anderen Seite aus besser zu erkennen.
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August 2007 © Tramtracks
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August 2007 © Tramtracks
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August 2007 © Tramtracks
In der Halle waren sechs Gleise verlegt. Ein siebter Schienenstrang lag auf der Ostseite des Hofs unmittelbar neben der Wagenhalle. Dort lugte ein kurzes Stück eben dieses Außengleises hervor. Etwas weiter zur Straße hin zeichnete sich auch die zweite Schiene auf dem Hof ab. Die Asphaltdecke ist mittlerweile erneuert worden, die Gleise sind derzeit nicht mehr zu sehen.
An der S-Bahn-Station "Dortmund-Wickede" querte die Straßenbahn früher die Eisenbahngleise ungefähr dort, wo heute die Fußgängerunterführung liegt. Der weitere Streckenverlauf bis ins Unnaer Zentrum: Wickeder Hellweg, Massener Hellweg, Hansastraße, Hochstraße, Mühlenstraße, Massener Straße, Bahnhofstraße. Die Endstelle lag in Höhe des heutigen Rathauses.
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Mai 2011 © Tramtracks
Nachdem die Strecke vom Bahnhof Wickede nach Unna am 31. März 1965 auf Busbetrieb umgestellt worden war, blieb das Wickeder Depot weiterhin offen. Es lag nun allerdings am östlichsten Punkt des Dortmunder Netzes. Zum 30. September 1971 wurden die Fahrzeuge schließlich nach Dorstfeld umstationiert. Nur noch für die Frühfahrten übernachteten ein paar Achtachser in der Wagenhalle unweit der Unnaer Stadtgrenze. Der Betriebshof war ansonsten lediglich ein sogenannter Personalstützpunkt und wurde am 6. September 1974 endgültig geschlossen.
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Mai 2011 © Tramtracks
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Mai 2018 © Tramtracks
Auch der langjährige Nachnutzer der Immobilie, die Fruchtböse Limberg, ist mittlerweile schon Geschichte. Die ursprüngliche Geschäftsidee des regionalen Handelsunternehmens bestand darin, Obst und Gemüse in großen Mengen zu kleinen Preisen an Endverbraucher zur Vorratshaltung zu verkaufen. Anfangs war die Fruchtbörse vor allem an Standorten von Güterbahnhöfen zu finden, wo die Ware in Empfang genommen und auch gleich für die Kundschaft aufgestapelt wurde. Das Geschäft lief gut in einer Zeit, als Hausfrauen noch selbst einkochten und einweckten, als man Kartoffeln für den Winter einkellerte und sich für Notzeiten wappnete. Die Märkte waren eher zweckmäßig gestaltet und auch damit irgendwann ein Anachronismus, als selbst die Discounter begannen, ihr Warensortiment zu inszenieren. Die Fruchtbörsen wandelten sich mit der Zeit zu normalen Supermärkten.
Die Rewe Großhandels eG hatte 1988 die Kette aufgekauft. Von 16 Fruchtbörsen, die es im Jahr 2000 noch in Dortmund, Bergkamen und Schwerte gab, wurde die Hälfte ab 2005 veräußert, während die übrigen acht Standorte alle als Rewe-Märkte neu eröffneten. Am Wickeder Hellweg geschah dies zum 1. Mai 2012, auch wenn noch bis heute das FBL-Logo an der Stirn der alten Wagenhalle erkennbar ist.
Auf dem Stadtplan markiert ist der Standort des ehemaligen Betriebshofs. Anschrift: Wickeder Hellweg 200-204, 44319 Dortmund. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist er perfekt erreichbar: Die Straßenbahnlinie U43 hat hier ihre Endstelle, direkt neben dem S-Bahn-Halt "Dortmund-Wickede" (S4: Lütgendortmund – Unna).
Literatur
- Historischer Verein der Dortmunder Stadtwerke AG: Die Straßenbahn von Dortmund auf dem östlichen Hellweg. Dortmund 2004 (S. 4-9)
- Historischer Verein der Dortmunder Stadtwerke AG: Aus 10 mach 1. Die Geschichte der Straßenbahnbetriebshöfe. Dortmund 2004 (S. 1-3, 15)
- Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 115, 121, 125-126)
- Bernd Zander / Fred Teppe: Die Straßenbahnen in Dortmund 1881-1992. Düsseldorf 1992 (S. 17, 54, 133)
- Michael Schenk: Straßenbahnen im östlichen Ruhrgebiet. Erfurt 2004 (S. 81)