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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Dortmund: Schleifenstraße

Stillgelegt: 1973
Status: Keine Relikte mehr vorhanden

[01] Schleifenstraße/Ecke Tauroggenstraße
Mai 2007  © Tramtracks

Die Straßenbahn in Lindenhorst ist längst in Vergessenheit geraten. Selbst in der einschlägigen Literatur wird sie allenfalls am Rande erwähnt. Fotos sind eine extreme Rarität. Was geblieben ist: ein Straßenname. In der Tat fuhr die Linie 3 eine große Schleife durch den Stadtteil im Dortmunder Norden. In Höhe der Zeche Minister Stein zweigte die Strecke von der Hauptachse nach Brambauer ab und folgte der Bergstraße bis zu deren westlichem Ende. Nach einem kurzen Stück über die Lindenhorster Straße bog sie in die Herrekestraße ein, wo ihre offizielle Endstelle lag. Von dort aus ging es weiter in die Schleifenstraße, um am Evinger Berg wieder die Bergstraße zu erreichen.

Die Schleifenstraße selbst ist heute ein Fußgängerweg durch die Höfe und Gärten der zwischen 1920 und 1929 errichteten Siedlung "Fürst Hardenberg". Bauherr war die THS (Treuhandstelle für den bergmännischen Wohnungsbau). Das Tramnetz war also in diesem Fall einmal parallel zur Bebauung mitgewachsen.

[02] Schleifenstraße/Ecke Tauroggenstraße
Mai 2007  © Tramtracks
[03] Schleifenstraße zwischen Tauroggenstraße und Wartenburgstraße
Mai 2007  © Tramtracks

Die Zeche Hardenberg galt zu Beginn des Ersten Weltkriegs als das zweitgrößte Bergwerk Dortmunds. 1941 holten rund 3.000 Beschäftigte 1,5 Millionen Tonnen Kohle aus der Erde – die höchste Jahresförderung, die Hardenberg je erreichen sollte. 1960 wurde der Kohleabbau eingestellt.

Die in den 1990er-Jahren im Zuge der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA) modernisierte Siedlung erinnert fast an eine Gartenstadt. Das Grün und die (meist nicht mehr vorhandenen) Stallungen hinter den Häusern dienten ursprünglich aber weniger der Erholung als vielmehr der Eigenversorgung der Bergmannsfamilien.

[04] Schleifenstraße zwischen Wartenburgstraße und Bergstraße
Mai 2007  © Tramtracks
[05] Schleifenstraße/Ecke Bergstraße
Mai 2007  © Tramtracks

Die Straßenbahn folgte dem Bau der Zechensiedlung und wurde in zwei Abschnitten am 21. September 1927 in die Bergstraße geführt und am 15. November desselben Jahres mit der Schleife komplettiert. Andere Quellen nennen den 7. Mai 1926 bzw. 26. März 1927 als Eröffnungsdaten. Auf der heutigen Schleifenstraße hatte die Bahn auf rund 300 Metern Länge einen eigenen Gleiskörper. Von 1928 bis 1931 setzte dort die Linie 7 zum Hauptfriedhof bzw. zum Schwerter Wald ein. Von 1932 bis zur Stilllegung war Lindenhorst auf die Linie 3 abonniert, deren anderer Endpunkt am Volkspark lag (nach 1960: Stadion Rote Erde).

Recht spät erst wurde die Stichstrecke nach Lindenhorst aufgegeben: Die letzte Tram fuhr hier am 3. Juni 1973. Nur acht Jahre zuvor war die Linie nicht in den Abbau-, sondern in den Ausbauplänen der Dortmunder Stadtwerke enthalten gewesen. Auf der Bergstraße sollte sie bis zur Schleife ein zweites Gleis erhalten. Die Linie 3 wendete stattdessen nun in der Schleife am Fredenbaum.

Auf dem Stadtplan markiert ist der Gabelpunkt der Schleifenstrecke an der Ecke Schleifenstraße/Bergstraße. Die nächstgelegene Haltestelle heißt "Belle-Alliance-Straße" (Buslinien 410 und 411).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 116, 125)
  • Bernd Zander / Fred Teppe: Die Straßenbahnen in Dortmund 1881-1992. Düsseldorf 1992 (S. 23-24, 58, 134-135)
  • Historischer Verein der Dortmunder Stadtwerke AG: Dortmunder Straßenbahnlinien im Wandel der Zeit. Dortmund 2008 (S. 7-25)
  • Historischer Verein der Dortmunder Stadtwerke AG: 100 Jahre Straßenbahn-Verbindung Brambauer Dortmund. Dortmund 2004 (S. 3, 5)