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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Düsseldorf: Elisabethstraße

Stillgelegt: 2016
Status: Gleisreste noch vorhanden (Stand: März 2016)

[01] Elisabethstraße/Graf-Adolf-Platz (Blickrichtung: Norden)
März 2016  © Tramtracks

Die Gleiskreuzung auf dem Graf-Adolf-Platz ist Relikt einer Zeit, zu der hier oberirdisch acht Tramlinien unterwegs waren. Nun sind es deren nur noch vier, denn die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Verbindungen wurden unter Tage verlegt und die Strecke durch die Altstadt und Unterbilk durch den Wehrhahn-Tunnel ersetzt. Theoretisch konnte das Gleis auf der Elisabethstraße noch befahren werden. Gut einen Monat nach der offiziellen Stillegung der Strecke hing noch der Fahrdraht am nördlichen Ende der Elisabethstraße – aber nur wenige Meter, denn bereits vor dem südlichen Ende des Graf-Adolf-Platzes war Schluss mit der Oberleitung.

Als Verkehrsknotenpunkt hat der Ort weiterhin große Bedeutung, nur verknüpft er jetzt U-Bahn und Straßenbahn. Bis 1891 befand sich an dieser Stelle der zentrale Bahnhof der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft, bis der Düsseldorfer Hauptbahnhof an seiner heutigen Lage neu gebaut wurde. Seinen Namen verdankt der Platz dem Grafen Adolf, der Düsseldorf anno 1288 Stadtrechte verliehen hatte. Zwischen 1933 und 1945 war der Platz freilich einem anderen Adolf gewidmet.

 

[02] Elisabethstraße/Graf-Adolf-Platz (Blickrichtung: Süden)
März 2016  © Tramtracks
[03] Ehemalige Haltestelle "Graf-Adolf-Platz" in der Elisabethstraße
März 2016  © Tramtracks

"Außer Betrieb", weist die Fahrgastinformation potenzielle Rheinbahn-Kunden auf die neuen Reisemöglichkeiten unter der Erde hin. Zeitgleich mit der Eröffnung des Tunnels unter der Elisabethstraße wurde das Netz erheblich verändert, eine Folge der Linienbündelung auf dem 3,4 km langen unterirdischen Abschnitt zwischen Bilk und Wehrhahn, durch den eine ganze Reihe von Verzweigungen entfallen sind.

Westlich der Elisabethstraße liegt der Ständehauspark mit Schwanenspiegel und Kaiserteich als Teil des Düssellaufs. Diese grüne Oase entstand Anfang des 19. Jahrhunderts auf einer Fläche, auf der sich zuvor Festungsanlagen befanden, die den Stadtkern schützen sollten.

Wie schon auf der Kasernenstraße gilt auch auf der Elisabethstraße eine Einbahnstraßenregelung, so dass Autos wie Tram hier nur gen Süden nach Bilk fuhren. Das Gleis in Gegenrichtung befand sich gut 100 m weiter östlich in der Friedrichstraße.

[04] Elisabethstraße zwischen Graf-Adolf-Platz und Herzogstraße
März 2016  © Tramtracks
[05] Ehemalige Haltestelle "Kirchplatz" in der Elisabethstraße/Ecke Fürstenwall
März 2016  © Tramtracks

Der Kirchplatz mit der angrenzenden St.-Peter-Kirche, die ihm den Namen gab, ist zentraler Treffpunkt im Stadtteil Unterbilk mit fest installierten Marktpavillons für den täglichen Verkauf.

Die Haltestelleninsel "Kirchplatz" zeigte sich mit der typischen Schachbrettpflasterung und einer etwas irritierenden dynamischen Fahrgastinformation: Die Abfahrtzeiten bezogen sich auf die U-Bahn-Linien, die natürlich nicht an diesem Bahnsteig hielten. Am Ende der Haltestelle begann ein Vorsortiergleis, das dann nach links in die Kirchfeldstraße führte. Hier befand sich eine zweigleisige Wendeschleife, die bis zuletzt von der Linie 703 nach Gerresheim genutzt wurde. Deren Aufgaben hat mit der Tunneleröffnung die Linie U73 übernommen, die über Bilk hinaus bis zur Universität (Ost) verlängert wurde.

Der Abzweig war eigentlich älter als die geradeaus zum S-Bahnhof Bilk führende Strecke: Bis 1956 bog die Tram in die Kirchfeldstraße ein und fuhr dann Richtung Süden über die damals noch zweigleisig ausgebaute Friedrichstraße nach Bilk. Die getrennte Nord-Süd-Achse ging auf die ab 1951 abschnittsweise eingeführte Einbahnstraßenregelung zurück, deretwegen dann überhaupt erst Gleise in der Elisabethstraße verlegt wurden.

[06] Elisabethstraße/Ecke Kirchfeldstraße
März 2016  © Tramtracks
[07] Elisabethstraße zwischen Kirchfeldstraße und Bilker Allee
März 2016  © Tramtracks
[08] Elisabethstraße/Ecke Bilker Allee
März 2016  © Tramtracks

Stillgelegt wurden diese Schienen bereits eine Woche vor Eröffnung des Wehrhahn-Tunnels, um die Gleise an der Rampe vor dem S-Bahnhof Bilk ans oberirdische Bestandsnetz anzubinden. Die letzten Bahnen fuhren also auf der Elisabethstraße südlich der Kirchfeldstraße am 12. Februar 2016.

Um die Tunnelrampe zu umfahren, nahm die Strecke an der Kreuzung Elisabethstraße/Bilker Allee eine S-Kurve. Die Zeit, in der die Gleise offen liegen, sollte begrenzt sein: Die Stadt hatte vor, die Schienen zu verfüllen und später auch den Straßenzug umzugestalten, unter anderem mit Fahrradstreifen.

Auf dem Stadtplan markiert ist der Anfang der Elisabethstraße am Graf-Adolf-Platz. Im Tunnel unter der Elisabethstraße fahren heute die Stadtbahnlinien U71, U72, U73 und U83.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Richard Jacobi / Dieter Zeh: Die Geschichte der Düsseldorfer Straßenbahn. Freiburg 1986 (S. 156)
  • Dieter Höltge / Michael Kochems: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 9: Niederrhein. Freiburg 2004 (S. 44-45)