Svoboda | Graniru | BBC Russia | Golosameriki | Facebook
Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Düsseldorf: Staufenplatz

Stillgelegt: vermutlich Anfang der 1960er-Jahre
Status: Gleisrelikte nicht mehr vorhanden

[01] Staufenplatz an der Stichstraße von der Ernst-Poensgen-Allee
April 2007  © Tramtracks

Aus der Luft erinnert der Staufenplatz an ein langgezogenes Dreieck. An seiner nördlichen Spitze lagen bis vor einigen Jahren noch Schienen, die zu einer größeren Wendeschleife gehörten. Ursprünglich wurden die Gleise im Jahr 1912 angelegt: Es gab eine große Schleife, die von der Ludenberger Straße einmal um den Platz herum führte, und separat davon eine kleinere im südöstlichen Bereich des Staufenplatzes. Letztere wurde täglich von der Linie 14 benutzt, ihre große Schwester nur an Sonntagen. Dann nämlich lockten die nahegelegene Pferderennbahn und der Grafenberger Wald Ausflügler in die Bahn.

1935 wurde die Schleife noch einmal grundlegend umgebaut und die kleine Schleife in die größere integriert. Die Einfahrt war nun eingleisig, dann zweigte das Gleis für die kleine Schleife ab, und die große gabelte sich auf, bevor die Stränge am nördlichen Ende des Staufenplatzes bei der Ausfahrt auf die Stichstraße wieder zusammenfanden. Diese Sackgasse war übrigens früher durchgängig und Teil der Grafenberger Allee. Das Gleis folgte der Straße fast bis zum Schluss und schwenkte dann kurz vor dem Bahnübergang der Güterzugstrecke Rath – Eller auf die Ludenberger Straße zurück.

 

[02] Staufenplatz an der Stichstraße von der Ernst-Poensgen-Allee
April 2007  © Tramtracks
[03] Staufenplatz an der Stichstraße von der Ernst-Poensgen-Allee
April 2007  © Tramtracks

In der Nachkriegszeit wurden die beiden Schleifen nicht mehr im Regelbetrieb genutzt. 1952 endete keine Linie mehr offiziell am Staufenplatz. Der Rheinbahn-Weichenplan vom Oktober 1957 zeigt noch eine vollständige Anlage. Ein 1966 entstandenes Foto belegt dann, dass die Verbindung von der Ausfahrt aus der großen Schleife zu den Durchgangsgleisen auf der Ludenberger Straße gekappt worden war. Die kleine Schleife blieb aber weiterhin betriebsfähig. Später entstand an der ehemaligen Haltestelle für den Rennbahnverkehr ein kleiner Spielplatz mit einer alten Industrielokomotive. (Die Hanomag-Lok stammte von einem Chemiebetrieb in Castrop-Rauxel und wurde 2002 zerlegt.)

Konkurrenz hatte die Anlage auf dem Staufenplatz durch eine Schleife ein Stück weiter westlich, auf der anderen Seite der Eisenbahntrasse, die damals noch zu ebener Erde verlief und häufig für Wartezeiten vor geschlossenen Schranken sorgte. Diese Kehre, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg existierte, lag im Dreieck Burgmüllerstraße – Vautierstraße – Grafenberger Allee. Sie bot eben den Vorteil, dass die Weiterfahrt nicht durch Güterzüge verzögert wurde. Dafür kam die Straßenbahn in der vergleichsweise engen Schleife immer mehr mit dem Autoverkehr in Konflikt.

[04] Staufenplatz an der Stichstraße von der Ernst-Poensgen-Allee
April 2007  © Tramtracks
[05] Staufenplatz an der Stichstraße von der Ernst-Poensgen-Allee
April 2007  © Tramtracks

Insgesamt gab es rund um den Staufenplatz also vier Schleifen: Die große (Nr. 1) und die kleine (Nr. 2) östlich der Güterzugstrecke auf dem eigentlichen Staufenplatz. Die Gleiskehre an der Burgmüllerstraße (Nr. 3) bestand bis August 1982 und wurde zu diesem Zeitpunkt durch die heute noch existierende Endstation (Nr. 4) ersetzt. Diese liegt zwar wiederum östlich der Eisenbahntrasse, aber seither unterqueren die Güterzüge die Hauptverkehrsstraße in einem Tunnel.

Der Grafenberger Bahnübergang war für die Tram wie für den Autoverkehr zu einem immer größeren Verkehrshindernis geworden. Die Bundesbahn verfolgte den Plan, die Situation durch den Bau eines Bahndamms zu entschärfen, doch die Bevölkerung protestierte lautstark und bevorzugte eine Tunnellösung. Dem schloss sich die Lokalpolitik an, und die Stadt Düsseldorf übernahm einen Großteil der Mehrkosten. Während der Umbauphase mit der Tieferlegung der Eisenbahntrasse wurde anscheinend auch ein Großteil der Schleifengleise auf dem Staufenplatz demontiert, ebenso die Schleife Burgmüllerstraße sowie bis dahin noch zum Rangieren vorhandenen Schienen auf der Limburgstraße, die zu den im Oktober 1969 geschlossenen Betriebshof Grafenberg führten. Die letzten Gleise, die von der großen Schleife Staufenplatz noch übrig waren, wurden offenbar in den 2010er-Jahren entfernt. Auf dem Platz wurde inzwischen eine Park-&-Ride-Anlage mit 200 kostenlosen Parkplätzen eingerichtet, für Pendler, die zu den diversen Rheinbahnlinien am Staufenplatz umsteigen können.

Der Staufenplatz erhielt seinen Namen 1926 nach dem Habsburgischen Adelsgeschlecht. Im Jahr 2019 wurde ein Vorschlag des Heimatvereins Düsseldorfer Jonges kontrovers diskutiert, ihn in Borussia-Düsseldorf-Platz umzubenennen, als Ehrung für den in der Nachbarschaft ansässigen und Deutschlands erfolgreichsten Tischtennisverein. Aber auch der Pferdesport ist nach wie vor am Grafenberg vertreten und hat 2019 an zehn Renntagen sein Publikum gefunden.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Fundstelle am nordöstlichen Ende des Staufenplatzes. Die gleichnamige Haltestelle wird heutzutage von den Stadtbahnlinien U73 und U83 sowie von der Straßenbahnlinie 709 bedient. In der Wendeschleife enden aktuell nur die Verstärkerfahrten auf der 709, die dort morgens und am späten Nachmittag bzw. frühen Abend einen 5-Minuten-Takt bis Staufenplatz bieten.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Richard Jacobi / Dieter Zeh: Die Geschichte der Düsseldorfer Straßenbahn. Freiburg 1986 (S. 97-99, 125-126, 199-200, 258-259)
  • Dieter Höltge / Michael Kochems: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 9: Niederrhein. Freiburg 2004 (S. 36-37, 78, 80)