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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Düsseldorf: Volmerswerther Straße

Stillgelegt: 1962
Status: Stillgelegte Strecke wurde 1990 reaktiviert

[01] Volmerswerther Straße/Ecke Aachener Straße mit Rheinbahn-Tw 3062 beim Umsetzmanöver
1976  © Ulrich Flieger

Auch wenn es so aussah, als sei das Gleis auf der Südseite der Volmerswerther Straße noch befahrbar – die Oberleitung fehlte, und die Rheinbahn-Triebwagen wendeten im Gleisdreieck an der Ecke Aachener Straße. Ursprünglich reichte die im April 1927 eröffnete Tramstrecke bis zum Rheindeich, der seinerzeit auch noch neu war. Er wurde nach dem schweren Hochwasser im Winter 1925/26 aufgeschüttet. Die Tram-Endstelle lag am Fuß des Deichs in Höhe des alten Fährhauses. Vom Bahnsteig führten Treppen direkt hoch auf die Promenade. Die Verbindung aus der Düsseldorfer Innenstadt erfreute sich bald einiger Beliebtheit, vor allem bei Ausflüglern, die einen Sonntagsspaziergang mit Rheinblick im Sinn hatten oder mit der Fähre auf die Neusser Seite zum Strandbad Grimlinghausen übersetzten.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Fährverbindung an Bedeutung, und die Volmerswerther Dorfbevölkerung selbst sorgte nicht für hohes Fahrgastaufkommen. Deshalb hatte man bereits zur Einweihung der Strecke ein Wendedreieck an der Volmerswerther Straße/Ecke Aachener Straße gebaut, um nur jeden zweiten Zug der Linie 17 bis zum Deich führen zu müssen. Das Dreieck machte sich auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bezahlt, als die Rheinbahn neue Einrichtungs-Triebwagen beschaffte, die nicht mehr in dem Stumpfgleis am Deich kehrt machen konnten. Von Oktober 1957 wendeten dort alle Kurse, und Fahrgäste, die bis zum Rheindeich wollten, mussten in einen Pendelwagen umsteigen, der Anschluss hielt. Dafür genügte dann ein einzelner Zweiachser. Diese Betriebsführung wurde bis zum 2. Januar 1962 beibehalten und dann die Strecke zwischen Aachener Straße und Rheindeich stillgelegt.

 

[02] Volmerswerther Straße/Ecke Aachener Straße mit Tw 3062 und 2659 im Gleisdreieck
1978  © Ulrich Flieger

Nach der Stilllegung blieben fast alle Gleise und Weichen liegen, obwohl an eine Wiederaufnahme des Betriebs zur damaligen Zeit nicht gedacht wurde. Die alte Umsetzstelle wurde entfernt, ebenso der Fahrdraht über den nicht mehr genutzten Gleisen. Mitte der 1980er-Jahre verschwanden bei der Sanierung der Volmerswerther Straße dann auch die Schienen zwischen Deich und Hellriegelstraße.

Doch auch wenn der Ortsteil am Rhein bis heute noch recht ländlich anmutet, entstanden seit den 1970er-Jahren zahlreiche Wohnhäuser entlang der Volmerswerther Straße. Die Straßenbahn trug dem Rechnung und verlängerte die Linie 712 am 27. Mai 1990 um rund 500 Meter bis zur neuen doppelgleisigen Wendeschleife Hellriegelstraße. Heute setzt dort die U72 nach Ratingen ein, werktags im 10-Minuten-Takt über Bilk und Heinrich-Heine-Allee. Dies hier ist also der seltene Fall einer Strecke, die stillgelegt und später zumindest in Teilen reaktiviert worden ist. Die 1962 letztmals befahrenen Schienen wurden allerdings durch neue ersetzt. Vom Gleisdreieck ist heute nichts mehr zu erkennen.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Fundstelle, wo sich von 1962 bis 1990 die Endstation mit dem Gleisdreieck befand. Heute liegt die Haltestelle "Volmerswerther Straße" (Straßenbahnlinie U72) am westlichen Ende der Aachener Straße.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Richard Jacobi / Dieter Zeh: Die Geschichte der Düsseldorfer Straßenbahn. Freiburg 1986 (S. 72, 74, 178, 188)
  • Dieter Höltge / Michael Kochems: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 9: Niederrhein. Freiburg 2004 (S. 85)