Svoboda | Graniru | BBC Russia | Golosameriki | Facebook
Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Duisburg

Ende des 19. Jahrhunderts, als die ersten Trambetriebe entstanden, war das heutige Duisburger Stadtgebiet noch aufgesplittet: Neben der eigentlichen Stadt, deren Gebiet sich rechts des Rheins und südlich der Ruhr erstreckte, gab es den Kreis Ruhrort mit den Gemeinden Hamborn, Meiderich und Ruhrort. Das nördlich davon gelegene Walsum gehörte zur Landbürgermeisterei Dinslaken. Westlich des Rheins waren Homberg und Rheinhausen Teil des Kreises Moers. Dieser Flickenteppich führte dazu, dass jede Kommune einen eigenen Nahverkehrsbetrieb aufbaute oder an einem beteiligt war.

Erst 1940/41 wuchsen nach Eingemeindungen die drei rechtsrheinischen Straßenbahnbetriebe unter dem Dach der Duisburger Verkehrs-Aktiengesellschaft (DVG) schließlich zu einem Unternehmen zusammen. Das wirtschaftlich mit seinen Häfen und als Montanstandort prosperierende Duisburg gab den Ton an, und dies prägte auch die Entwicklung der Tram. Die Duisburger Straßenbahnen waren in Regelspur angelegt, die Schienenstrecken der Betriebe nördlich der Ruhr sowie auf der linken Rheinseite waren meterspurig und wurden bis 1966 zum großen Teil aufgegeben. Immerhin wurden die beiden Nord-Süd-Achsen von Meiderich nach Dinslaken und von Ruhrort nach Obermarxloh zwischen 1952 und 1958 umgespurt und bildet heute nach das Rückgrat des Nahverkehrs.

Die Eröffnung der Stadtbahntunnels unter der Innenstadt (1992) und unter der Ruhr nach Meiderich (2000) führten zur Stilllegung einiger oberirdischer Abschnitte. In den folgenden Jahren stand das zusammengeschrumpfte Schienennetz im Vergleich zu Düsseldorf oder auch Dortmund schon deutlich schlechter da. Ein veralteter Wagenpark, zu geringe Gefäßgrößen auf wichtigen Streckenabschnitten und ein jahrelanger Busersatzverkehr auf einer der beiden Hauptachsen hatten das Image des Betriebs in Mitleidenschaft gezogen. Darin spiegelt sich freilich vor allem die desolate finanzielle Situation der Stadt, die nach Jahrzehnten des Wohlstands noch heute unter dem Niedergang der Montanindustrie und damit einhergehend einem Rückgang der Einnahmen, hoher Arbeitslosigkeit und Bevölkerungsschwund zu kämpfen hat.

 

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 155-230)
  • Henning Wall: Bilder von der Duisburger Straßenbahn. Aachen 1981
  • Dieter Höltge / Michael Kochems: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 9: Niederrhein. Freiburg 2004 (S. 308-343)
  • Zeitzeugenbörse Duisburg e.V.: Die Duisburger Straßenbahn. Erfurt 2014
  • Winfried Roth: Als die Straßenbahn noch über die Königstraße fuhr. Berlin 2017
  • Wolfgang R. Reimann: Straßenbahn und Güterverkehr zwischen Rhein, Ruhr und Wupper. Berlin 2004
    (S. 35-46)