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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Duisburg: Koloniestraße

Stillgelegt: 1975
Status: Keine Relikte mehr vorhanden

[01] Koloniestraße/Ecke Wildstraße
September 2001  © Bert Paul Rauhut

Lange bevor die Linie 904 durch Neudorf eingestellt wurde, fuhr auf der Koloniestraße östlich der Kreuzung mit dem Sternbuschweg schon keine Straßenbahn mehr. Auf dem Parkplatz jenseits der Kreuzung mit der Wildstraße lagen ein Vierteljahrhundert noch Schienen. In diesem Stumpfgleis endete bis 31. März 1975 die Linie 3, die in die Innenstadt zum Kuhtor und bis Mai 1972 weiter durchs Hochfelder Industriegebiet zur Kupferhütte fuhr. 2001/02 verschwanden diese Gleisreste.

Ursprünglich reichte dieser Streckenast in Neudorf noch weiter und folgte der Koloniestraße nach Osten bis hinter die Eisenbahnbrücken und bog dann nach rechts in die Kruppstraße ein, wo sie am Sportpark eine Ausweiche zum Wenden hatte. Dieser Abschnitt war bereits am 28. März 1962 stillgelegt worden. Kurz vor der Kreuzung mit der Wildstraße wurde die Strecke eingleisig, und dort befand sich bis 1975 die einfache Endstelle, die sich somit nur mit Zweirichtungsfahrzeugen ansteuern ließ. Vermutlich war das auch ein Grund für die Aufgabe der Strecke, denn seit den 1950er-Jahren beschaffte die Duisburger Verkehrsgesellschaft neue Großraum- und Gelenkwagen nur noch als Einrichtungsfahrzeuge, die somit eine Wendeschleife oder zumindest ein Gleisdreieck benötigten. Andererseits bot die Gegend mit dichter Wohnbebauung ein großes Fahrgastpotenzial, und in der breiten Koloniestraße wäre auch genügend Platz für einen eigenen Bahnkörper gewesen. Die 1970er-Jahre waren für den Verkehrsbetrieb allerdings auch durch allgemein sinkende Nutzerzahlen und Rationalisierungsmaßnahmen geprägt.

[02] Koloniestraße/Ecke Wildstraße
September 2001  © Bert Paul Rauhut
[03] Koloniestraße in Höhe Derfflingerstraße
September 2001  © Bert Paul Rauhut

Die 1879 erstmals im Adressbuch erwähnte Koloniestraße erinnert an den Ursprung des Stadtteils Neudorf, das – wie der Name schon sagt – eben ein neues Dorf war. 1770 durften sich zwölf Familien aus Hessen und der Pfalz auf Geheiß des Preußenkönigs Friedrich des Großen dort niederlassen. Diese Kolonisten machten die Heide urbar und errichteten ihre Bauernhöfe. Um dieses Kultivierungsprogramm anzukurbeln, versprach der König ihnen, dass sie 15 Jahre lang ohne Abgaben wirtschaften durften. Schon damals wurde also mit Steuerbefreiungen Politik gemacht. Dabei hatten die Kolonisten durchaus mit Widerstand der "Waldbeerbten" zu kämpfen, denen die Heide gehörte und die sich in ihren Rechten beschnitten glaubten.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position der Endstelle auf der Koloniestraße südöstlich der Wildstraße. Die gleichnamige Bushaltestelle wird von den Linien 920, 928, 930 und 931 bedient.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 191, 198)
  • Henning Wall: Bilder von der Duisburger Straßenbahn. Aachen 1981 (S. 42, 58)