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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Duisburg: Marxloh Pollmann Schleife

Stillgelegt: 1992 bzw. um 2000
Status: Keine Gleisreste mehr vorhanden

[01] Elsa-Brandström-Straße/Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße
Oktober 2005  © Tramtracks

Marxloh Pollmann ist der Ort, an dem sich die beiden Straßenbahnachsen im Duisburger Norden treffen, die Linien 901 und 903. Von an diesem Stern acht theoretisch möglichen Fahrmöglichkeiten sind vier tatsächlich durch Gleisverbindungen möglich, und zwar aus Richtung Bruckhausen nach Hamborn sowie aus Richtung Obermarxloh nach Walsum (und jeweils umgekehrt). Über vier Jahrzehnte hinweg existierte aber noch eine weitere Verbindung zwischen den beiden Strecken mittels einer Schleife, die sich durch zwei Seitenstraßen wand.

Wie das Gleisbild am Anfang der Elsa-Brandström-Straße zeigte, gab es dort ein richtiges Dreieck mit Anschlüssen an beide Richtungsgleise der Linie 901. Wegen der Enge der Straße mussten die beiden Schenkel des Gleisdreiecks so gebogen werden, dass sie sich gegenseitig kreuzten.

[02] Elsa-Brandström-Straße/Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße
Oktober 2005  © Tramtracks
[03] Elsa-Brandström-Straße/Ecke Grillostraße
Oktober 2005  © Tramtracks

Angelegt wurde die regelspurige Blockumfahrung im Jahr 1952, als Teile des 1000-mm-Netzes im Duisburger Norden auf 1435 mm umgespurt wurden. Im ersten Abschnitt dieses Großprojektes wurden 8,1 km Strecke zwischen Ruhrort und Norbertuskirche sowie 5,4 km Gleis zwischen Meiderich und Marxloh Pollmann neu verlegt.

Anfangs sah die Schleife allerdings anders aus als zuletzt: Sie war ursprünglich dazu da, dass die Linie 9 aus Huckingen hier provisorisch wenden konnte, solange an der Strecke von Marxloh nach Walsum noch gearbeitet wurde. Das heißt, die Wagen bogen von der Weseler Straße links in die Grillostraße ein, dann rechts weiter in die Elsa-Brandström-Straße und wieder rechts auf die Kaiser-Wilhelm-Straße zum Pollmannkreuz, wo es dann mit einer weiteren Rechtskurve zurück auf die Weseler Straße ging. So wurde das bis 1955 praktiziert, bis der nächste Bauabschnitt an die Reihe kam und die Linie 9 schließlich bis Walsum-Vierlinden durchfahren konnte.

Später wurden eine weitere Weiche und ein kurzes Gleisstück in der Elsa-Brandström-Straße hinzugefügt, die es ermöglichten, auch in Richtung Bruckhausen, Laar und Ruhrort die Schleife zu verlassen. So entstand die elipsenförmige Gleiskonstruktion an der Ecke Elsa-Brandström-Straße/Kaiser-Wilhelm-Straße.

[04] Grillostraße zwischen Weseler Straße und Elsa-Brandström-Straße
Oktober 2005  © Tramtracks
[05] Grillostraße zwischen Weseler Straße und Elsa-Brandström-Straße
Oktober 2005  © Tramtracks

Insbesondere in der Elsa-Brandström-Straße, aber auch in der Grillostraße konkurrierten Tram und Autos um den Straßenraum. Angesichts der Platzverhältnisse konnte es leicht passieren, dass ein parkender Pkw den Schienenweg versperrte. Ein Problem, dass sich in den 1970/80er-Jahren mit zunehmendem Individualverkehr immer stärker bemerkbar machte. Tatsächlich wurde die Schleife zu dieser Zeit nur noch relativ selten genutzt. Unter anderem sollen hier Einsatzwagen gewendet haben, die während der Beecker Kirmes die Linie 901 verstärkten oder wenn die Weseler Straße wegen eines Karnevalsumzugs gesperrt war. Dabei wurde das Gleis in der Elsa-Brandström-Straße als Wendedreieck genutzt.

Unter Fahrdraht lag die Strecke bis 1992. Mit dem zur Eröffnung des Stadtbahntunnels erfolgten Abstellen bzw. Verkauf der Einrichtungsfahrzeuge in Duisburg war die Blockumfahrung überflüssig geworden. Die seit 1986 von der Duisburger Verkehrsgesellschaft beschafften Zweirichtungswagen konnten über Gleiswechsel umsetzen und benötigten keine Schleifen oder Dreiecke mehr.

[06] Grillostraße/Ecke Weseler Straße
Oktober 2005  © Tramtracks
[07] Elsa-Brandström-Straße/Ecke Grillostraße
April 2006  © Daniel Gartke

Das Gleisdreieck in der Elsa-Brandström-Straße war aber wohl noch ein paar Jahre länger betriebsbereit, vertraut man der Ausgabe 1996 des von der Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn e.V. herausgegebenen Straßenbahnatlas. Im Jahr 2003 war dieser Abzweig aus der Kaiser-Wilhelm-Straße allerdings definitiv gekappt.

Im April 2006 rückte der Bautrupp an, um die Schleifengleise zu demontieren. Bei dieser Gelegenheit verschwand dann auch das Großpflaster in der Elsa-Brandström-Straße.

[08] Elsa-Brandström-Straße
April 2006  © Daniel Gartke
[09] Elsa-Brandström-Straße/Ecke Grillostraße
April 2006  © Daniel Gartke

Später ließ sich die ehemalige Gleislage nur noch als bogenförmiges Muster im Asphalt zu erkennen: Bei den Bauarbeiten wurde nur jener Teil der Straße aufgerissen, in dem die Schienen lagen. Auch in der Grillostraße wurde das Gleis demontiert.

Ganz in der Nähe ist aber noch ein anderes Relikt der Umspurungsaktion bis heute erhalten geblieben: ein kurzes Stumpfgleis in der Friedrich-Engels-Straße, wo die Meterspur-Linie 11 von 1955 bis 1966 wendete.

[10] Elsa-Brandström-Straße/Ecke Weseler Straße
Mai 2007  © Tramtracks

Auf dem Stadtplan markiert ist die Fundstelle am Schnittpunkt von Elsa-Brandström-Straße und Grillostraße. Ganz in der Nähe befindet sich die Straßenbahn-Haltestelle "Marxloh Pollmann" (Linien 901 und 903).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Henning Wall: Bilder von der Duisburger Straßenbahn. Aachen 1981 (S. 37-38, 46)
  • Winfried Roth: Als die Straßenbahn noch über die Königstraße fuhr. Berlin 2017 (S. 158-159)
  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 193-194)
  • Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn e.V. in Zusammenarbeit mit Light Rail Transit Association (Hrsg.): Straßenbahnatlas Deutschland 1986. Berlin 1986 (S. 53)
  • Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn e.V. (Hrsg.): Straßenbahnatlas Deutschland 1992. Berlin 1992 (S. 88-89)
  • Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn e.V. (Hrsg.): Straßenbahnatlas Deutschland 1996. Berlin 1995 (S. 93)