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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Essen: Alfred-Herrhausen-Brücke

Stillgelegt: 1971
Status: Brücke noch vorhanden (Stand: April 2023)

[01] Alfred-Herrhausen-Brücke über der Hindenburgstraße in Höhe Lazarettstraße
November 2007  © Tramtracks

Zu den unscheinbarsten Relikten einer stillgelegten Tramstrecke gehören solche "Kragen", die an Brücken Passanten und Oberleitung voneinander fernhalten sollen. Auf der Hindenburgstraße zwischen Limbecker Platz und Hachestraße fuhr am 4. April 1971 ein letztes Mal die Straßenbahn. Die Strecke war die allererste, die wegen des U-Bahn-Baus in Essen aufgegeben wurde. Der Ring um die Altstadt, den es bis dahin gab (Hauptbahnhof – Hachestraße – Limbecker Platz – Berliner Platz – Viehofer Platz – Schützenbahn – Hollestraße – Hauptbahnhof) war damit aufgebrochen.

Die 134 Meter lange Alfred-Herrhausen-Brücke überspannt die Hindenburgstraße und den Waldthausenpark und bietet damit eine Abkürzung vom Stadtkern zum Heinz-Renner-Platz in der westlichen Innenstadt. Mit ihrer Entflechtung der Verkehrsebenen ist sie ein Beispiel für den Ausbau der autogerechten Stadt, wie er in der Nachkriegszeit vielerorts forciert wurde. Das Bauwerk, das zunächst den Namen Waldthausenbrücke trug, wurde 1965 fertiggestellt. Die Bezeichnung war eine Reverenz an die Unternehmerfamilie Waldthausen, die seit dem späten 17. Jahrhundert in Essen ansässig war, mit dem Handel von Wolle zu Wohlstand gelangte und dann mit dem erwirtschafteten Kapital ins Bankgeschäft einstieg.

Ihren heutigen Namen erhielt die Brücke erst im Jahr 1994. Sie erinnert nun an den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, der 1930 in Essen zur Welt kam und am 30. November 1989 bei einem Attentat der Rote Armee Fraktion getötet wurde.

[02] Alfred-Herrhausen-Brücke über der Hindenburgstraße in Höhe Lazarettstraße
November 2007  © Tramtracks
[03] Alfred-Herrhausen-Brücke über der Hindenburgstraße in Höhe Lazarettstraße
November 2007  © Tramtracks

Doch gibt es seit längerem Pläne, den Essener Hauptbahnhof wieder mit einer oberirdischen Straßenbahn zu bedienen. Gedacht ist an eine Neubaustrecke, die vom Berthold-Beitz-Boulevard auf die Hachestraße stößt und an der Nordseite des Hauptbahnhofs entlang auf der Hollestraße zur Volkshochschule führt. Im September 2017 beschloss der Rat der Stadt Essen die zweite Fortschreibung des kommunalen Nahverkehrsplans. Bis 2026 soll die sogenannte Bahnhofstangente gebaut sein. Unter dem Label "Citybahn" entsteht eine Straßenbahnverbindung zum geplanten Stadtteil "Essen 51" zwischen Altenessen, Bergeborbeck und Bochold. In jedem Fall wird die Hindenburgstraße aber bis auf weiteres gleislos bleiben.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Alfred-Herrhausen-Brücke über die Hindenburgstraße. Bis zum Essener Hauptbahnhof sind es nur ungefähr zehn Minuten zu Fuß.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 262)
  • Essener Verkehrs-AG: Hundert Jahre in Essen auf Draht – Die Straßenbahn. Essen 1993 (S. 73)
  • Blickpunkt Straßenbahn. Heft 6/2017 (S. 73)