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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Essen: Dellwig Bahnhof

Stillgelegt: zwischen 1965 und 1969
Status: Gleisrelikte noch vorhanden (Stand: September 2023)

[01] Vorplatz des Bahnhofs Dellwig am westlichen Ende der Donnerstraße
Dezember 2008  © Tramtracks

Zugegeben, es gab Zeiten, da hatten Umsteiger kürzere Wege vom Zug zur Straßenbahn als heute. Jetzt sind es gut 100 Meter bis zur Haltestelle auf der Donnerstraße, früher waren es nur ein paar Schritte. Das liegt daran, dass in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre der Straßenzug neu angelegt wurde. Der gewundene Verlauf der Donnerstraße am Übergang in die Dellwiger Straße wurde radikal begradigt, die Straße selbst erheblich verbreitert. Von der Brücke, die hinüber zum Bahnsteig der Regionalbahn Richtung Oberhausen führt, bietet sich eine gute Aussicht auf die ehemalige Gleislage und den alten Straßenverlauf, der sich an die Eisenbahntrasse schmiegte.

[02] Vorplatz des Bahnhofs Dellwig am westlichen Ende der Donnerstraße
Dezember 2008  © Tramtracks
[03] Vorplatz des Bahnhofs Dellwig am westlichen Ende der Donnerstraße
Dezember 2008  © Tramtracks

Der Streckenast der Straßenbahn im Essener Nordwesten wurde 1898 eröffnet. Die ursprüngliche Linienführung verlief von Borbeck her zum Bahnhof Dellwig und folgte der Dellwiger Straße bis Unterfrintrop, wo die Tram in die Unterstraße einbog und dann weiter über die Frintroper Straße Oberhausen erreichte. Endpunkt war Lipperheidebaum. Von dieser Verbindung fehlt seit dem 8. Oktober 1967 der Teil auf Oberhausener Gebiet. Die Linie 105 endet jetzt kurz vor der Stadtgrenze. Das Vorhaben, die Lücke von der Stadtgrenze zum CentrO wieder zu schließen, lag nach einem Ratsbürgerentscheid im März 2015 erst einmal auf Eis, wird von der Kommune inzwischen aber wieder neu geplant.

Zurück nach Dellwig: Auch hier wurde 1967 Hand an das Netz gelegt, und seither ist an der 1959 angelegten Wendeschleife Wertstraße Schluss. Die Anschlussstrecke über die Unterstraße, die also auch eine Verknüpfung der Dellwiger und Frintroper Äste darstellte, wurde gekappt – gehört aber ebenfalls zu denen, deren Reaktivierung geprüft wird.

[04] Vorplatz des Bahnhofs Dellwig am westlichen Ende der Donnerstraße
Dezember 2008  © Tramtracks
[05] Vorplatz des Bahnhofs Dellwig am westlichen Ende der Donnerstraße
Dezember 2008  © Tramtracks

Die heute von der Linie 103 genutzte Straßenbahn-Haltestelle "Dellwig Bahnhof" verknüpft gleich zwei Bahnstationen. In Dellwig halten nur pro Stunde und Richtung zwei Regionalbahnlinien, an dem nur 350 Meter südwestlich davon gelegenen Haltepunkt "Dellwig Ost" kommt außerdem die S-Bahn S9 alle halbe Stunde vorbei.

Im Grunde ist diese Fundstelle ein weiteres Zeugnis des Ausbaus Essens zur vermeintlich autogerechten Stadt. Für leistungsfähige Verkehrsschneisen wurde nicht viel Federlesens gemacht. Das Gebäude Dellwiger Straße 259, das der Begradigung der Straße im Weg stand, wurde dafür abgerissen. Solche Eingriffe in die Bausubstanz waren in der Nachkriegszeit keineswegs unüblich, sofern nicht der Bombenhagel selbst die nötigen Lücken gerissen hatte.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Fundstelle am Übergang der Donnerstraße in die Dellwiger Straße. Man beachte: Das tote Gleis ist sogar auf der Karte eingezeichnet. Wer sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen will, hat die Wahl zwischen der Regionalbahnen RB32 und RB35 (die die S-Bahn S2 hier ersetzt haben), der Straßenbahnlinie 103 sowie den Buslinien 166 und 185 (Haltestelle "Dellwig Bahnhof").

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Essener Verkehrs-AG: Hundert Jahre in Essen auf Draht – Die Straßenbahn. Essen 1993 (S. 82, 87)