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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Essen: Stadtwaldplatz

Stillgelegt: 1986
Status: Keine Relikte mehr vorhanden

[01] Ehemalige Haltestelle Stadtwaldplatz an der Frankenstraße
Juli 1985  © Bernhard Terjung

Eine Wendeschleife mit Wartehalle und Abstellgleis und dazu eine dreigleisige Haltestelle in der Mitte der Frankenstraße – so großzügig wurde 1957 der Stadtwaldplatz für die Straßenbahn ausgebaut. Von alldem ist herzlich wenig geblieben. Die Schienen sind entfernt, der Platz mit Büros, Geschäften und einer Seniorenresidenz zum großen Teil bebaut.

1914 hatte die Tram das Stadtwaldquartier von Rüttenscheid her über Wittekindstraße und Wittenbergstraße erreicht. Die Strecke wurde kurz darauf über die Frankenstraße bis zum Stiftplatz verlängert, bis wohin das Gleis der Bogestra von Steele her reichte. 1929 wurden beide Netze miteinander verbunden. Die Tramverbindung zwischen Rellinghausen und Steele wurde im September 1955 gekappt, und seit 1957 ist eine Wendeschleife an der Finefraustraße in Rellinghausen der südöstliche Endpunkt dieses Astes. Dorthin fuhren die Linien aus Rüttenscheid, sofern sie nicht am Stadtwaldplatz schon kehrt machten. Im Winter 1968/69 gab es etwa die Linie 11 (Mülheim-Flughafen – Essen Hauptbahnhof – Rüttenscheid – Stadtwaldplatz – Rellinghausen) und die Linie 10 (Altenessen/Karlsplatz – Porscheplatz –  Rüttenscheid – Stadtwaldplatz).

1985, ein Jahr vor dem Ende des Straßenbahnbetriebs, war bereits das mittlere Haltestellengleis entfernt und dessen Zufahrt zur Schleife gekappt worden. Zuletzt kam die Linie 104 von Rellinghausen zum Flughafen Mülheim hier vorbei, und die Linie 115 zum Germaniaplatz setzte am Stadtwaldplatz ein.

 

[01] Zur Heisinger Straße führendes Abstellgleis und das Schleifengleis auf dem Stadtwaldplatz
1995  © Christoph Zimmermann

Bis etwa 15 Jahre nach der Stilllegung lagen noch Schienen auf dem Platz: Das Abstellgleis stellte den Ansatz von bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Angriff genommenen Streckenverlängerungen nach Heisingen und zum Baldeneysee dar. Auf der Heisinger Straße und der Lerchenstraße lagen schon kurze Gleisstücke, die in den Fünfzigern als Aufstellplatz für Einsatzwagen dienten. Aus Heisingen sollte die Bahn durch die Schleife fahren. Aus Rüttenscheid war eine direkte Streckenführung aus der Wittenbergstraße in die Heisinger Straße vorgesehen. Doch dies blieben nur Pläne.

Auf dem Stadtplan markiert ist der heute weitgehend überbaute Stadtwaldplatz, um den herum die Wendeschleife lag. Dort halten nun nur noch mehrere Buslinien (142, 144, 145 und 194). In fußläufiger Entfernung befindet sich auch die S-Bahnstation "Essen-Stadtwald" (Linie S6).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Essener Verkehrs-AG: Hundert Jahre in Essen auf Draht – Die Straßenbahn. Essen 1993 (S. 66-67, 73)
  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994
    (S. 256-257, 264, 267)
  • Eckehard Frenz / Wolfgang R. Reimann: Tram-Tour Ruhr. Freiburg 2008 (S. 100)