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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Gelsenkirchen: Nordring

Stillgelegt: 1984
Status: Keine Gleisreste mehr vorhanden

[01] Nordring/Ecke Königswiese
Dezember 2006  © Tramtracks

Der Stadtplan vom Ende der 1950er-Jahre zeigt an dieser Stelle noch freie Fläche: Der Nordring reichte von Westen her nur bis zur Dorstener Straße. Anfang der Sechziger wurde er dann bis zur Königswiese verlängert. Damit einher ging auch die Verlegung der Tram-Trasse, zuvor über Freiheit und Dorstener Straße geführt hatte. Die Strecke war Domäne der Vestischen, deren Hauptlinie 10 werktags im Viertelstundentakt von Recklinghausen über Herten, Resse, Buer und Gladbeck nach Oberhausen-Osterfeld führte.

In der ersten Hälfte der 1970er-Jahre investierte der Betrieb noch in die Verbindung und baute sie schnellstraßenbahntauglich mit eigener Trasse doppelgleisig bis Gladbeck Ost aus. Dabei hatte die Vestische längst andere Pläne und stellte Zug um Zug ihr Netz auf Busbetrieb um. Am 31. Oktober 1978 wurde der Abschnitt von Buer Nord bis Gladbeck bzw. Horst stillgelegt. Eine neue Endstelle in Höhe des Bahnhofs Buer Nord entstand: Die beiden Streckengleise mündeten über eine Weiche in ein einzelnes Stumpfgleis.

Der begrünte Mittelstreifen und der dunklere Asphaltbereich an der Kreuzung mit der Mühlenstraße entsprechen dem Verlauf, den der eigene Bahnkörper bzw. die Gleise auf dem Nordring hatten.

[02] Nordring/Ecke Mühlenstraße
Dezember 2006  © Tramtracks
[03] Ehemalige Endstelle auf dem Nordring zwischen Gerhart-Hauptmann-Straße und Rombergskamp
Dezember 2006  © Tramtracks

Zum 1. Oktober 1980 beschränkte die Vestische dann den Betrieb ihrer Tram-Linie 210 auf den Abschnitt Herten – Recklinghausen. Am selben Tag übernahm allerdings die Bogestra die Strecke vom Rathaus zum Bahnhof Buer Nord. Die Straßenbahn hielt aber nie direkt vor dem Empfangsgebäude, sondern nur auf dem Nordring, was für Umsteiger rund 150 Meter Fußweg mit sich brachte. Da die Bogestra auf der Strecke Straßenbahnen einer moderneren Generation einsetzen wollten, prüfte sie vorab, ob die Wagen irgendwo aneckten – mit Farbeimern, die an den Seiten des Fahrzeugs angebracht waren.

Offenbar gab es keine größeren Probleme, denn im fliegenden Wechsel übernahm die Linie 302 den Verkehr. Aber nicht für lange. Die nur kurze Verlängerung vom Rathaus mit den Haltestellen "Freiheit", "Königswiese", "Dorstener Straße" und "Buer Nord Bahnhof" litt unter der Konkurrenz der parallel und weiter führenden Buslinien. Ohne die Durchbindung bis Gladbeck blieb dieser Torso unwirtschaftlich. Am 30. Juni 1984 gab die Bogestra die Strecke bereits wieder auf: 1,7 Kilometer, die komplett auf eigener Trasse lagen. Der Bahnkörper ist als Grünstreifen auf Nordring und Buerscher Straße bis ins Zentrum von Gladbeck noch erkennbar.

[04] Nordring in Höhe Rombergskamp
November 1978  © Wolfgang Nyga

Blick zurück in die Geschichte: Nur wenige Tage nach der Stillegung der Anschlussstrecke nach Gladbeck waren im Herbst 1978 Gleise und Oberleitung noch weitgehend vorhanden. Die simple neue Endstelle war schon in Betrieb, ebenso wie die gummibereifte Ablösung für die Straßenbahn in Form der Vestischen Buslinie 49.

So ist es im Prinzip bis heute, auch wenn die Busse etwas anders aussehen und es jetzt die Linie SB91 ist, die werktags dreimal pro Stunde Fahrten zwischen Buer und Gladbeck anbietet.

[05] Nordring mit der Kreuzung Dorstener Straße
© RVR, 1990, Datenlizenz Deutschland - Namensnennung – Version 2.0

Auf der Luftaufnahme sechs Jahre nach der Streckenstilllegung sind der Bahnkörper und auch die Endstelle auf dem Nordring noch gut erkennbar. In den 1990er-Jahren wurden die Gleise dann entfernt und der Mittelstreifen begrünt.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position der Endstelle auf dem Nordring kurz vor der Einmündung Rombergskamp. Von der Karte sollte man sich nicht irritieren lassen: Der Eisenbahn-Haltepunkt "Gelnsekirchen-Buer Nord" wurde 1997 nach Osten auf den Bahndamm an der Straße Königswiese verlegt. Zuvor hatte er westlich der Dorstener Straße gelegen (die Zufahrtstraße heißt heute "Zum alten Bahnhof").

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Andreas Halwer: Zeitreise durchs Bogestra-Land. Band 2: Die Geschichte der Linie 302 (Bochum – Gelsenkirchen). Hövelhof 2018 (S. 85-86, 130-131)
  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 68, 404)