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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Krefeld: Bockumer Platz

Stillgelegt: Ende der 1980er-Jahre
Status: Gleisreste noch vorhanden (Stand: April 2020)

[01] Uerdinger Straße/Ecke Bockumer Platz
September 2012  © Tramtracks

Kaum hatte Bockum 1904 sein Rathaus an dem zentralen Platz eingeweiht, da verlor der Ort seine Eigenständigkeit und kam 1906 zu Krefeld. Bereits mit der Dampfbahn anno 1883 hatte Bockum einen Gleisanschluss erhalten, und die 1901 elektrifizierte Tramstrecke ist noch heute eine der Hauptachsen des Krefelder Netzes.

Um den Bockumer Platz führte viele Jahre eine Wendeschleife, die 1931 erstmals im Gleisplan auftauchte und inzwischen aufgelassen ist. Am deutlichsten fallen die Schienen an der Einmündung auf die Uerdinger Straße ins Auge. Die Weiche, die auf das aus Uerdingen bzw. Elfrath kommende Strecke führte, ist längst demontiert worden, der Gleisbogen selbst ist aber noch vorhanden.

 

[02] Bockumer Platz
September 2012  © Tramtracks
[03] Bockumer Platz
Mai 2011  © Tramtracks

Der Bockumer Platz ist ein netter kleiner Park. Wann ihn zum letzten Mal eine Straßenbahn umrundete, ließ sich bislang nicht genau ermitteln. Im Grunde genommen wurde die Schleife überflüssig, als am 15. August 1970 der erste Abschnitt der Neubaustrecke nach Elfrath (von der Bockumer Kirche zur Schleife Friedhof) eröffnet wurde. Zuvor war der Bockumer Platz wohl schon längere Zeit nur noch Endstelle für Verstärkerfahrten während der Hauptverkehrszeit gewesen. In den 1950er- und frühen 1960er-Jahren setzte hier zeitweise die Linie 5 ein, die zum Hauptfriedhof (Schleife Lehmheide/Heideckstraße) fuhr.

Doch der Bockumer Platz bietet noch mehr ein bisschen mehr Tram-Geschichte: In die Nießenstraße zweigte ein Stumpfgleis ab. Da die Schleife gegen den Uhrzeigersinn befahren wurde, musste man sozusagen rückwärts einparken.

[04] Bockumer Platz/Ecke Nießenstraße
Mai 2011  © Tramtracks
[05] Bockumer Platz/Ecke Nießenstraße
April 2011  © Tramtracks

Erstmals tauchte dieses Stumpfgleis 1951 im Netzplan auf, hatte aber offensichtlich nicht lange Bestand: 1954 ist es noch in der Gleisübersicht enthalten, 1960 wird es bereits wieder als "aufgelassen" gekennzeichnet. Wozu es genau gedient hat, ist unklar – vermutlich zum Abstellen defekter Fahrzeuge oder zum Parken von Arbeits- bzw. Beiwagen. Die Schleife selbst war eingleisig und bot somit keine Überholmöglichkeit. Das Stumpfgleis soll bemerkenswert weit in die Nießenstraße hinein geragt haben.

Im Sommer 1985 war die Schleife definitiv noch an das Netz angeschlossen und wurde auch tatsächlich benutzt, als die Linie 043 aufgrund eines Oberleitungsschadens nicht bis Uerdingen fahren konnte. Die 1986er Ausgabe des Straßenbahn-Atlas führt die Schleife noch als betriebsfähig auf, die Publikation aus dem Jahr 1992 dann nicht mehr.

Auf dem Stadtplan markiert ist der Gleisbogen an der Ecke Bockumer Platz/Nießenstraße. Der Bockumer Platz wird heute von zwei Straßenbahnlinien (042 und 043) sowie zwei Buslinien (047 und 054) bedient.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Dieter Höltge / Michael Kochems: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 9: Niederrhein. Freiburg 2004 (S. 158, 181)
  • Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn in Zusammenarbeit mit Light Transit Rail Association (Hrsg.): Straßenbahnatlas Bundesrepublik Deutschland 1986. Berlin 1986 (S. 103)
  • Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn (Hrsg.): Straßenbahnatlas Deutschland 1992. Berlin 1992 (S. 163)