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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Mülheim/Ruhr: Hauptbahnhof

Stillgelegt: 1983
Status: Keine Gleisrelikte, Unterführung noch vorhanden (wird als Busstation genutzt)

[01] Östliche Rampe zwischen Hauptbahnhof und Tourainer Ring
Juni 2011  © Tramtracks

Bevor am 3. November 1979 das Stadtbahn-Zeitalter auch in Mülheim offiziell anbrach und die unterirdische Strecke nach Heißen bzw. Essen an den Start ging (heute: U18), hatte es bereits eine Tunnelstation am Hauptbahnhof gegeben. Vom 30. April 1972 an hatte das Straßenbahnlinienpaar 8/18 dort seinen Halt – in einer Unterführung, die zwischen dem eigentlichen Bahnhof und dem "Forum"-Einkaufskomplex entstand. Zuvor war die Straßenbahn ein wenig weiter südlich von der Eppinghofer Straße direkt auf die Hingbergstraße abgebogen, die dann im Bereich des Hauptbahnhofs komplett überbaut und am Tourainer Ring gekappt wurde.

Zwischen 1972 und 1983 vollzog die Strecke an der westlichen Rampe eine langgezogene S-Kurve von der Eppinghofer Straße in die Unterführung. Von der östlichen Rampe ging es bis 1979 mittels einer furchteinflößend hohen, provisorischen Brücke über die U-Bahn-Baugrube auf die Hingbergstraße Richtung Heißen.

 

[02] Westliche Rampe zwischen Hauptbahnhof und Am Löwenhof
Juni 2011  © Tramtracks
[03] Westliche Rampe zwischen Hauptbahnhof und Am Löwenhof
Juni 2011  © Tramtracks

Direkt nördlich der Unterführung entstand bis Ende der Siebziger eine zweite Tunnelstation, die zunächst für die Stadtbahn von Mülheim über Heißen nach Essen eröffnet wurde. Vom 3. November 1979 an hatte die Linie 18 (ab 1980: U18) dort ihren Ausgangspunkt. Die oberirdische Tramstrecke nach Heißen wurde gleichzeitig stillgelegt und auf der östlichen Rampe zur älteren Tunnelstation das Gleis abgebunden.

Die unterirdische Straßenbahn-Haltestelle blieb aber noch ein paar Jahre in Betrieb. Einstweilen fuhr noch die Linie 8 (ab 1980: Linie 108) von Uhlenhorst kommend über die westliche Rampe in die Unterführung ein und endete hier. Fast vier Jahre lang gab es also zwei voneinander getrennte, aber unmittelbar benachbarte unterirdische Bahnhöfe. Die Tunnelstation hatte schließlich am 16. Oktober 1983 ausgedient. Dann wurde die Strecke durch die südliche Eppinghofer Straße aufgegeben, und die Linie 108 erreichte den Hauptbahnhof vom Rathausmarkt her über die reaktivierte Verbindung durch die Bahnstraße und über eine Rampe, die in den neueren der beiden Tunnelbahnhöfe führte. Dort hatte die Linie 108 dann erst einmal ihre Endstelle direkt neben der U18.

Die Zugänge zur ersten Tunnelstation blieben erhalten. Sie wurde umgebaut und zum neuen Busbahnhof umgewidmet. Diese Funktion besitzt die Unterführung noch heute.

[04] Luftbild der Umgebung des Mülheimer Hauptbahnhofs mit den beiden Tunnelrampen
© RVR, 1990, Aerowest GmbH, EUROSENSE GmbH, Datenlizenz Deutschland - Namensnennung – Version 2.0

Das auf 1990 datierte, aber vermutlich ein paar Jahre früher aufgenommene Luftbild zeigt die bereits stillgelegte östliche Tunnelrampe, die anscheinend zur Hälfte als Parkplatz diente. Auf der anderen Seite kann man die kurvige Zufahrt zum westlichen Tunneleingang erkennen, die später für die Busse begradigt wurde. Weite Schatten warfen die vier 20-geschossigen Wohntürme, die wie das Einkaufszentrum "Forum" zwischen 1970 und 1976 errichtet wurden.

Auf dem Stadtplan markiert ist der östliche Mund des 150 Meter langen Tunnels mit der Busstation des Mülheimer Hauptbahnhofs. Sämtliche den Bahnhof berührenden Buslinien haben dort ihren Halt.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 336, 338)
  • Helmut Hoffmann / Klaus Oehlert: Bilder von der Mülheimer Strassenbahn. Aachen 1985 (S. 40-41)
  • Betriebe der Stadt Mülheim an der Ruhr (Hg.): 90 Jahre Straßenbahn Mülheim an der Ruhr. Mülheim/Ruhr 1988 (S. 26, 30, 35, 39)
  • Eckehard Frenz / Wolfgang R. Reimann: Tram-Tour Ruhr. Freiburg 2008 (S. 48)