Svoboda | Graniru | BBC Russia | Golosameriki | Facebook
Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Remscheid: Kellershammer

Stillgelegt: 1934/35
Status: Brücke noch vorhanden (Stand: April 2007)

[01] Brücke über den Eschbach in Höhe Kellershammer
April 2007  © Tramtracks

Die Eschbachtalbahn war, wie man heute sagen würde, eine Public Private Partnership. Zu je einem Drittel beteiligten sich die Städte Burg und Wermelskirchen sowie private Geldgeber an dem Projekt. Letztere waren örtliche Fabrikanten der Kleineisenindustrie, die sich durch den erleichterten Transport von Kohle und Waren wirtschaftliche Vorteile versprachen. Baubeginn war im April 1889. Die Strecke folgte größtenteils der Landstraße durchs Eschbachtal – mit wenigen Ausnahmen. Eine davon befand sich in Höhe Kellershammer, wo die Trasse von der Kellerstraße (L408) nach Norden schwenkte und auf einer Steinbogenbrücke den Eschbach überquerte.

Die Brücke selbst ist seit 2006/07 gesperrt, weil sie als einsturzgefährdet gilt. Anders als der nahe gelegene Damm des alten Hammerteichs, der im Zweiten Weltkrieg von einer Fliegerbombe getroffen wurde, hat sie mehr als ein Jahrhundert überdauert. Allerdings findet sich in der Fachliteratur auch der Hinweis, dass die alte Brücke bereits 1949 abgerissen worden sei. Nach einem Neubau sieht das Gemäuer freilich nicht aus, und von der Lage her würde es auch passen.

 

[02] Brücke über den Eschbach in Höhe Kellershammer
April 2007  © Tramtracks

Der Kellershammer ist einer von vielen Anlagen, in denen in der Gegend seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert Eisen bearbeitet wurde: Die Kraft des fließenden Wassers trieb die Hämmer an, um das Rohmaterial zu bearbeiten.

Die Transportmengen, die die Eschbachtalbahn zu bewältigen hatte, hielt sich in Grenzen. Die Umstellung der Betriebe von Kohle auf Strom verringerte zu Anfang des 20. Jahrhunderts das Frachtaufkommen erheblich. Elektrifiziert worden war die Strecke 1900. Auch der geringe Personenverkehr durch die dünn besiedelte Gegend warf bald die Frage auf, wie lange die Strecke zu halten sei, zumal Wermelskirchen (seit 1900) und Burg (seit 1925) direkt mit der Tram von Remscheid aus erreichbar waren. Ein letztes Mal gab es zu Pfingsten 1930 so etwas wie einen Andrang an Fahrgästen, und die Eschbachtalbahn fuhr feiertags alle halbe Stunde. Am 7. Oktober 1930 endete aber der Linienverkehr auf der Verbindung zwischen Burg und Talsperre. Güter wurden noch weiterhin transportiert, im Jahr kamen aber kaum mehr als bescheidene 5.000 Tonnen zusammen. Das Gleis zwischen Kellershammer und Preyersmühle wurde 1934/35 abgebaut.

[03] Einschnitt zwischen Eschbach und der Straße Ehringhausen
April 2007  © Tramtracks

Direkt hinter der Brücke musste für das Gleis ein Einschnitt in den Felsen gesprengt werden. Der Durchbruch öffnet den Blick auf die Straße Ehringhausen, wo die Strecke in einer Linkskurve Richtung Burg abbog. Die Sprengung legte nebenbei geologische Schichten frei, die der Remscheider Geologe und Paläontologe Julius Spriestersbach (1871-1945) untersuchte. Und er entdeckte dabei versteinerte Hinweise auf ein Urmeer, das vor Millionen von Jahren das Bergische Land bedeckte. Der Fund war zur damaligen Zeit eine kleine wissenschaftliche Sensation. Der Bau der Kleinbahn hatte somit nicht nur die Mobilität, sondern auch die Forschung beflügelt.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Brücke über den Eschbach. Die nächstgelegene Haltestelle heißt Hüttenhammer (Buslinie 653).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Gerd Wolff / Lothar Riedel: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 5: Nordrhein-Westfalen. Freiburg 1998 (S. 154-157, 166)
  • Alfred Scheerer: Chronik der Remscheider Straßenbahn. Wuppertal 1954 (S. 15-18, 62-68, 105-106)