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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Wuppertal: An der Bergbahn

Stillgelegt: 1959
Status: Denkmal und Gedenktafeln vorhanden (Stand: April 2018)

[01] Untere Lichtenplatzer Straße/Ecke An der Bergbahn
April 2007  © Tramtracks

Ein Denkmal für die Bergbahn: In der Grünanlage an der Unteren Lichtenplatzer Straße ließ die Pensionskasse für die Angestellten der Barmer Ersatzkasse (BEK) 1984 ein Erinnerungsstück aufstellen, 90 Jahre nach der Eröffnung der Strecke am 16. April 1894. Für die "Regionale 2006" hat das Gelände seine ursprüngliche Topografie zurückerhalten – zumindest weitgehend. Kurz bevor der ehemalige Bahnkörper die Untere Lichtenplatzer Straße kreuzt, zerteilt ein Plateau die alte Trasse. Von dort bietet sich ein Ausblick auf Barmen mit dem 135 Meter hohen, gemauerten Schornstein des Heizkraftwerks. Es markiert die Lage des früheren Bergbahnhofs, dessen Kraftzentrale den Strom für den Antrieb lieferte.

Bei diesem Denkmal handelt es sich nicht um Originalteile. Die Achse stammt vielmehr von der Stuttgart-Degerlocher Zahnradbahn ("Zacke"). Eine echte Zahnstange der Bergbahn liegt übrigens am nördlichen Endpunkt der Strecke der Bergischen Museumsbahnen am Möschenborn in Wuppertal-Cronenberg.

Vis-a-vis des Denkmals hatte die BEK ihre Verwaltung; nach dem Zweiten Weltkrieg hieß die in der Nähe befindliche Haltestelle auch nach ihr. Viele Angestellte benutzten die Bergbahn für ihren Weg zum Arbeitsplatz und hatten allen Grund, sich über die ersatzlose Streichung ihres Nahverkehrsanschlusses zu ärgern.

 

[02] Denkmal für die Barmer Bergbahn
April 2007  © Tramtracks
[03] Denkmal für die Barmer Bergbahn
April 2007  © Tramtracks
[04] Denkmal für die Barmer Bergbahn
April 2007  © Tramtracks

In der Mitte des meterspurigen Gleises befand sich die Stange, in die das Zahnrad der Bergbahn einhakte. Vom Motor bewegt wurde freilich nur das Zahnrad, die beiden Laufräder waren ohne Antrieb. Talwärts fuhr ein Fahrzeug mit eingeschalteten Motoren und speiste einen Großteil der Energie zurück in die Stromleitung – gleichzeitig musste allerdings ein bergwärts fahrender Wagen die Energie aufnehmen.

Durch die Barmer Anlagen fuhr die Bergbahn auf eigener Trasse, deren Verlauf die weißen Stelen markieren. Unweit des Denkmals stand das im Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogene und später abgerissene Planetarium, das der benachbarten Haltestelle lange Zeit ihren Namen gegeben hatte. In Barmen erinnert derweil der Straßenname "An der Bergbahn" an längst vergangene Tage. Bereits 1930 wurde die damalige Louisenstraße umbenannt, woran sich – auch ohne Bergbahn – bis heute nichts geändert hat.

[05] An der Bergbahn/Ecke Gewerbeschulstraße
April 2018  © Tramtracks
[06] An der Bergbahn zwischen Gewerbeschulstraße und Saarbrücker Straße
April 2018  © Tramtracks

Als hier am 4. Juli 1959 die letzte Bahn fuhr, machten nicht wenige Bürger ihrem Unmut darüber Luft. Die Bergbahn war weit mehr als nur eine Kuriosität, sie stellte trotz ihres gemächlichen Tempos von maximal neun Stundenkilometern eine gut frequentierte und auch im Winter zuverlässige Verkehrsverbindung dar. Und sie war ein Stück Barmer Identität – so wie eben die Schwebebahn zu Wuppertal gehört.

Eine Adhäsionsbahn (also eine Tram ohne Zahnräder) wäre insbesondere an dem steilsten Abschnitt (am nördlichen Ende der Straße An der Bergbahn) mit 16,8 Prozent Steigung gescheitert. Die zweigleisige Trasse kreuzte die Saarbrücker Straße, bevor sie auf einer Brücke die Eisenbahnstrecke überquerte und in die Talstation einfuhr. Der Barmer Bergbahn e.V. hat eine Reihe von ansprechend gestalteten Gedenktafeln mit historischen Fotos und einordnendem Text entlang der Strecke anbringen lassen, so auch an der Ecke Saarbrücker Straße/An der Bergbahn. Der Bürgerverein hatte sich 2009 gegründet, um die Wiedereinführung der Zahnradbahn voranzutreiben. An der Bergischen Universität Wuppertal entstand 2015 dazu eine Machbarkeitsstudie. Ganz offensichtlich ist freilich, dass der ehemalige Bergbahnhof vom Kraftwerk Am Clef vereinnahmt worden ist und nach der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke 1964 die alte Brücke nicht wiederherstellbar wäre. Deswegen wurde – abweichend von der ursprünglichen Streckenführung – an eine Anbindung des Bahnhofs Barmen nachgedacht. Eine erste Kostenschätzung jenseits von 40 Millionen Euro deutete aber bereits an, dass die Hürden für die Realisierung des Projekts sehr hoch sind. Andererseits wäre ein technisches Denkmal mit echtem Betrieb touristisch attraktiv, wie die Bergischen Museumsbahnen in der Kohlfurth unter Beweis stellen.

[07] An der Bergbahn/Ecke Saarbrücker Straße
April 2018  © Tramtracks
[08] Heizkraftwerk Barmen auf dem Gelände des Bergbahnhofs
April 2018  © Tramtracks

Bei dem Beschluss, die Bergbahn aufzugeben, spielten wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Hohe Betriebskosten für diesen Solitär im Wuppertaler Verkehrsnetz und noch höherer Modernisierungsbedarf führten die Stadtwerke als Argumente ins Feld. Auch wollte sich das Heizkraftwerk ausdehnen. Es wurde noch mit Kohle befeuert, bevor man es 1971 auf Gas als Energieträger umstellte. Der 137 Meter in den Himmel ragende und damit seinerzeit höchste aus Ziegelsteinen gemauerte Kamin in Deutschland wurde nicht mehr benötigt und verschwand bis Juni 2011 aus dem Stadtbild. 

In der Nachkriegszeit wurde die Kohle bis 1963 mit der Güterstraßenbahn vom Übergabebahnhof Loh herbeitransportiert. Dazu gab es ein eigenes Anschlussgleis, das von der Straße "Am Clef" in einem Bogen auf das Werksgelände führte. Noch heute ist ein kurzer Gleisstrang auf dem Hof zu sehen, doch er hat mit den Kohletransporten nichts zu tun. Diese Schienen wurden erst später eingebaut und dienen dem Austausch des Transformators. Dafür wird die Wand, bis zu der das Gleis reicht, aufgebrochen und der am Ende seiner Lebenszeit angekommene Trafo über die Schienen herausgeschoben. Sein Nachfolger gelangt auf demselben Wege ins Kraftwerksgebäude, das anschließend wieder zugemauert wird.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position des Bergbahn-Denkmals am südlichen Ende der Straße An der Bergbahn in den Barmer Anlagen. So heißt auch die benachbarte Bushaltestelle (Linie 640). Der S-Bahnhof Wuppertal-Barmen befindet sich außerdem in fußläufiger Entfernung.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Bernhard Terjung: Straßenbahnen in Wuppertal. Nordhorn 1997 (S. 77, 120-127)
  • Michael Malicke: Bitte einsteigen! Erinnerungen an die Wuppertaler Bergbahn und Straßenbahn. Gudensberg-Gleichen 2008 (S. 3-18)
  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 5: Bergisches und Siegerland. Freiburg 1996 (S. 24-29)
  • Herbert Günther: Die Wuppertaler Straßenbahnen. Erfurt 2005 (S. 74, 80)