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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Wuppertal: Betriebshof Bayreuther Straße

Stillgelegt: vermutlich 1963
Status: Gebäudeensemble noch erhalten (Stand: April 2018)

[01] Ehemaliger Betriebshof an der Bayreuther Straße
Mai 2008  © Sebastian Köthe

Wer würde vermuten, dass sich hinter dieser adretten Fassade ein Straßenbahn-Betriebshof befand? Die Bergischen Kleinbahnen hatten an den Hohenzollernstraße (heute: Bayreuther Straße) am 6. Februar 1902 ein kleines Depot für bis zu sechs Triebwagen eröffnet. Es lag an der Meterspurstrecke, die vom Johannisberg über die Briller Straße nach Norden zum Gabelpunkt und weiter ins Niederbergische führte. Der Betriebshof war über eine kurze Stichstrecke angebunden. In der Regel wurden aber nur zwei Wagen dort eingesetzt. Die übrigen Kurse auf der Achse Neviges – Elberfeld stellte der Nevigeser Standort.

 

[02] Blick ins Innere der ehemaligen Wagenhalle
Juli 2010  © Marcus Lämmer
[03] Blick ins Innere der ehemaligen Wagenhalle
Juli 2010  © Marcus Lämmer

Der Betriebshof büßte rasch an Bedeutung an. Zum einen konnten die Bergischen Kleinbahnen im November 1902 eine direktere Verbindung von Elberfeld zum Gabelpunkt eröffnen, die über die Hochstraße führte. Auf der Briller Straße verblieb nur noch die Rundbahn, die eine große Schleife durch Steinbeck, Elberfeld, Mirke und das Briller Viertel drehte, allerdings schon 1919 wieder aufgegeben wurde. Zum anderen übernahm die regelspurige Talbahn 1925 die Konzession für die Strecke von der Tannenbergstraße (heute: Robert-Daum-Platz) hinauf zum Gabelpunkt. Auf der Briller Straße wurde ein Dreischienengleis verlegt, so dass eine Zufahrt zur Wagenhalle erhalten blieb.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde nördlich der Wagenhalle ein Bauhof angesiedelt. Zwischen Bayreuther Straße und Bahnhof Ottenbruch wurde im Jahr 1954 das Gleisbaulager von der Briller Straße her über ein Dreieck in Meter- und Regelspur angebunden. Dort befand sich auch eine sogenannte Sandtrocknungsanlage, wo Bremssand für die Bahnen aufbereitet und in speziellen Loren abtransportiert wurde. Das Gleislager wurde schließlich Ende 1966 stillgelegt.

Wie lange das benachbarte Depot tatsächlich noch genutzt wurde, ist nicht zweifelsfrei bekannt. Entweder wurde es zeitgleich mit dem Bauhof geschlossen – falls so lange noch ein meterspuriger Anschluss von der Briller Straße her bestand. Wegen des Ausbaus der Tannenbergkreuzung endete der meterspurige Linienbetrieb mit einem Pendelwagen zwischen Gabelpunkt und Robert-Daum-Platz bereits am 24. Februar 1963. In der Wagenhalle, die ein wenig versteckt als Anbau hinter dem Gebäude an der Bayreuther Straße lag, befanden sich übrigens stets nur Meterspurgleise. Der Betriebshof spielte also für den regelspurigen Betrieb durchs Briller Viertel, der sich noch bis 1987 halten konnte, keine Rolle.

Das 1901 erbaute Vorderhaus und die gut 25 Meter lange Wagenhalle blieben aber erhalten und stehen seit 2001 unter Denkmalschutz. Ihnen kam zugute, dass ihr Äußeres nicht rein funktional geplant worden war, sondern sich dem sie umgebenden Villenviertel stilistisch anpasste. Das Innere des Gebäudeensembles hat sich dagegen erheblich gewandelt. Bis Mitte 2010 zeichneten sich im hinteren Teil der Halle noch die drei Gleise im Betonboden ab, bevor Handwerker sie zuspachtelten. Inzwischen ist mit der Simeit Sanitär- und Heizungstechnik ein Handwerksbetrieb dort ansässig und nutzt die Wagenhalle als Lager bzw. das Vorderhaus als Büroräume.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position des ehemaligen Betriebshofs (Adresse: Bayreuther Straße 8, 42115 Wuppertal). In der Nähe befindet sich die Bushaltestelle Bayreuther Straße (Linien 613 und 649).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Bernhard Terjung: Straßenbahnen in Wuppertal. Nordhorn 1997 (S. 64-65, 186, 190-191, 197)
  • Eckehard Frenz / Wolfgang R. Reimann: Tram-Revue Wuppertal 1952-1962. Wuppertal 2010 (S. 46-48)
  • Herbert Cappel: Unter dem Fahrdraht. Wuppertal 1989 (S. 62)