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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Wuppertal: Betriebshof Oststraße

Stillgelegt: vermutlich Mitte/Ende der 1950er-Jahre
Status: Wagenhalle noch vorhanden (Stand: Juni 2008)

[01] Zufahrt zur Wagenhalle an der Oststraße
Juni 2008  © Sebastian Köthe

Auf den ersten Blick war die Zufahrt zur Wagenhalle kaum zu erkennen – das ehemalige Depotgebäude liegt heute gut versteckt hinter einem nachträglich auf dem Gleisvorfeld errichteten Wohnhaus (Oststraße 39). Der ehemalige Betriebshof ist fast von allen Seiten zugebaut bzw. zugewachsen, und nur mit Mühe findet man einen geeigneten Blickwinkel, um das historische Gebäude selbst vors Objektiv zu bekommen. Dank des charakteristischen Sheddachs (das anscheinend mittlerweile gegen eine flache Variante ausgetauscht wurde) war die ehemalige Wagenhalle jedoch eindeutig zu identifizieren. Den Innenhof zwischen dem Wohnhaus und der Halle selbst schirmt eine hohe Betonmauer ab.

Die von der Barmer Straßenbahn erbaute Wagenhalle war klein, nur gut 35 Meter lang und 12 Meter breit. Zeitgleich mit der Eröffnung der Wichlinghauser Straßenbahnstrecke von Alten Markt in Barmen über Zwinglistraße, Heubruch, Große Flurstraße, Westkotter Straße, Oststraße, Am Diek, Weiherstraße und Wittener Straße nach Beckacker (heute: Beckacker Brücke) am 9. November 1895 ging auch das Depot in Betrieb.

 

[02] Zufahrt zur Wagenhalle an der Oststraße
Juni 2008  © Sebastian Köthe
[03] Wagenhalle hinter dem Haus Oststraße 39
Juni 2008  © Sebastian Köthe

In der Anfangszeit war diese frühe Linie der Barmer Straßenbahn ein Inselbetrieb und benötigte somit ein eigenes, wenn auch kleines Depot. Von Februar 1897 an gab es eine Gleisverbindung über die Rathausbrücke, so dass auch der Betriebshof in Heckinghausen (der sich damals noch an der Ackerstraße befand) erreicht werden konnte.

Die Halle verfügte über drei Gleise. Hier war zunächst der gesamte Fuhrpark für die "rote Linie" untergebracht. Von 1911 an, als die Wichlinghauser Linie eine Nummer bekam (die "2") und über Haßlinghausen hinaus bis Hiddinghausen verlängert wurde, standen in der Halle vor allem Beiwagen. Sie wurden in den Hauptverkehrszeiten an die zweiachsigen Triebwagen gehängt.

[04] Sheddach der ehemaligen Wagenhalle – von der Insterburger Straße aus gesehen
Juni 2008  © Sebastian Köthe
[05] Im Innern der Wagenhalle – heute eine Autowerkstatt
Juni 2008  © Sebastian Köthe

Das genaue Datum, zu dem die Wuppertaler Stadtwerke das Depot aufgaben, ist nicht bekannt. Bis zum Frühjahr 1954 wurde der Betriebshof auf jeden Fall noch genutzt. Die Strecke auf der Oststraße wurde zuletzt am 31. Juli 1964 befahren. Der Omnibus übernahm die Wichlinghauser Linie, obwohl das hohe Fahrgastaufkommen durchaus den Straßenbahnbetrieb weiterhin gerechtfertigt hätte.

In der Wagenhalle hat sich mittlerweile eine Autowerkstatt eingerichtet. Dank der Sheddachkonstruktion mit seinen gläsernen Schrägen fiel viel Licht ins Innere. Eine solche Bauweise ist bei Fabrikgebäuden aus jener Zeit nicht selten anzutreffen, da sie die gleichmäßige Ausleuchtung einer Halle ermöglichte. Bei den hintereinander angeordneten Winkeln, die das Dach bilden, weisen die steilen Glasflächen normalerweise nach Norden, um Schlagschatten zu vermeiden – so war es auch an der Oststraße der Fall.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Lage der ehemaligen Wagenhalle hinter dem Haus Oststraße 39. In der Nähe befindet sich die Bushaltestelle Oststraße (Linien 612 und 622).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Bernhard Terjung: Straßenbahnen in Wuppertal. Nordhorn 1997 (S. 86-92)
  • Wolfgang R. Reimann: Wuppertaler Bahnen. Freiburg 1982 (S. 75-76, 148)
  • Herbert Cappel: Unter dem Fahrdraht. Wuppertal 1989 (S. 60)