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Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Wuppertal: Bundesallee

Stillgelegt: 1987
Status: Isolierung an der Fußgängerbrücke noch vorhanden (Stand: August 2008)

[01] Bundesallee zwischen Kasino- und Alexanderstraße
Juli 2005  © Tramtracks

Wenn es schon keine Gleise mehr zu besichtigen gibt, muss man besonders genau hinsehen, um Überbleibsel einer aufgegebenen Straßenbahntrasse aufzuspüren. In diesem Fall sind die Relikte über den Köpfen zu finden, genauer gesagt: an der Fußgängerbrücke, die über die Bundesallee führt. Reste der Oberleitungsisolierung umhüllen den Beton, und dies gleich zweifach – analog zur doppelgleisigen Strecke direkt darunter, auf der bis zum 30. Mai 1987 die Straßenbahn fuhr.

Die breite Ausfallstraße wurde zwar erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg Realität, die Idee dafür nahm aber bereits 1939 mit dem Abbruch von ersten Häusern südlich der Aue Kontur an. Zu jener Zeit verlief der Fahrweg noch nördlich der Wupper, und dies nach Fahrtrichtungen getrennt. Gen Westen ging es durch Neumarktstraße und Friedrich-Ebert-Straße, nach Osten durch Aue und Mäuerchen zur Alten Freiheit. Diese geteilte Streckenführung war eine Folge der engen Straßen in der Elberfelder Altstadt, die eine Zweigleisigkeit nicht zuließen. Genau das sollte sich durch den Bau der Bundesallee ändern. Vom 9. Juli 1962 an benutzten die Linien 1, 11 und 21 die mit eigenem Bahnkörper versehene Neubaustrecke, allerdings zunächst nur nach Osten in Richtung Elberfeld, vom 27. August 1966 an dann auf ganzer Länge auch in westlicher Richtung.

 

[02] Spuren der Aufhängung der Oberleitungsisolierung an der Fußgängerbrücke
Juli 2005  © Tramtracks
[03] Spuren der Aufhängung der Oberleitungsisolierung an der Fußgängerbrücke
Juli 2005  © Tramtracks
[04] Bundesallee in Höhe Alexanderstraße mit Blick auf die Schwebebahnbrücke Ohligsmühle
Juli 2005  © Tramtracks

Der Grünstreifen in der Mitte der Bundesallee entspricht dem ehemaligen Bahnkörper, sofern er nicht wie in Höhe Alexanderstraße für die Einfädelung der Busse der Straße zugeschlagen wurde. Doch so grün war die Szenerie früher nicht. Das regelspurige Gleis der Talbahn war ganz klassisch eingeschottert. Ein optisch ansprechenderes Rasengleis war in den 1980er-Jahren noch praktisch unbekannt.

Gut 20 Jahre nach der Stilllegung sorgte die Straßenbahntrasse indirekt für Schlagzeilen. Die Sanierung der Wupperbrücke an der Ohligsmühle (unterhalb der Schwebebahn) 2008/2009 kam die Stadt erheblich teurer als geplant (rund 1,4 Millionen statt eine Million Euro). Offenbar hatte es Pfusch bei der Demontage der Schienen gegeben, denn die Brückenkonstruktion war stark beschädigt (beim Abfräsen der Betonoberfläche wurde die Spannbewehrung angegriffen). Die Stadtverwaltung hatte dies nicht dokumentiert, so dass die Papierform der Brücke deutlich besser aussah als ihr tatsächlich miserabler Zustand – was sich aber erst bei der Sanierung herausstellte.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position der Fußgängerbrücke über die Bundesallee 50 Meter östlich der Wupperquerung. Ganz in der Nähe befindet sich die Schwebebahnstation Ohligsmühle.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Bernhard Terjung: Straßenbahnen in Wuppertal. Nordhorn 1997 (S. 46-47, 52)