Frankreich ist mit genialischen Verbrecherpersönlichkeiten reich gesegnet. François Villon ermordete einen Priester. Paul Verlaine versuchte, seine Mutter zu erwürgen und schoss auf seinen Freund Arthur Rimbaud. Louis Althusser erdrosselte seine Frau. Deutschland kann da mit seinem Wedel-Skandal nicht mithalten. Auch die pikante Idee, den Verbrecher als Heiligen zu verehren, kommt aus Paris. Ihr Erfinder ist der Dandy-Poet Charles Baudelaire, der eine aristokratische Verachtung für die Masse hegte. Sein legendäres Bürgerschrecksmotto Épater le bourgeois befeuert bis heute die Entgrenzungsfantasien der Künstler, die mit dem wohligen Schauer des Angestellten rechnen, der sich abends im Theater oder im Kino für sein langweiliges Streberleben entschädigen will.