So wie es ein elektrisierendes Vergnügen ist, Roger Federer beim Tennisspielen zu beobachten, so stimulierend für die eigenen Neuronen ist es, Perry Anderson beim Denken über die Schulter zu schauen: Hier kann man lernen, was begriffliche Klarheit im Verbund mit großer Quellenkenntnis, vorangetrieben durch ein polemisches Temperament und in Schwung gehalten durch einen klassisch trockenen Stil, vermag.

Das jüngste Buch des marxistischen Historikers, der 1938 in London geboren wurde, knöpft sich den Begriff der Hegemonie vor, den erstmals Herodot verwendete, um zu erklären, weshalb sich die griechischen Stadtstaaten angesichts der persischen Gefahr unter der Hegemonie zuerst Athens, dann Spartas zusammengetan hatten. Seither wird der Begriff immer dort reaktiviert, wo man beschreiben möchte, wie ein Staat – oder seit Gramsci eine Klasse – die Vormacht zu erringen vermag. Und zwar nicht einfach durch Zwang, also durch Androhung von Gewalt, sondern mit zumindest zähneknirschend duldender Zustimmung der Unterworfenen.