Wenn es etwas gibt, was wir nach der Oscar-Nacht am 10. März nicht lesen wollen, dann den Satz, dass Sandra Hüller leer ausgegangen sei. Denn Hüller ist "voll" mit Preisen, mit der Anerkennung Hollywoods, der internationalen Presse. Ihre Oscar-Nominierung für die Hauptrolle in Justine Triets Gerichtsthriller Anatomie eines Falls ist ein Ereignis. Ja, Sandra Hüller steht mit vollen Händen da, weil Jonathan Glazers Film The Zone of Interest, in dem sie die Frau des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß verkörpert, in vier weiteren Oscar-Kategorien nominiert ist. Weil sie weiter in Bochum und Leipzig auf der Bühne steht (Hamlet, Der Würgeengel). Weil sie sich immer weiter ausprobiert. Mit schwebender Offenheit hat sie das Langgedicht Die mystische Aubergine von Volker Sielaff als Hörbuch aufgenommen – über die Dinge, an denen sich unsere Liebe entzünden kann (am Morgen beschlagene Spiegel, Doris Day, Feuerwanzen).