DIE ZEIT: Herr Mitterlehner, Sie leiten die Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich. Wie groß sind die Geldsorgen der Menschen in Österreich?

Clemens Mitterlehner: Wir sind gerade dabei, die Statistik für das Jahr 2023 zu analysieren. Und da sehen wir besorgniserregende Dinge.

ZEIT: Welche sind das?

Mitterlehner: Es gibt einerseits Faktoren, die seit Jahrzehnten konstant sind: Bei rund einem Drittel unserer Klientinnen und Klienten ist der Hauptgrund für die Überschuldung, dass sich ihr Einkommen verringert hat oder sie ihren Job verloren haben. Arbeitslosigkeit ist schon immer ein riesengroßes Thema in der Schuldenberatung. Was jetzt dazukommt und besorgniserregend ist: Bei jeder achten Person, die zur Beratung kommt, sind die Teuerung und die Lebenserhaltungskosten – also Miete, Heizung, Essen – der Hauptgrund für die Überschuldung. Das betrifft inzwischen mehr als zwölf Prozent der Fälle insgesamt, Frauen noch stärker.