Bei Ärzten denkt man an Lebensretter. Als Palliativmediziner begleite ich Menschen aber beim Sterben. Ist das nicht wahnsinnig traurig?, werde ich oft gefragt. Mir macht diese Arbeit Freude.

Ich habe mein Medizinstudium als Rettungsassistent finanziert. Schon da sah ich Menschen sterben – teils auf eine viel grausamere Art, als ich das heute erlebe. Ein Verkehrsunfall lässt sich nicht vorhersehen. Bei schwerkranken Menschen kann ich zumindest das Leiden lindern.

Über den Tod reden wir nicht gern. Wir benutzen Tausende Synonyme, um nicht "tot" oder "sterben" zu sagen: "Er ist von uns gegangen", "Sie ist friedlich eingeschlafen". Aber ab und an sollte man über den Tod sprechen. Deswegen habe ich Letzte-Hilfe-Kurse erfunden. Mit denen ist es wie mit Erste-Hilfe-Kursen: Die macht auch keiner gerne, sie sind aber sinnvoll.